Eine Hexe zum Verlieben 3: Jaguare Küsst man nicht - Ein Elionore Brevent Roman (German Edition)
einen Tritt verpasse und sie aufs übelste beleidige, weil ich mir das Knie an ihr gestoßen habe.
Ich gehöre hier einfach nicht her und sehne mich nach alten Eichen, kühlem Morgennebel, einer dicken Schicht alter Blätter auf dem Waldboden, dem zarten Ruf der Amsel und sogar der pieksigen Weißdornhecke kann ich in diesem Moment etwas abgewinnen.
Hier herrscht irgendwie das totale Chaos. Alles ist grün, groß, laut, aufdringlich und stinkt. Während irgendwelche Vögel eine Kakofonie an kreischenden Lauten von sich geben (Was singen unsere heimischen Amseln melodiös! Sie machen sich kein Bild), werde ich zu guter Letzt noch von einem Schwarm Mücken angegriffen. Wobei Mücken definitiv eine heftige Untertreibung darstellt. Die mich angreifenden Viecher sind ausgewachsene Moskitos mit einem Saugrüssel, der einem Elefanten alle Ehre gemacht hätte. Kurze Zeit später bin ich völlig durchlöchert und zutiefst dankbar, dass meine Mutter mir kurz vor der Abreise noch die magische Variante einer Malaria-Prophylaxe hat zukommen lassen.
«Scheiß, Scheiße, Scheiße, Mist, Mist, Mist», fluche ich vor mich hin, während ich über hinterhältig versteckte Baumwurzeln stolpere und gleichzeitig auf mir selber herumdresche, um die Riesenmücken zu erlegen, die mich aussaugen wollen.
Und ob Sie es glauben oder nicht … an Kondome habe ich gedacht, aber ein wirksames Mückenmittel habe ich vergessen! Schlechte Vorbereitung rächt sich immer!
Ich haue also recht erfolglos auf mir selber herum und stelle dabei fest, dass die Moskitos in diesem Dschungel ein echtes Konzept haben. Es heißt «Schnell pieken und schnell abhauen!» und ist sehr erfolgreich. Sie klauen mir mein Blut und ich habe keine Chance, mich durch sofortiges Erschlagen zu rächen. Sie sind immer schneller. Und natürlich bin ich die Einzige unserer kleinen Wandergruppe, die sich mit diesem Problem herumschlägt.
Die beiden Jaguare vor uns jucken die Mücken überhaupt nicht, weil sie ja sehr viel Fell zwischen ihrem Blut und dem bösartigen Saugrüssel haben, und Pax scheinen die kleinen Biester zu ignorieren.
«Ich hasse euch!», knurre ich zum wiederholten Male.
«Eli, du als liebliche Erdhexe solltest etwas mehr Nachsicht mit diesen Wesen walten lassen», lässt Pax genau in dem Moment verlauten, als ich es doch endlich geschafft habe, eines der Viecher an meiner Wange zu zerquetschen, und jetzt angewidert auf den blutigen Fleck in meiner Handfläche starre.
Ich sage nichts. Ich habe nämlich mittlerweile ein Aggressionspotential in mir, das mir ermöglichen wird, den Obervampir mit bloßen Händen und innerhalb von vier Sekunden wieder in sein Grab zu befördern. Vorher könnte es allerdings sein, dass ich Pax noch gegen das Schienbein trete.
«Die können doch nichts dafür. Deren Kopf ist maximal so groß wie die Spitze einer Stecknadel. Die haben zwangsläufig nur ein Punkthirn. Da hat halt nur ein genetisches Programm drin Platz. Die armen Mücken wundern sich, warum sie immer eine aufs Maul bekommen.»
Nach dieser interessanten Abhandlung über die evolutionäre Entwicklung des gemeinen brasilianischen Moskitobestandes bleibe ich stehen und drehe mich um. Pax bleibt ebenfalls stehen, allerdings nur notgedrungen, weil ich ihm jetzt den Weg versperre und er sich, würde er nicht anhalten, durch dornige Büsche zwingen müsste, die den Weg säumen. Wobei der Ausdruck «Weg» viel zu zivilisiert klingt. Es ist ein vier Zentimeter breiter Trampelpfad, den es nur gibt, weil Vincent ihn mit seiner Masse für uns plattgewalzt hat.
Er sieht mich an und öffnet gerade den Mund, als sich seine Augen erstaunt weiten. Ohne ein Wort klappt er den Mund wieder zu und legt den Kopf schräg, wobei er mir über die linke Schulter sieht.
«Ist es gefährlich?», frage ich knapp. Ich meine, dass er etwas sieht, was direkt hinter mir ist, ist ja nun offensichtlich, oder?
Er überlegt einen Moment, dann schüttelt er den Kopf. Vorsichtig drehe ich mich um und sehe mich Aug in Aug mit Valiodo, der feigen Flugschlange mit dem kecken Krönchen.
«Allo!», trompete Prinz Valium und grinst mich an.
«Hallo, kleines Arschloch. Danke für deine Hilfe vorhin!», antworte ich und verschränke die Arme, nicht ohne vorher noch einmal beherzt nach einer Mücke auf meinem Unterarm zu schlagen.
Vincent gesellt sich zu uns. In nun wieder menschlicher Form schlängelt er sich an Maria vorbei, die sich träge mitten auf den Weg gelegt hat und uns aus goldigen Jaguaraugen
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