Eine Hexenmutter erzählt: Mystisches Märchen um ein uraltes Familiengeheimnis (German Edition)
seine Schleusen geöffnet und ließ dicke Schneeflocken herabfallen.
Der Mond wurde nun von den Wolken verdeckt und der Schnee dämpfte die wenigen Laute der Pferde.
Doch das Glück war ihnen auch heute nicht gewogen. Die MacGregor erwarteten sie.
Es wurde ein kurzer blutiger Kampf, bei dem der Laird der MacAlpine von seinen Männer getrennt wurde.
Sein Pferd kam vom Weg ab und stolperte in ein Loch. Im hohen Bogen flog der MacAlpine in die Heidekräuter, wo er benommen liegen blieb. Sein Pferd nutzte die Gelegenheit so schnell es konnte in den warmen, heimischen Stall zurückzukehren.
Am nächsten Morgen erwachte der MacAlpine mit heftigen Kopfschmerzen, die sicher nicht nur vom Sturz herkamen. Lange irrte er durch das Moor.
Der dichte Schnee hatte die Landschaft völlig verändert, nichts war ihm vertraut! Mehrmals fiel er in eine Moorgrube und musste sich mühsam wieder heraus kämpfen.
Nass , halb erfroren und hungrig schleppte er sich immer weiter.
Er hatte sich verirrt, soviel war ihm inzwischen klar.
Der Wind blies ihm ins Gesicht, seine Füße waren eisig, seine Hände blau gefroren. Nach Art der Schotten trug er nur seinen Kilt, Strümpfe und Stiefel.
Sein einziger Schutz vor der unbarmherzigen Kälte war sein Tartan, die Wolldecke in den Clanfarben, die mit einer Brosche an der Schulter befestigt wurde und um den Körper gewickelt wurde.
Da die Farben aus Kräutern gewonnen wurden, boten sie ideale Tarnmöglichkeiten. Man legte sich einfach zwischen die Heidekräuter, zog die Decke über den Körper und verschmolz mit der Landschaft.
Ein solcher Hinterhalt wurde meist zu spät bemerkt und hatte den verhassten Engländern schon oft eine Niederlage gebracht. In den Lowland, dem Teil Schottland, das kaum Berge hatte und direkt an England grenzte, hatten sich die Schotten weitgehend dem Lebensstil der Engländer angeglichen. Aber die Highländer hassten alles Englische und hielten an ihren Traditionen fest.
Das war jetzt für MacAlpine seine Rettung. Als die Nacht herein brach, wickelte er sich in seinen Tartan und legte sich unter die dürren Sträucher, damit er ein wenig Schutz vor Wind und Schnee finden konnte.
Er fror noch immer, aber der Boden unter den Sträuchern war trocken und voller Moos. Sein Magen knurrte, seine Füße schmerzten, aber es war nicht das erste mal, dass er hungrig schlafen ging.
Mitten in der Nacht weckte ihn ein schauriges Heulen.
Kein Tier brachte so einen Schrei hervor. Über dem Moor tanzten blaue Lichter, der Schrei hallte immer lauter …
“Die Banchee!” rief Laird MacAlpine erschrocken.
“Wer den Schrei der Banchee hörte und die blauen Lichter der Toten über dem Moor sieht, verliert einen geliebten Menschen, oder muss selber in die Anderswelt gehen!”
Zum ersten Mal seit langer Zeit dachte er an den Glauben seiner Ahnen, denn er war schon vor vielen Jahren zum christliche Glauben übergetreten.
Nun aber sah er zum ersten mal selber die blauen Lichter und dieser Schrei konnte nicht von dieser Welt sein.
Musste er jetzt sterben?
Plötzlich griff eine eisige Hand nach seinem Herzen: seine Frau! Seine Tochter! Sie hatte noch nicht einmal einen Namen… Angst, Hunger und Verzweiflung übermannten den Laird. Zum ersten mal in seinem Leben weinte er aus Trauer, nicht aus Zorn.
Er dachte an seine neun Töchter, an seine Frau und daran, dass sie allein zu hause gestorben war.
Er hätte ihr so gerne gesagt, was sie ihm bedeutet hatte. Und nun war es zu spät. Er weinte und weinte, bis er erschöpft in einen tiefen Schlaf zurück fiel. Wilde Träume von Orghu, der Todesfee oder Banchee plagten ihn und seine Töchter starrten ihm aus dem Totenreich entgegen. Sie klagten ihn an nur Söhne lieben zu können, doch auch Töchter seien wertvoll für jeden Clan…
Das Trällern eines Vogels weckte ihn am nächsten Morgen.
Der Schnee war in der Nacht fast geschmolzen. Nur an wenigen Stellen lag noch ein kleiner Rest.
MacAlpine machte sich wieder auf die Suche nach dem richtigen Weg.
Schon bald kamen ihm einige Sträucher und Krüppelkiefern bekannt vor.
Ja! Die Gegend kam ihm vertraut vor. Seine Burg war fünfzehn Meilen weiter östlich, also noch ein weiter Weg für einen geschwächten hungrigen Mann.
Aber er wusste jetzt wenigstens wo er hin musste.
Neuer Mut überkam ihn, und er setzte einen Fuß vor den anderen.
Gegen Mittag stand er plötzlich vor einer baufälligen kleinen Kate.
MacAlpine konnte sich nicht erinnern, dass jemand so tief im Sumpfland
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