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Eine Hexe mit Geschmack

Eine Hexe mit Geschmack

Titel: Eine Hexe mit Geschmack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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sie.
    »Dann würde ich mit Stolz
untergehen, denn was könnte für eine Hexe eine größere Leistung sein, als von
sich selbst getäuscht zu werden?«
    Sie lächelte. »Aber dein Tod soll
entsetzlich sein.«
    »Das eine schließt ja nicht
notwendigerweise das andere aus.«
    Wir wandten uns voneinander ab.
    »Wir sind gemacht, um zu sterben,
und wir sterben leicht.« Mein Abbild zog eine Augenbraue hoch. Ich nahm
jedenfalls an, dass es das tat, denn ich tat es auch. »Unter den richtigen
Händen.«
    Penelope kehrte in meine Hand
zurück. »Danke.«
    »Keine Ursache. Du hast nur dir
selbst zu danken. Und dem Seelenlosen Gustav, weil er vielleicht ein zu großer
Zauberer ist.«
    Ich kehrte zu meinen Gefährten
zurück und sie zu ihren.
    »Und?«, fragte Molch.
    »Ich glaube, ich habe mir selbst
verraten, was wir tun müssen.«
    »Du glaubst? Bist du nicht
sicher?«
    »Sicherheit ist für Narren und den
Tod.«
    Ich hatte diesen Satz schon einmal
benutzt, aber ich fand, dass er der Situation angemessen und die Wiederholung
wert war. Dann erklärte ich, was wir tun mussten.
    Molch war skeptisch. »Das war's?
Das ist alles?«
    »Ja.«
    »Aber wir werden sie trotzdem
töten.«
    »Nein. Wir werden sie zerstören.
Wir mögen Spiegelungen voneinander sein, aber wir sind echt, während die
Abbilder falsch sind. Selbst in diesem Land aus Glas und Schatten kennt die
Magie den Unterschied.«
    »Und wenn du dich irrst?«
    »... sterben wir.«
    Ein Flattern erfüllte meine Brust.
Ich fürchtete den Tod zwar nicht, war aber nicht bereit, meinem Ende jetzt
schon gegenüberzutreten. Ich glitt an Wysts Seite. Er war so auf die Abbilder
konzentriert, dass er es nicht bemerkte. Ich hob meine Hand und legte eine
Handfläche an sein dunkles Gesicht. Und ich küsste ihn. Auf die Wange. So nahe
an seinen Lippen wie ich es wagte.
    Molch keuchte.
    Wyst entzog sich mir. Nur einen Schritt.
Er legte seine Finger an die Stelle, wo ich ihn geküsst hatte. Er lächelte
nicht, sah aber auch nicht böse aus.
    »Warum hast du das getan?«
    »Weil ich mich irren könnte.«
    Das war beinahe eine
Entschuldigung, aber ich bereute es nicht. Genauso wenig wie Wyst, dachte ich.
Obwohl das Zeichen auf seiner Stirn einen Moment lang glühte, blieb seine
Keuschheit intakt. Der Kuss hatte seine Tugend nicht beschädigt. Weiße Ritter
leben nach einem strengen Kodex, aber selbst sein Zauber konnte ihn nicht für einen
Kuss verantwortlich machen, um den er nicht gebeten hatte.
    Ich führte meine Gefährten
vorwärts, und wir blieben vor unseren Abbildern stehen. Wir kamen näher,
berührten sie aber nicht. Der erste Kontakt zwischen uns würde unsere
Doppelgänger dazu befreien, sich selbstständig zu bewegen und einen Kampf zu
beginnen, den wir nicht gewinnen konnten.
    Molch senkte den Kopf und beäugte
seinen Doppelgänger. »Wie testen wir deine Theorie?«
    Meine Antwort war ein geschickter
Tritt in sein Hinterteil. Die Abbilder kopierten das Manöver untereinander.
Molch flog in die Luft und landete auf dem Rücken. Sein Abbild explodierte in
einer Wolke aus Federn.
    Molch, der echte Molch, blieb
ganz, wenn auch mit blauen Flecken an Hinterteil und Ego.
    Es hatte funktioniert. Die
Abbilder waren zwar gewollt zerbrechliche Phantome, konnten aber nur durch die
Hand ihrer Originale getötet werden. Dennoch waren sie zerstörbar, indem man
die Zauberei, die sie geschaffen hatte, gegen sie selbst anwandte. Der Federhaufen
um einen gaffenden Schnabel war der Beweis.
    »Bist du wahnsinnig?«, grollte
Molch. »Was, wenn du dich geirrt hättest? Du hättest mich umbringen können!«
    »Du bist mein Vertrauter. Es ist
deine Pflicht, für mich zu sterben.«
    »Das stimmt, aber es soll schon
ein blutiger, gewaltsamer Tod sein. Kein Ableben durch Fußtritte.«
    »Das ist nicht deine
Entscheidung.«
    »Es wäre mir aber lieber.«
    »Ich werde sehen, was ich tun
kann.«
    Nachdem ihre Schwäche enttarnt
war, waren die Abbilder einfach zu zerstören. Sie konnten nur imitieren, was
wir ausführten, und dann verloschen sie leicht. Die einzige Kuriosität war,
dass es bei jedem auf seine eigene Art geschah.
    Penelope schlug Gwurm kaum hart
genug zwischen die Augen, dass er es spürte. Der Kopf des Troll-Abbilds gab wie
eine hohle Schale nach, und sein ganzer Körper schrumpelte zu einer runzligen
Hülle zusammen. Wyst schnitt sein Pferd an der Schulter. Das Abbild löste sich
in eine wässrige, graue Pfütze auf, in der Fellstücke schwammen. Ich bog Penelope
mit wenig Kraft. Meine

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