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Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)

Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition)

Titel: Eine heißblütige Lady: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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sorgfältig über seine Entgegnung nach. Er fragte sich, ob es nicht einfacher war, sie direkt darauf anzusprechen, was sie vor ihm verheimlichte. Aber obwohl er ihr Ehemann war, bezweifelte er, ob er das Recht dazu hatte. Rechtlich betrachtet schon, und sie würde ihm vermutlich auch eine Antwort geben. Moralisch betrachtet kam es ihm falsch vor. Schließlich hatte sie ihn auch nie gefragt, warum er so oft abwesend war. Oder warum er sie auf Abstand hielt.
    Es war sensibler – und gerechter –, wenn er das Thema fallen ließ, beschloss er. Besonders, da es nur ein dummer Zufall war, dass Fitzhugh sie heute Nachmittag verloren hatte. Michael würde schon bald erfahren, wohin sie ging. Auch wenn er noch über ihre Täuschung nachdachte, so genoss er es, mit ihr Seite an Seite durch den Garten zu spazieren. Also wechselte er das Thema.
    »Als Kind habe ich diesen Garten geliebt. Wenn wir in London weilten, habe ich Stunden hier draußen verbracht.«
    Als Julianne mit unverhohlener Überraschung zu ihm aufblickte, wurde ihm erst bewusst, wie ungewöhnlich es war, dass er so persönliche Einblicke gewährte. »Ja, auch ich war mal ein Kind«, fügte er ironisch hinzu.
    »Obwohl ich jünger bin als du, kann ich mich daran erinnern«, sagte sie nach kurzem Schweigen. »Du warst … still. Harry war derjenige, der immer lachte. Du bliebst lieber für dich.«
    »Du findest, das tue ich auch jetzt noch.«
    »Ach, lest Ihr etwa meine Gedanken, Mylord?«
    Er warf ihr einen Seitenblick zu. »Da es nun mal stimmt und du eine kluge Frau bist, ist es nicht gerade schwer, diesen Schluss zu ziehen, meine Liebe.«
    »Vermutlich nicht.« In ihrem Lächeln blitzte der Schalk auf. »Darf ich wohl anmerken, dass ich mich über deine Anwesenheit heute Nachmittag beim Tee sehr gefreut habe? Oder erinnert dich das gleich wieder an die zahllosen Pflichten, die dich von mir fernhalten? Wirst du dich sofort wieder zurückziehen?«
    Es wäre ihm im Moment ganz recht, wenn er sich zurückziehen könnte. Aber nicht allein. Er kannte jeden Zentimeter des Gartens, und sein geheimer Platz wäre für den Moment diskret genug.

Kapitel 14
    »Hier entlang.«
    Julianne hatte den Garten bisher noch nicht erkundet, aber sie wohnte schließlich noch keinen Monat in diesem Stadthaus. Der englische Herbst war auch dieses Jahr gewohnt feucht gewesen, obwohl der heutige Nachmittag herrlich warm und angenehm war.
    Oder stammte diese Wärme von einem inneren Glühen der Hoffnung? Einer Hoffnung, die vielleicht vollkommen närrisch war, nachdem Michael sich an diesem Nachmittag bequemt hatte, an der Teestunde teilzunehmen?
    Und dann hatte er sie zu einem Spaziergang eingeladen. Das war doch in gewisser Weise ein Fortschritt, oder nicht?
    Verwirrt ließ sie sich einfach von ihm führen. Er brachte sie zu einer abgelegenen Ecke des Gartens, der von dichtem Strauchwerk umwuchert war. Hier schien es nicht weiterzugehen, aber als Michael ein paar tief hängende Zweige beiseiteschob und eine einladende Handbewegung machte, betrat sie einen kleinen, von einer Mauer umschlossenen Garten. Er war vom Rest des Grundstücks durch dichtes Blattwerk abgeschnitten.
    Es war ein schöner Ort. Etwas wild überwuchert, und an einer Mauer gab es ein Büschel Unkraut mit winzigen, weißen Blüten, das bemooste Steine überwucherte. Die zarten Blütenblätter funkelten im Licht der sinkenden Sonne rosig. Inmitten dieses Verstecks gab es eine angelaufene Sonnenuhr, die ebenfalls halb von Moos überwachsen war. Und daneben stand eine Steinbank. »Was ist das?« Julianne drehte sich um. Sie war erstaunt und zugleich völlig begeistert.
    »Vergessen.«
    »Vermutlich mangelnde Gartenplanung, die ich Gerald zuschreibe. Er war der Gartenbaumeister meines Großvaters, der vor Jahren die Neugestaltung des Gartens übernahm. Die Büsche schneiden dieses Eckchen von den Beeten und Wegen ab. Ich fand diesen Ort irgendwann. Es war mein … ja, mein Geheimnis. Ich hütete es sorgfältig und nannte es immer mein Königreich.«
    Hatte er wirklich so eine kindliche Seite? Julianne hätte sich das nie vorstellen können, aber in seinen Augen lag ein vergnügtes Glitzern … Vielleicht war es auch Nostalgie. Es war, als gewährte er ihr einen faszinierenden Blick auf den Jungen, der er einst gewesen war.
    »Du hast dich hier versteckt?«
    Ihr Mann verzog spöttisch den Mund. »Ich habe mir lieber vorgestellt, ich sei sehr geheimnisvoll, wenn ich für Stunden verschwand. Aber vermutlich ist unsere

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