Eine Hexe zum Verlieben 3: Jaguare Küsst man nicht - Ein Elionore Brevent Roman (German Edition)
kribbelt es und ich umfasse die zarten Grashalme noch fester. Der Schock ebbt langsam ab und die Phase der Verleugnung überspringe ich einfach mal. Stattdessen bricht umgehend und sehr eklatant eine Stinkwut in mir aus. Diese verdammt noch mal sehr wichtige Information über meine Herkunft hätte sie mir nicht so lange vorenthalten dürfen. Es geht hier doch um mich .
«Nein, Mutter», sage ich deswegen und jetzt zittert meine Stimme vor Wut. «Dass ihr zwei zur genetischen Reproduktion im Bett wart, ist selbst mir jetzt klar. Die Frage ist nur, warum du mir nicht hast sagen können, wer mein Vater ist – ungefähr dreißig Jahre lang, trotz regelmäßiger Nachfragen. Und des Weiteren steht die Frage im Raum, warum du es dann im vergangenen Jahr ebenfalls nicht geschafft hast, diese Wissenslücke zu schließen. Da habe ich ihn nämlich schon kennengelernt! Es wäre also naheliegend gewesen …»
Ich stehe auf und stemme die Fäuste in die Hüfte. «Es wäre nämlich wichtig für mich gewesen!», sage ich. Nein, ich brülle ein wenig, finde das der Situation aber durchaus angemessen.
Meine Mutter ist unbeeindruckt von meinem emotionalen Ausbruch, sie kratzt sich erst an der Nase, dann am Kinn und schließlich sagt sie: «In den vergangenen Monaten war ich beschäftigt, unter anderem damit, sein Auftauchen zu verdauen.» Jetzt kratzt sie sich am Kopf.
«Und die dreißig Jahre davor …?»
Sie schweigt und beginnt wieder um mich herumzulaufen. Solange sie läuft, denkt sie nach, insofern zügle ich mich, halte die Klappe und harre der Dinge, die da kommen mögen.
«Ja, das ist kompliziert. Ich denke, es lag zum einen daran, dass er, dessen Name ich nur sehr ungern in den Mund nehme, mich sehr verletzt hat. Emotional betrachtet. Und zum anderen bist du schon mit dem Elfenblut in dir eine sehr gewagte Genkombination. Sein Erbe noch dazu macht dich zu etwas sehr … Einzigartigem, um es mal vorsichtig auszudrücken. Aber wie auch immer, es scheint dich positiv zu beeinflussen. Sieh dir doch an, wo du magisch in deinem jungen Alter schon stehst. Dennoch musstest du erst reifen, bevor ich dich mit dieser Macht in deinen Genen konfrontieren konnte. Du hättest doch nie auf mich gehört und heimlich geübt, diese Kraft in dir zu entfachen. Ich habe einfach auf den richtigen Zeitpunkt gewartet. Und der war noch nicht da.»
Sie guckt mich an und ich gucke einfach nur zurück. Zu was anderem bin ich nicht in der Lage. In meinem Gehirn spielen die Gedanken und Gefühle Bowling miteinander und kullern bunt durcheinander, wenn sie nicht gerade an die Bande schlagen.
«Jetzt ist er da. Also der Zeitpunkt. Das wusste ich schon, als ich heute morgen die Augen aufgeschlagen habe. Deswegen bin ich hier.» In ihrer Stimme schwingt eine gewisse Selbstzufriedenheit mit.
«Du hast das selbstherrlich alleine für dich entschieden. Du hast mir meinen Vater vorenthalten», sage ich und die Kälte in meiner Stimme erstaunt mich selbst.
«Nein, Kind, ich habe das für uns beide entschieden. Er ist nicht nur das, was du zu sehen glaubst. Er ist zu so viel mehr in der Lage. Seine Art unterscheidet sich massiv von allen magischen Wesen, die wir kennen», antwortet sie leise und senkt den Kopf ein wenig. Ich sehe einen unbekannten Schmerz durch ihre Gesichtszüge huschen, dann sagt sie, wieder untypisch leise: «Und es gab dann dich, Jost und die Jungs. Mein Leben war so randvoll, dass ich dadurch die Möglichkeit hatte, deinen Vater zu vergessen, bis er wieder aufgetaucht ist … Eli, ich bin doch auch nur eine Hexe.»
«Wusste er die ganze Zeit von mir?»
Meine Mutter nickt einmal so heftig, dass das Haargummi alles geben muss, um ihre Locken unter Kontrolle zu halten.
«Wollte er mich denn nie sehen?»
Sie zögert, dann sagt sie ganz unvermittelt und völlig unpassend: «Können wir uns an den Küchentisch setzen? Der ist geeigneter, als hier so im Garten herumzustehen.»
Meine Mutter ist genauso verwirrt wie ich. Das wird mir bei dieser seltsamen Frage mehr als deutlich. Im Normalzustand hätte sie mir einfach befohlen, sofort am Küchentisch Platz zu nehmen.
Kaum sitzen wir, wiederhole ich meine Frage: «Wollte er mich nie sehen?»
Sie rauft sich die Haare, das Gummiband gibt auf und fliegt im hohen Bogen durch die Küche. «Doch», murmelt sie dann leise. «Das wollte er. Immer wieder. Aber ich habe ihm verboten, sich dir auch nur zu nähern. Jetzt bist du vielleicht alt genug, das selber einzuschätzen, aber vorher musste
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