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Eine Hexe mit Geschmack

Eine Hexe mit Geschmack

Titel: Eine Hexe mit Geschmack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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»Die Zauberei, die dies hier geschaffen hat, ist mächtig, aber
eine solche Schöpfung ist von Natur aus empfindlich. In diesem Moment ist sie
ein Floh auf dem Drachen der Realität. Solange der Floh unbemerkt bleibt, kann
er dem Drachen langsam die Stärke aussaugen. Sollte sein Biss aber bemerkt werden,
wird er beiläufig und ungestraft zerquetscht.
    Jede Zauberei ist diesem Risiko
ausgesetzt. Der Seelenlose Gustav ist ein großer Zauberer. Er hat ein
Phantomreich geschaffen, das die meisten nicht einmal verstehen könnten. Aber
seine Welt ist ein aufgeblähter, hungriger Parasit, und ich kann mir
vorstellen, dass eine riesige Menge Magie darauf verwendet wird, dem Drachen
Schlaflieder ins Ohr zu flüstern. Es wäre nur ein Fehler nötig, ein Phantom zu
viel und im falschen Moment, um die Realität zu wecken und all seine Pläne zu
vernichten. Seine Macht ist hier am gefährlichsten, aber hier ist sie auch am
verletzbarsten.«
    »Sie kann nicht beides sein«,
sagte Molch.
    »Die Magie gedeiht am besten mit
Widersprüchen.«
    »Wie verfluchte Schönheit zum
Beispiel.«
    Seine Beobachtung störte mich
nicht so sehr, wie ich erwartet hätte. Ich wollte nicht schön sein, aber ich
stellte fest, dass es mir nicht mehr so viel ausmachte wie früher.
    Molch wurde störrisch. »Das glaube
ich nicht. Er hat sich nicht wie ein Mann verhalten, der viel zu befürchten
hat.«
    »Das kommt daher, dass er nicht
viel zu befürchten hat. Wir sind nur eine kleine Bedrohung.«
    Wyst aus dem Westen atmete scharf
aus.
    »Das ist beruhigend zu wissen«,
sagte Molch.
    »Die Wahrheit ist selten
beruhigend. Wäre sie es, würden Lügen nicht so gern geglaubt werden, wie es
normalerweise der Fall ist.«
    »Und warum hast du uns dann nicht
einfach den Gefallen getan zu lügen?«
    »Hexen sprechen zwar oft nicht die
ganze Wahrheit, aber wir lügen auch nicht.«
    »Vielleicht solltest du darüber
nachdenken, eine Ausnahme zu machen.«
    »Na gut. Der Seelenlose Gustav ist
ein überschätzter Zauberer. Seine Macht verblasst neben meiner eigenen. In
diesem Augenblick zittert er sicher in seinem eisernen Turm, vorausgesetzt er
besitzt einen, und denkt darüber nach, sich in ein Schwert zu stürzen.« Ich
streichelte Molchs Hals mit meinem Daumen. »Fühlst du dich jetzt besser?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Ich schon«, antwortete Gwurm.
    »Danke.«
    »Gern geschehen.«
    Die Landschaft im Reich des
Seelenlosen Gustav begann sich allmählich zu verändern. Ich nahm an, dass
Zauberer wie Hexen ihre Magie nie ganz kontrollieren können, und alles um uns
herum beruhte lediglich auf dem Willen des Seelenlosen Gustav, dem Form verliehen
worden war. Die Welt wurde stetig bedrohlicher. Das Gras wurde gelb. Verzerrte,
düstere Grimassen erschienen in den Bäumen. Wuchtige graue Wolken verdunkelten
den Himmel. Ein eiskalter Wind fegte über die Ebenen. Ich war dankbar für die
Dunkelheit und Kälte, aber es war nicht zu übersehen, dass sich die
Feindseligkeit des Seelenlosen Gustav in seiner Schöpfung widerspiegelte. Ich
dachte eine Zeitlang darüber nach, ob diese Feindseligkeit in echter Furcht
begründet war oder in dem bloßen Beleidigt sein, dass wir es gewagt hatten,
sein leeres Imperium zu stören. Ich traf keine Entscheidung.
    Der Weg endete plötzlich. Er wurde
so dunkel wie die Abenddämmerung. Wir reisten weiter, und das Gras wurde höher
und dichter. Als es Gwurms Schultern erreichte, spürte ich das Nahen unserer
dritten Prüfung. Ich fand es nicht in einem Omen, sondern in meinem guten
Urteilsvermögen. Der Seelenlose Gustav würde unsere Gegenwart nicht lange
tolerieren. Wir waren durch unsere bloße Anwesenheit eine Beleidigung für seine
Macht.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte
Wyst. »Vielleicht sollten wir umkehren und einen einfacheren Weg suchen.«
    »Es gibt keinen einfacheren Weg«,
erklärte ich. »Es führt nur ein Weg zum Seelenlosen Gustav, und das ist der
Weg, den er uns vorgegeben hat.«
    Die scharfen Halme zerkratzten
meine Beine. Ich hatte Glück, dass Trolle eine dicke Haut besitzen, denn Gwurm
schien es nicht zu bemerken. Wysts Pferd trottete nur mit einem verärgerten
Schnauben weiter. Das Gras erreichte meine Schulter auf Gwurms Rücken und wuchs
schnell über meinen Kopf. Wenn der Seelenlose Gustav vorhatte, uns zu trennen,
dann würden wir auch getrennt werden. Aber als wir aus dem Gras auftauchten,
wusste ich, dass das nicht sein Plan war. Das Feld endete ohne Warnung in einem
Kreis nackter Erde.
    Am

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