Eine Hexe zum Verlieben 3: Jaguare Küsst man nicht - Ein Elionore Brevent Roman (German Edition)
beobachtet.
Valiodo gibt ein erschüttertes «Ohhhh!» von sich und sucht augenblicklich hinter Pax’ breitem Rücken Schutz. Da der Ex-Engel Vincent in Sachen krasser und machtvoller Aura nun allerdings in nichts nachsteht, eine etwas befremdliche Wahl, wie ich finde.
Doch Vincent ignoriert die Flugschlange und sieht stattdessen mich an. «Eli, wir sind noch nicht wirklich lange in diesem Dschungel unterwegs und du hast bereits neue Freunde gefunden?»
Er klingt allerdings eher resigniert als amüsiert. Ich fühle mich eigentlich nicht, als ob ich mich dafür entschuldigen müsste. Immerhin ist das Tier oder was auch immer es ist zu mir gekommen. Ich habe nicht aktiv daran gearbeitet, die einheimische magische Bevölkerung kennenzulernen.
Valiodo hat sich mittlerweile auf Pax’ Schulter niedergelassen und beobachtet uns sehr intensiv, ebenso wie Pax, den die Flugschlange auf Kuschelkurs überhaupt nicht aus dem Konzept zu bringen scheint.
«Was ist das?», frage ich knapp und deute auf Pax’ Schulter mit dem grünen Wesen darauf.
«Ein Quetzalcoatl», antwortet Vincent ebenso knapp.
Ich würde dieses Wort gerne wiederholen, aber meine Zunge weigert sich. Zu viele aufeinanderfolgende Buchstaben, die nicht aneinandergereiht werden sollten.
«Er ist heilig.»
Aus dem Nichts taucht Maria neben Vincent auf. Sehr nackt, weil jetzt menschlich.
«Hallo Maria», sagt Pax und nickt kurz.
«Hallo Ex-Engel», antwortet Maria, und verstört registriere ich ein leichtes Lächeln in ihrem Mundwinkel.
Die beiden haben sich ja tatsächlich noch nicht kennengelernt. Pax kennt sie nur in ihrer Jaguar-Gestalt und sein Blick wandert jetzt interessiert zwischen dem Unaussprechlichen auf seiner Schulter und der nackten Frau neben Vincent hin und her.
«Heilig?», hole ich alle Beteiligten zurück in die Realität.
Valiodo richtet mit einem kurzen Ruck des Kopfes seine Krone und rollt einmal hoheitsvoll mit den Augen. Nervig und feige ja, aber heilig?
«Er ist ein mythologisches Wesen», fährt Maria fort. «Es wäre gut, wenn er uns begleiten würde. Er trägt eine Menge positiver Magie in sich.»
«Warum sollte er das tun wollen?» Pax runzelt die Stirn und sieht dem Quez-Dings tief in die smaragdgrünen Augen.
«Sie sind krankhaft neugierig», murmelt Vincent. «Hast du auf uns gewartet?» Er sieht Valiodo fragend an, doch der grinst nur und bleckt leicht gelblich verfärbte Zähne.
«Er wird seinen Grund haben, hier zu sein. Es gibt keine Zufälle», bemerkt Maria mit einer Selbstsicherheit, die ich in völlig nacktem Zustand so vermutlich nicht hinbekommen hätte.
Und ab diesem Moment reisen wir zu fünft. Was sich schon nach wenigen Metern als absolut klasse Sache herausstellt. Heiliges Wesen hin oder her: Prinz Valium steht auf Mücken!
Somit hat sich dieses Problem vorübergehend erledigt, weil die Flugschlange mich umkreist wie ein Helikopter und sämtliche Moskitos in seinem Magen landen, bevor sie auch nur den Versuch unternehmen können, ihren Rüssel in mich zu versenken. Das macht mich sehr froh, und da ich nicht mehr permanent mit der Ermordung von kleinen Blutsaugern beschäftigt bin, kommen wir recht zügig voran.
Wir laufen und laufen, und es wird dunkel. Nicht so eine nette kleine Abenddämmerung, wo langsam die Farben aus der Welt verschwinden und in sanfte Grautöne übergehen. Nein, hier ist es dunkel. Zack! Licht aus. Ich sehe umgehend überhaupt nichts, marschiere aber dennoch weiter. Und wir laufen und laufen und wäre ich nicht irgendwann entkräftet zu Boden gegangen, würden wir vermutlich immer noch laufen, oder ich wäre frontal gegen einen dieser Urwaldbäume gerannt, weil es ja so dunkel ist.
Es ist jetzt nämlich wirklich spät und das Schlafdefizit der vergangenen Nächte holt mich schlagartig ein. Naja, als würde meine Müdigkeit mir mit einem Vorschlaghammer (und keinem für Weicheier aus Holz) einmal mit einem lauten «Klonk!» auf den Schädel hauen. Weil es im Hirn «Klonk» macht, machen meine Füße einen ungelenken Schritt und ich komme ins Taumeln und werde nicht von Pax aufgefangen, sondern gehe zu Boden. Wobei es hier ja keinen Boden gibt. Es gibt nur Grünzeugs, das auch umgehend seine umtriebigen, blättrigen Finger nach mir ausstreckt und mich umschlingt.
Ich liege also in dem grünen Wahnsinn herum und will gerade anfangen, hysterisch zu zappeln, als Vincents Raubkatzenkörper auf mich zugestürmt kommt. Was mich augenblicklich in eine Art Schockstarre fallen
Weitere Kostenlose Bücher