Eine Hexe zum Verlieben 3: Jaguare Küsst man nicht - Ein Elionore Brevent Roman (German Edition)
ich auf dich aufpassen. Er hat mir immer gesagt, dass seine Kinder ihn irgendwann finden. Ich habe das wohl nicht ernst genug genommen.»
«Kinder? Habe ich etwa noch Halb-Geschwister?» Die Fragen explodieren nur so aus mir heraus.
«Naja, wenn er das so sagt, ist das anzunehmen, nicht?»
Klar. Logisch. Tschüss, du mir bekannte Welt.
«Hat er dir wehgetan?», führe ich meinen Fragenmarathon fort.
«Ja, aber ich ihm auch. Wir waren wohl beide überrascht von unseren Gefühlen. Das kann auch Angst machen. Ihm hat es wohl noch mehr Angst gemacht als mir und er musste davor fliehen. Das weiß ich heute. Noch vor einem Jahr, als ich ihn das erste Mal wiedergetroffen habe, wollte ich ihn am liebsten umbringen. Ich brauchte Zeit mich zu sortieren.»
«Hat er dich finanziell unterstützt?»
«Das hätte er, wenn ich es ihm erlaubt hätte. Habe ich aber natürlich nicht.»
«Was hat er mir vererbt? So rein genetisch betrachtet?»
Meine Mutter sieht mich lange an. «Vermutlich ein magisches Potential, das du selber noch nicht entdeckt hast. Und eventuell sein Lachen. Und den krummen kleinen Finger an der linken Hand. Und deine seltsame Vorliebe für zu viel Zucker.» Sie beendet ihre Aufzählung, scheint aber im Geist nach weiteren Erbmerkmalen zu fahnden.
Und mir wird bei all diesen Eigenschaften sehr deutlich, wie nah sie sich damals gestanden haben müssen. Also bis er abgehauen ist und meine Mutter angefangen hat, ihn zu hassen, versteht sich.
«Und diese seltsame Zuneigung zu schnellen Autos, die musst du auch von ihm haben. Naja, und das räumliche Vorstellungsvermögen, das konntest du nicht von mir erben, ich habe ja keins.»
Ich starre sie wortlos an.
«Aber es ist auch etwas Gutes an der ganze Sache», sagt sie dann nachdenklich. «Ich weiß, zu was er in der Lage ist. Er wird dich zur Not mit seinem Leben schützen. Deswegen kann ich es zulassen, dass du mit ihm in diesen Dschungel gehst. Auch wenn ich es verabscheue und glaube, dass du nicht unbedingt geeignet bist, Ordnung zu schaffen. Jetzt aber Schluss damit! Ich fahre zu den anderen Hexen, wir versuchen, eure Reiseplanung auf die Reihe zu bekommen, und befassen uns dann mit dem Hintergrund der Unordnung. Sobald wir etwas wissen, melde ich mich.»
Zack, hat sie das Thema gewechselt, und ich frage auch noch, völlig geistesabwesend: «Soll ich helfen?»
Auch unter Schock ist die Junghexe gut konditioniert.
«Nein, Henriette hat beschlossen, dass wir das ohne die Jungen machen, weil die nur wieder anfangen herumzugoogeln. Das macht sie nervös. Wir wälzen jetzt Fachliteratur und alte Grimoires. Wobei ich gegen das Internet absolut nichts einzuwenden habe. Googlen ist das neue Denken, aber versuch das mal Henriette und Hannelore zu erklären.»
Meine Mutter sammelt kurz darauf ihr Haargummi wieder ein, drückt mir einen Kuss auf die Wange und verschwindet.
Zurück bleibe ich. Sehr verwirrt und sehr einsam.
Kapitel 11
Ich sitze noch genau zehn Minuten regungslos in meiner Küche herum. Ich glaube, dass ich auf Vincent warte, sicher bin ich mir aber nicht. Ich fühle mich, als ob mir jemand eine gusseiserne Pfanne über den Schädel gezogen hat. Wie in Trance ziehe ich irgendwann meine Lederjacke an und laufe zu meinem Auto. Ich kann jetzt nicht alleine sein, deswegen fahre ich zum Haus meiner Mutter, die ja zum Glück nicht da ist, weil bei den anderen Hexen. Aber meine Brüder und Jost sind da. Vor dem Haus stehen nämlich zwei Fahrräder und ein VW-Käfer, die üblichen Fortbewegungsmittel meiner Sippe.
Ich habe nicht vor, über irgendetwas zu sprechen, was mit meinem Vater zu tun hat. Um genau zu sein, habe ich fast überhaupt nicht vor zu sprechen. Ich will nur einfach nicht alleine sein, weil mein Gehirn dann vermutlich noch mehr denkt, als es jetzt schon tut. Eine seichte Form der Ablenkung wäre mir jetzt sehr recht, und mein Adoptivvater wie auch meine Brüder sind bei diesem Vorhaben eine ausgezeichnete Wahl.
Ich öffne die nie verschlossene Haustür des adretten Fachwerkhauses, umrunde das Kunstwerk der tausendundein Paar Schuhe und folge dem Lärmpegel ins Wohnzimmer. Jost hat die Füße auf den Couchtisch gelegt und liest Zeitung. Meine Brüder Andy und Phillip spielen Mario Kart, daher das stetige Quietschen und Gedröhne.
Ich habe vor, genau drei Sätze von mir zu geben. Satz eins kommt jetzt: «Hallo zusammen!»
«Eli, das ist ja eine Überraschung», brummt Jost und senkt sogar die Zeitung.
«Hallo Schwester.» Andy
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