Eine Hexe zum Verlieben 3: Jaguare Küsst man nicht - Ein Elionore Brevent Roman (German Edition)
Ein gefallener Engel? So wie Pax? Oder auf den Punkt gebracht: so wie Pax, der mein Vater ist?
Meine Mutter sieht für einen Moment so fassungslos aus, wie ich mich fühle, aber sie fängt sich schneller als ich und sagt tonlos: «Dann geh und nimm die Vampire mit. Löffelt die Suppe selber aus, die ihr euch eingebrockt habt.»
«Das, sehr geehrte Frau Brevent, geht leider nicht», antwortet der Vampir an Pax’ Stelle. «Sobald wir in seiner Nähe auftauchen würden, hätte er Macht über uns. Schließlich kann er uns gedanklich manipulieren. Deshalb gab es doch diese Allianz mit den Engeln. Das ist ja ganz logisch und auch ein wenig unangenehm. Außerdem haben wir bereits einen Kundschafter ausgesandt, aber dem fehlt jetzt der Kopf.»
«Und das alles konnten Sie so lange vor der magischen Welt geheim halten?», fragt Henriette leise.
Der Vampir nickt eifrig. «Das klappte sogar ganz hervorragend. Damals wurden einfach die mündlichen Überlieferungen gefälscht und es wurde auf Todesstrafe verboten, die Wahrheit auch nur zu denken. Irgendwann gab es niemanden mehr, der sich daran hätte erinnern können. Sonst hätte ja jemand auf den Gedanken kommen können, ihn zu erwecken. Wir leben lange, aber auch wir haben Generationen. Somit war das Problem gelöst. Es musste nur immer einen Ort geben, wo die Wahrheit steht, falls genau das passiert, was jetzt eingetreten ist. Damit die Welt gewarnt werden kann und geeignete Maßnahmen unternommen werden können. Die Hüter dieses Wissens haben dann vor einiger Zeit auf digitale Datenverwaltung umgestellt und durch ein Sicherheitsleck bei Microsoft sind diese Informationen an einige Vampire gekommen, die diese besser nicht bekommen hätten.»
«Diese Computer sind die Pest!», murmelt Henriette aus tiefstem Herzen.
«Naja, und ihr wart ja auch nicht sonderlich erfolgreich, irgendetwas zu verhindern!» Der Vampir sieht Vincent direkt an und mein Freund erstarrt zu einer Salzsäule. Das sehe ich nicht, weil er ja hinter mir steht, das fühle ich. Sogar sein Herzschlag verlangsamt sich.
«Genau, warum hast du uns nichts davon erzählt? Wir haben uns die Finger wund gesucht», fragt meine Mutter lauernd, und Vincent wird noch regungsloser.
«Sie sind die Wächter dieses Grabes. Wandler. Jaguare. Mit einer Macht ausgestattet, die es ihnen erlauben sollte, rechtzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen», fährt der Vampir fort und zeigt jetzt sogar mit dem Finger auf Vincent.
«Wir wissen, was dort liegt, und wir benutzen Magie, um es zu schützen, das stimmt», antwortet er in diesem Moment und seine Stimme klingt so unfassbar heiser.
Ich drehe mich zu ihm um und sehe in seine versteinerten Gesichtszüge. Die Narbe an der Schläfe tritt deutlich hervor und er hat die Kiefer fest aufeinandergepresst.
«Ich lebe hier, ich wusste nicht, was dort vor sich geht. Meine Schwester kam vor drei Tagen, um mir davon zu berichten.» Er sieht meine Mutter mit festem Blick an, dann wandern seinen Katzenaugen weiter und er fragt den Vampir, wobei seine Stimme um eine Oktave nach unten gerutscht scheint: «Woher weißt du, was ich bin?»
Der Vampir lächelt kalt. «Die Tätowierungen verraten dich.» Er deutet auf Vincents muskulöse Arme. Dieser trägt nur ein Shirt und die feinen Linien, die sich über seine Unterarme ziehen, sind gut sichtbar. «Und es ist allgemein bekannt, dass du aus Brasilien kommst und ein Jaguar bist. Der Schluss lag nahe. Zumal du mit dieser etwas sonderbaren Hexe zusammen bist. Das wird ja irgendeinen Sinn haben.» Er meint mich, guckt aber weiterhin Vincent an. «Vielleicht hättest du dich deinem Job widmen sollen, anstatt vor Liebe schmachtend nach Niedersachsen umzusiedeln?»
Die Worte sind eiskalt und treffen mich wie Pistolenschüsse in die Seele. Das kann dieser schäbige Vampir nicht gesagt haben …
Vincent hingegen wird noch ruhiger, was schier unglaublich ist. Goldene Sprenkel tauchen in seinen Augen auf, und plötzlich steht Nicolas direkt neben ihm. Ich sehe, wir er hinter Vincents Rücken eine Hand ausstreckt, um sie ihm in die Hüfte zu legen.
«Ich habe meine Magie verloren. Ich kann dort nichts mehr ausrichten.» Vincents Worte sind nur noch ein heiseres Knurren. «Meine Aufgabe ist es jetzt, auf Elionore aufzupassen. Und das werde ich tun.»
Ich öffne den Mund und will ihn fragen, wovon er um alles in der Welt redet, schließe ihn aber sofort wieder. Fragen purzeln durch meinen Kopf und keine hat auch nur ansatzweise eine Form, die ich
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