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Eine Hexe mit Geschmack

Eine Hexe mit Geschmack

Titel: Eine Hexe mit Geschmack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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miteinander.«
    »Wer sagt das?«
    »Du hast seine Tugendhaftigkeit
nicht gespürt. Es ist abscheulich. Unnatürlich, das sag ich dir. Nicht mal ein
kleiner sündiger Fleck.«
    »Nicht mal ein Fleck?«, fragte
Morgenröte.
    »Vielleicht ein Fleck. Er ist
schließlich ein sterblicher Mensch. Aber nicht annähernd so viel, wie gesund wäre.
Ich vermute, er hat nie eine Frau gekannt. Solch ein Wunsch kann auch nicht in
seinem Herzen wohnen.«
    Im Stillen stimmte ich ihm zu. Der
weiße Ritter war eine erbärmliche Wahl, und ich fühlte mich töricht. Aber
Morgenröte erklärte mir, dass niemand sich aussuche, sich zu verlieben. Es
passiere einfach. Und ich fühlte mich besser.
    »Du hättest dir einen einfacheren
Mann aussuchen können, aber mit meiner Hilfe und deinen beachtlichen
unhexenhaften Vorzügen könnte er dir gehören.«
    »Nein. Ich kann nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil es nicht richtig wäre. Ich
kann keinen guten Mann töten.«
    »Vielleicht, wenn du vorher ein
ausgiebiges Abendessen hattest...«
    »Du hast gehört, was sie gesagt
hat«, bellte Molch. »Sie ist nicht interessiert. Obwohl, wenn sie ihn in ihrer
Leidenschaft verzehren würde ...« Er grinste dämonisch.
    »Ich werde nichts dergleichen tun.
Diese Gefühle werden wieder verschwinden, oder?«
    »Letztlich ja«, sagte sie. »Es ist
deine Entscheidung, aber falls du deine Meinung ändern solltest, kannst du
jederzeit mit allen Fragen, die du hast, zu mir kommen.«
    Ich dankte ihr für das Angebot,
aber darin war ich unerbittlich. Die Grausige Edna hatte mich vor meinem Fluch
gewarnt. Jetzt verstand ich, was sie gemeint hatte. Einen Mann zu begehren
bedeutete, nach seinem Fleisch zu hungern. Dies wäre noch nicht unbedingt ein
Problem gewesen, bis auf die Tatsache, dass ich, da ich eine sehr wählerische
Esserin war, auch eine sehr wählerische Liebhaberin sein würde. Ich konnte
keinen guten Mann essen - und ich wollte keinen schlechten. Also fand ich mich
mit der ewigen Jungfräulichkeit ab.
    »Ich frage mich, warum er
hergekommen ist«, grübelte Morgenröte.
    »Gwurm sagt, die weißen Ritter
durchstreifen die Lande und vertrauen darauf, dass das Schicksal sie zu einem Unrecht
führt, das korrigiert werden muss. Höchstwahrscheinlich ist er nur auf der
Durchreise. Mir fällt nämlich gar kein Unrecht ein, das man hier korrigieren
müsste.«
    »Wenn er nur auf der Durchreise
wäre, glaube ich nicht, dass er angehalten und mit den Soldaten gesprochen
hätte.«
    »Wenn du es wirklich wissen
willst, kann ich es herausfinden.« Dieses Angebot war mehr als ein Gefallen
unter Freundinnen. Ich wollte den dunklen weißen Ritter sehen, selbst wenn ihn
zu sehen alles war, was ich je würde tun können.
    »Molch, ich brauche deinen
Körper.«
    Mein Vertrauter wurde bockig. »Ich
benutze ihn gerade.«
    »Nur zum Trübsal blasen.«
    Ich sah ihn missbilligend an, und
er kam an meine Seite. Ich beugte mich nach unten und küsste seinen Schnabel.
    Mit meinem Vertrauten den Körper
zu tauschen war nur geringe Magie. Ich schob meinen Geist in seinen Körper.
Seiner sprang dafür aus seinem Körper und fiel zur bequemen Aufbewahrung in
meinen hinein. Meine Haut hätte ein unbewegliches Gefängnis für ihn sein
können, aber ich erlaubte ihm als freundliche Geste, sich auch darin zu
bewegen.
    Ich sah in meine smaragdgrünen
Augen. All der Schmutz in meinem Gesicht tat wenig, um meine Schönheit zu
verstecken. Ich hatte Glück, dass nur so wenige unter die Oberfläche sahen.
    Molch verzog meinen Mund. Er
setzte mich auf dem Tisch ab, auf dem ich Medizin mischte.
    Mit meiner Stimme sagte er:
»Fürwahr, was für ein Körper.« Er befühlte meine Lippen und Zähne. Er zog an
den Ohren und fuhr mit den Händen an meinem Körper auf und ab. Er drückte meine
linke Brust und tätschelte meinen Po. Dann fuhr er mit den Fingern über meinen
Bauch hinunter zu meinem Schenkel und zurück zu ...
    »Würdest du bitte aufhören, meinen
Körper zu befummeln?«
    »Entschuldigung.« Er stand auf,
aber mein Körper schwankte beinahe von seinen Füßen. Er ruderte mit den Armen,
um das Gleichgewicht wiederzugewinnen. Sie waren keine Flügel, also half es
nicht. Morgenröte fing ihn auf, bevor er umkippen konnte.
    »Die Gewichtsverteilung ist ein
bisschen knifflig.« Er setzte sich. »Alles in allem kein schlechter Körper. Ich
bin nicht sicher, ob mir diese ganze nackte Haut und die Füße wichtig sind.
Aber ich wollte immer Zähne haben - und was für schöne Zähne das sind.

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