Eine Hexe zum Verlieben 3: Jaguare Küsst man nicht - Ein Elionore Brevent Roman (German Edition)
starrt zwar weiterhin auf die Rennstrecke, schafft es aber gleichzeitig echt erfreut zu sein über mein Auftauchen.
«Aaalter, abgestürzt!», brüllt Phillip im nächsten Moment. «Scheiße! Hallo Eli!»
«Ich möchte nicht reden und werde hier nur ein wenig rumsitzen», informiere ich meine knapp nicht mehr minderjährigen Brüder und meinen brummeligen Stiefvater.
Für eine Sekunde herrscht absolute Stille, weil der grüne Frosch mit dem Rennmotorrad über die Klippen gestürzt ist und weil Schweigen und Rumsitzen für mich eher unübliche Tätigkeiten sind, was allen Anwesenden durchaus bewusst ist.
«Möchtest du über irgendetwas reden?», fragt Jost vorsichtig und faltet sogar die Zeitung auf seinem Schoß zusammen, bereit sie umgehend von sich zu schmeißen, falls er zu meiner Rettung eilen muss.
Ich schüttle den Kopf. Drei Sätze. Keiner mehr. Und der letzte Satz passt thematisch noch nicht.
«Ey Eli, du bist echt blass. Alles okay?»
Andy beäugt mich und auch Phillip wirft mir jetzt einen langen Blick zu. Ich nicke. Ein paar Sekunden schauen mich alle an, dann nehmen sie ihre ursprünglichen Tätigkeiten wieder auf – also Zeitung lesen und mit Fröschen auf Motorrädern über Rennstrecken knattern.
Ich habe schon Hunderte Male hier auf diesem Sofa gesessen. Meistens war ich mit etwas beschäftigt, und seit ich ausgezogen bin, sitze ich bei meinen Besuchen eher am Tisch, dennoch sollte sich das weiche Kissen mit dem Kirschfleck in der Mitte unter dem Hintern vertraut anfühlen. Tut es aber nicht. Es fühlt sich fremd an.
Dabei hat sich durch die Enthüllung meiner Mutter eigentlich nichts geändert. Ich schließe die Augen und lege ebenfalls die Füße auf den Couchtisch in der Hoffnung, dass sich ein vertrautes Gefühl einstellt. Immerhin habe ich in diesem Haushalt durchgesetzt, dass der Couchtisch als ordnungsgemäße Ablage für Füße klassifiziert wurde. Vielleicht hat sich aber auch alles geändert. In meinem Magen grummelt es und ich spüre, dass die Anwesenheit von mir eigentlich vertrauten Menschen mich nicht von meinem Gedankenkarussell ablenkt. Es macht mir nur deutlich, dass ich nicht nur ein wenig anders bin als meine Brüder und Jost.
Nein, ich scheine irgendwie ein … Freak zu sein. So etwas wie mich gab es auf dieser Welt vermutlich noch nie. Meine Genkombination ist völlig durchgeknallt. Vielleicht fange ich morgen an zu blinken? Oder kann übermorgen fliegen? Und vielleicht ereilen mich bald Visionen, die dann Realität werden? Worauf soll ich mich denn noch verlassen, wenn das Bekannte für mich nicht mehr gilt, weil ich anders bin?
Ich fühle mich irgendwie verloren und haltlos. Dabei dachte ich immer, ich müsste mich ganz fühlen, wenn ich meine wirkliche Herkunft endlich kenne. Stattdessen bin ich in einem Schwebezustand gelandet und das macht mich ganz schwindelig.
«Eli, ich habe Schokolade.»
Jost steht auf und bringt mir hundert Gramm Vollmilch. Er füttert mich von klein auf mit Schokolade, wenn es mir nicht gut geht. Und meine Mutter sagt seit derselben Zeit, das sei aus pädagogischer Sicht absoluter Schrott, weil ich dann später immer Schokolade essen muss, wenn es mir schlecht geht, und ich spätestens mit zweiundzwanzig hundertzwanzig Kilo wiegen werde.
Für diese Prägung schien aber bei der intensiven Konditionierung durch meine Mutter kein Platz mehr gewesen zu sein, denn ich bin jetzt schon über dreißig und wiege nur sechzig Kilo. Die Konditionierung meiner Mutter macht ja auch nicht dick, die macht mir nur manchmal das Leben schwer.
Ich lege die Schokoladentafel auf den Couchtisch und schüttle nur den Kopf. Heute keine Schokolade. Jost setzt sich neben mich und tätschelt mir unbeholfen die Schulter.
Schlimm ist auch, dass diese ganzen Gedanken rund um Pax sich wie Verrat an ihm anfühlen. Jost hat mich adoptiert und wie sein eigenes Kind großgezogen. Und jetzt dreht sich in meinem Kopf alles nur um Pax, obwohl doch Jost eigentlich mein richtiger Vater ist – der mir Fahrradfahren beigebracht hat, mit dem ich Schwertkämpfe gefochten habe und König der Löwen geschaut habe. Jost ist nämlich ein ganz wunderbarer Vater im Gegensatz zu meinem genetischen Erzeuger, der nur mit seinen seltsamen Genen und durch grobe Abwesenheit in meinem Leben heraussticht – weil meine Mutter es so wollte.
Eine kleine Träne stiehlt sich den Weg aus meinem linken Auge und Jost guckt sofort ganz unglücklich. Am liebsten würde er mir jetzt die Tafel quer in
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