Eine Hexe mit Geschmack
und
dennoch vage mysteriösen Sätze in der Hexenschule beigebracht oder denkst du
sie dir spontan aus?«
»Von beidem ein bisschen«, gab ich
zu.
»Es muss ermüdend sein, in Rätseln
zu sprechen.«
»Manchmal.«
Molch quakte, um mich davor zu
warnen, dem Hauptmann zu viel zu offenbaren. Teil der Hexensitten ist es, einen
Schleier des Geheimnisvollen zu bewahren. Man sollte über Hexen niemals denken,
sie seien menschlich, selbst wenn sie es im Allgemeinen sind. Einmal hatte ich
die Grausige Edna nach dem Grund für diese Tradition gefragt. »Weil das immer
so war«, war die Antwort gewesen.
Ich hatte dem Hauptmann gegenüber
bereits zu viel zugegeben, aber ich konnte nichts Falsches daran erkennen.
Wahrscheinlich würde er in ein paar Tagen tot sein. Das machte mich traurig. Er
war ein guter Mann. Nicht gut aussehend oder schneidig oder besonders
geschickt, aber gut. Ich wollte keinen guten Mann verschwendet sehen.
Mir lief das Wasser im Mund
zusammen. Unter normalen Umständen hätte er keine solche Reaktion hervorgerufen,
aber ich stand unter enormem Stress. Das machte es umso schwerer, sich an eine
strikte Diät zu halten.
Wenn der Hauptmann meinen
knurrenden Magen bemerkte, war er höflich genug, es nicht zu erwähnen. Ich
entschuldigte mich, um meinen Zauber zu beginnen. Dreizehn Schwerter würden ein
paar Stunden Arbeit erfordern.
Molch sprach erneut ohne
Aufforderung. »Wenn du den weißen Ritter nicht frisst, dann solltest du jemand
anderen aussuchen. Ein Soldat würde nicht vermisst werden, und selbst wenn es
das Problem nicht löst, könntest du dich damit über Wasser halten, bis die
Goblings hier sind.«
Mein Vertrauter hatte wie so oft
recht. Der Dämon in ihm wusste, wie man das Böse praktisch und notwendig
erscheinen lässt. Es stimmte auch, dass ein einzelner Soldat nicht vermisst
werden würde, und dass es das Opfer wert sein könnte, wenn es mir die Kraft
gab, mich auf wichtigere Aufgaben zu konzentrieren.
Das bedeutete, davon auszugehen,
dass einen Mann zu essen, den ich eigentlich nicht begehrte, mich befriedigen
mochte. Genauso denkbar war, dass er mir nur als Appetithappen dienen würde.
Gab ich dem Impuls einmal nach, so war es möglich, dass ich nicht fähig war,
nur einen Einzigen zu essen.
Wyst aus dem Westen konnte mich
wahrscheinlich für längere Zeit befriedigen. Der Hauptmann mochte meinen Magen
für einen oder zwei Monate besänftigen. Ich bezweifelte, dass mich ein
gewöhnlicher Mann drei Tage lang satt machen konnte. Der einzige Weg, das
herauszufinden, war, tatsächlich einen Mann zu verschlingen.
Ungeachtet jeglichen moralischen
Dilemmas war jetzt jedoch nicht der richtige Zeitpunkt, um meinen
kannibalischen Drang zu untersuchen.
Auf unserem Weg zur Waffenkammer
wisperte Molch Versuchungen. »Oh, da ist ein schöner, fetter. Ich wette, der
würde dich sättigen. Oder wie wäre es mit diesem gut aussehenden jungen
Exemplar da drüben. Haufenweise mageres Muskelfleisch.«
Er hielt eine Weile den Schnabel,
während ich den Waffenmeister um seine dreizehn besten Schwerter bat. Während
er sie holte, murmelte Molch: »Leckerer Happen, findest du nicht?«
Ich schwang meinen Besen in
kleinen Kreisen über ihm und murmelte.
»Was tust du da?«
Ich berührte ihn leicht am Kopf,
und all seine Federn fielen in einer sofortigen Mauser von ihm ab. Er starrte
immer noch auf das Häufchen weißen Flaums, als der Waffenmeister zurückkam.
Gwurm nahm dem Waffenmeister, der den kahlen Molch angaffte, aber nichts sagte,
die gebündelten Schwerter ab.
Andere Soldaten besaßen weniger Selbstkontrolle.
Sie deuteten auf den federlosen Wasservogel und lachten. Gwurm lächelte bloß, während
Molch wütende Blicke abschoss. Es war eine harte Lektion für eine Ente, die
Furcht erregen wollte. Aber er blieb ruhig.
Gwurm ließ das Bündel auf die Bank
vor meinem Zelt fallen. »Wenn du mich nicht mehr brauchst, gehe ich mit den
Männern exerzieren.«
Ich wünschte ihm alles Gute und
erlaubte ihm zu gehen. Er warf ein letztes amüsiertes Lächeln in Molchs
Richtung.
»Das ist ein Glück für dich«,
sagte Gwurm. »Nichts ist beängstigender als eine wütende gerupfte Ente. Wenn du
dir den Kopf abschneidest, wärst du der schlimmste Albtraum eines jeden Kochs.«
Zorn blitzte in Molchs Augen. Er
sah aus, als stehe er kurz davor, sich auf den Troll zu stürzen. Ich wusste
nicht, wer wen in einem Kampf töten würde, und ich hatte auch keine Lust, das
jetzt herauszufinden.
»Molch, geh ins
Weitere Kostenlose Bücher