Eine Hexe zum Verlieben 3: Jaguare Küsst man nicht - Ein Elionore Brevent Roman (German Edition)
den Mund schieben, er kann nicht so gut mit weiblichen Gefühlsausbrüchen umgehen.
«Jungs, Eli heult», ruft er hilfesuchend, und augenblicklich tauchen Phillips und Andys Gesichter über seiner Schulter auf.
«Alter, war Vincent ein Arsch?»
Andy guckt böse, und ich bin fast gewillt zu nicken. Das war ja auch noch. Göttin, ist mein Leben kompliziert!
Als er dann allerdings sagt: «Wenn er ein Arsch war, fahr ich hin und verdresche ihn!», schüttle ich schnell den Kopf. Gewalt ist auch keine Lösung, und mein kleiner schlaksiger Bruder, der auf dem Mountainbike angefahren kommt, um in einem Kampf gegen meinen Alpha-Gestaltwandler anzutreten, ist eine sehr schlechte Idee.
«Hast du Ärger im Job?»
Phillip streichelt mein Knie und die nächste Träne läuft. Wieder schüttle ich den Kopf.
«Sollen wir Pizza bestellen und Star Wars gucken?», fragt Jost eifrig, und jetzt muss ich doch noch schnell einen gänzlich unvorhergesehenen Satz von mir geben.
«Jungs, ihr seid wunderbar und ich liebe euch!», murmele ich, woraufhin sich betretenes Schweigen breitmacht. Ich weiß, was sie denken. Sie denken: Je älter sie wird, desto ähnlicher wird sie Smilla.
Meine Mutter wünscht alle in die Wüste, schmeißt mit Tellern, hext das Internet kaputt und küsst hinterher alle und sagt ihnen, dass sie ihr Herzblut sind. Also erst stiftet sie grobe Verwirrung (und keramischen sowie technischen Vollschaden) und dann hat sie plötzlich wieder alle lieb. Sie hat die Fähigkeit zum spontanen Stimmungswechsel wirklich zu einer Kunstform erhoben und ich werde ihr da immer ähnlicher.
Ich habe zwar nichts kaputtgemacht, aber ich habe die männlichen Mitglieder meine Sippe verwirrt, nur um sie dann hinterher über meine tiefe Liebe in Kenntnis zu setzen. Da gibt es durchaus Ähnlichkeiten zu vermelden. Leider ist es mir so was von egal. Ich könnte ja auch Pax ähnlicher werden, nur dass es niemand wüsste – außer vielleicht meiner Mutter.
«Ich fahre dann mal wieder», sage ich leise und augenblicklich sprenge ich die Menge.
Die Tränenproduktion ist eingestellt, abschließende Worte wurden gesprochen und jetzt beabsichtige ich auch noch zu verschwinden, das kann als Abschluss des Dramas gewertet werden.
Langsam und bedächtig fahre ich nach Hause. Ich höre dabei die neue CD von Oomph! und lasse es so richtig krachen. Hundertachtundzwanzig Dezibel im italienischen Macho. Als ich den Motor ausmache, habe ich ein leichtes Piepen im Ohr, aber mein Gehirn fühlt sich frei gepustet an. Die meisten Gehirnwindungen funktionieren zumindest wieder rudimentär.
Ich steige langsam aus und umrunde den Wagen. Auf der obersten Treppenstufe zu meinem Garten sitzt Vincent. Offensichtlich hat er auf mich gewartet. Auf irgendeinem Kanal spüre ich leichte Sorge um mich herum aufwallen.
Na, nu ist auch zu spät. Da hätte er mal zwei Stunden früher hier auftauchen können. Das wäre durchaus hilfreich gewesen. Jetzt brauche ich ihn auch nicht mehr.
Er blickt mir entgegen und scheint meine Gedanken lesen zu können. Denn statt mich an ihm vorbeimogeln zu können, indem ich die Abkürzung über die kleine Mauer nehme, stellt er sich mir in den Weg.
«Was ist los?», fragt er und fasst mich bei den Schultern, was mir einen leichten Stromstoß versetzt.
«Wie, es interessiert dich noch, was bei anderen Leuten so los ist? Ich dachte, du bist mit deinem eigenen Scheiß völlig ausgelastet?», frage ich in gespieltem Erstaunen.
Er zuckt ob dieser Bösartigkeit kurz zusammen. «Eli, was ist passiert?», fragt er eindringlich und umfasst meine Schultern noch fester.
«Pax ist mein Vater, das ist passiert», knurre ich ihn an und stemme mich nach hinten.
«Oh», sagt er und lässt mich so abrupt los, dass ich sehr unelegant auf den Hintern falle. «Sorry.» Im nächsten Moment ist er bei mir. «Hast du dir wehgetan?», fragt er leise, und in diesem Augenblick tue ich etwas sehr Seltsames.
Ich sage hoheitsvoll: «Ja, ich habe eine Arschprellung», und gehe ins Bett. Ohne Vincent anzuschreien, ohne Maria anzuschreien, die einfach so auf meinem Sofa herumsitzt, ohne meine Mutter anzurufen, um sie dann anzuschreien. Ich finde, das ist ein ausgesprochen erwachsenes Verhalten. Nur dass ich mich nicht abschminke, ist pubertär, denn laut sämtlicher Frauenzeitschriften dieses Planeten kommt das abendlich nicht gereinigte Gesicht einer mittleren Todsünde gleich und wird schon am nächsten Tag mit Pickeln, Falten und fettigen Hautpartien
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