Eine Hexenmutter erzählt: Mystisches Märchen um ein uraltes Familiengeheimnis (German Edition)
Heute sind die Schranken offen und bei so vielen Magiern und Hexen müsste es klappen.”
Kassandra hatte schon selber daran gedacht und in Gedanken ihren Vorrat an magischen Kerzen sortiert und die uralte Geisterbeschwörungen aus ihrem Gedächnis abgerufen.
Um einen starken Zauber auszusprechen, der einen verängstigten und versteckten Geist herbei rufen konnte, mussten schon starke Kräfte gebündelt werden. Aber heute waren so viele Familienangehörige und Ahnen hier wie schon lange nicht mehr. Lächelnd sah sie Toms Geist an.
Ihr Ehemann war, während sie die Geschichte erzählte, unbemerkt hereingekommen.
Die Schranke zur Anderswelt war offen, heute war Halloween. Das neue Hexenjahr hatte begonnen und die Liebe war so stark zu spüren, dass es klappen musste!
Schnell holte Kassandra die Kerzen aus ihrer Truhe, Weiße für Reinheit und Klarheit, Rote für die Liebe und Vereinigung mit der Familie.
Der Kreis wurde geschlossen, die Kerzen verteilt und entzündet.
“Der Kreis ist geschlossen, die Ahnen sind hier! Sie sehen zu und warten ab! Mit der Kraft der vier Winde: Feuer, Wasser, Erde, Luft, ruf ich dich, Mortimer, komm zu uns in den Kreis der Familie! Sei willkommen! Kein böser Gedanke stört, reine Liebe ruft dich zu uns! Deine Familie wartet auf dich! Was vergangen ist ist vergangen. Die Gegenwart erwartet dich, vergeben und vergessen ist, was früher war.”
Totale Stille folgte auf Kassandras Beschwörung …
Die Kerzen flackerten, obwohl kein Windhauch zu spüren war.
Svetlana starrte auf ihre Kerze und hoffte sehr , dass Mortimer heute in den Schoß der Familie zurück kehren würde. Der Ärmste schämte sich sicher so sehr, dass er sich nicht traute. Dabei wurde er so sehr von seinen Eltern vermisst.
Und dann sah sie in der dunkelsten Ecke neben dem Kamin einen weißen Schleier, der sich ganz langsam zu der Gestalt eines Jungen verdichtete.
“Mortimer…” flüsterte sie, aber in der Stille war ihre Stimme wie ein lauter Schrei zu hören.
Aus dem Kreis der Ahnen lösten sich zwei Gestalten, Mortimers Eltern, und schwebten auf die geisterhafte Gestalt neben dem Kamin zu.
Die drei verschmolzen zu einem dichten Nebel, bevor sie sich in drei fast normale Gestalten verdichteten. Die Familie war wieder vereint!
Mortimer sah so glücklich aus, wie ein Kind unter dem Weihnachtsbaum. Endlich gab es ein Happyend.
In diesem Moment sahen die Kinder ihren Vater! Mit lautem Hallo wurde auch er willkommen geheißen .
Auch an diesem Tag wurde nach altem Brauch Geschichten erzählt, der Pflaumenkuchen wurde an die Hörner eines Ochsen gehängt und das Tier mit Met und Apfelwein übergossen, bis es sich schüttelte und den Kuchen von sich schleuderte. Er fiel über seinen Kopf nach vorne, ein gutes Omen für das neue Jahr! Mit lautem Gesang verließ man die Scheune um im Haus am warmen Kamin weiter zu feiern und den Gruselgeschichten der Erwachsenen zu lauschen.
Eine Geschichte war spannender als die vorige und Langeweile kam gar nicht erst auf.
Tatjana saß neben Kassandra am Kamin, die Kinder, sieben an der Zahl, saßen auf Kissen zu ihren Füßen.
Zur Feier waren nicht nur Vettern und Cousinen dabei, sondern auch ein Freund von Joschi. Für ihn war es sein erstes echtes Halloweenfest. Er hatte so viel neues über die alten Bräuche gelernt und war ganz begeistert von all den vielen Geistern und Geschichten.
Jetzt saß er mit roten Backen und glänzenden Augen vor Tatjana, knabberte an einem Stück Kürbiskuchen und wartete auf die nächste Geschichte.
Schon bei den vorangegangen Geschichten war ihm ein Gruselschauer über der Rücken gelaufen. Das alles war so aufregend!
Und all die Geschichten sollen sich tatsächlich in der Familiengeschichte zugetragen haben! Oh Mann!
Dagegen erschien ihm seine Familie richtig langweilig!
Tatjana sah die Kinder der Reihe nach an. “Peter, das muss für dich alles sehr neu und aufregend sein. Aber glaub nicht, dass unsere Familie so besonders oder anders ist! Für uns ist der alte Druidenglaube sehr wichtig! Und die Druiden erzählen in alten Liedern die Geschichten weiter und weiter, von Generation zu Generation. Und da sind noch unser Ahnen, die unsere Geschichten an die Nachfahren weitergeben. Auch zu euch können die Ahnen kommen, wenn ihr sie zu euch einladet. So könnt auch ihr über eure Familiengeschichte mehr erfahren. So wie einer unserer Vorfahren: Ian MacAlpine ! Er war zum christlichen Glauben übergetreten und hatte von da an die Ahnen
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