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Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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die Schulter. „Und Ihre Unterlagen lägen kreuz und quer auf dem Diwan verstreut.“ „Ordentlich ausgebreitet“, verbesserte sie. „Ich breite meine Unterlagen immer sehr sorgsam aus. Ohne Ordnung geht es nicht, wie ich Ihnen bereits erklärt habe.“
    „Ihre Ordnung scheint mir ein heilloses Durcheinander aus Büchern und Papieren“, sagte er. „Aber ich bin ja auch ein Dummkopf.“
    „Mr. Carsington.“
    „Sie brauchen Kaffee und etwas Süßes, um Ihren immensen Verstand zu stimulieren“, meinte er und gab Udail einen leichten Klaps auf die Schulter, woraufhin der Junge das Tablett in ihre Kabine trug und es auf einem flachen Schemel neben dem Diwan abstellte.
    Nach getaner Arbeit entfernte er sich lautlos.
    Der Duft frisch aufgebrühten Kaffees erfüllte die kleine Kabine. Daphne nahm wieder auf dem Diwan Platz. Mr. Carsington blieb abwartend an der Tür stehen, die Schulter an den Rahmen gelehnt.
    „Nun kommen Sie schon rein“, sagte sie. „Allein schaffe ich diese Unmengen an Fetira nicht. Und da das Tablett für zwei gedeckt ist, erscheint es mir ziemlich albern, nun so zu tun, als wollten Sie gleich wieder gehen.“
    „Wie schlau Sie sind“, bemerkte er und holte eine Papierrolle hervor. „Ich kam tatsächlich mit Hintergedanken. Wir sollten uns die Karte ansehen und überlegen, wie viele Stopps wir vor Assyut noch machen wollen.“
    Während er sprach, hatte er sich neben sie auf den Diwan gesetzt und dabei die Beine mit so anmutiger Leichtigkeit untergeschlagen, als wäre er tatsächlich der arabische Prinz, den seine Kleidung vermuten ließe.
    „Assyut“, wiederholte sie begriffsstutzig. „Oh, natürlich. Die Mannschaft wollte dort Brot backen.“
    „Das dürfte den ganzen Tag dauern“, meinte er und goss ihnen beiden Kaffee ein.
    Sie gestattete sich nicht, daran zu denken, wie vertraulich diese Geste doch war, obwohl die Tür weit offen stand, wie es sich gehörte. Sie würde sich keine Torheiten mehr gestatten.
    „Ich wüsste nicht, warum wir vorher noch einmal haltmachen sollten, außer über Nacht“, meinte sie. „Wir würden ohnehin nichts erfahren, da eine der beiden verfeindeten Parteien immer schon da gewesen ist und die Bevölkerung bestochen hat.“
    Sie nahm die Landkarte zur Hand. „Assyut ist eine wichtige Handelsstadt, in der auch die Karawanen haltmachen. Wir können ein paar Diener auf den Basar schicken, damit sie sich umhören.“ Aufmerksam studierte sie die Karte. „Beni Hassan dürften wir wohl schon passiert haben.“
    „Schon lange“, bestätigte er. „Reis Rashad will für die Nacht an irgendeinem unaussprechlichen Ort vor Anker gehen. In der Nähe sollen berühmte Ruinen sein.“
    „Westliches oder östliches Ufer? Im Osten wäre Antinopolis.“ „Westen.“
    „Also Al-Ashmunayn“, stellte sie fest. „Das antike Hermopolis ist ganz in der Nähe. Es war Thot geweiht, dem ägyptischen Gott des Wissens - das Äquivalent des griechischen Hermes oder des römischen Merkur. Nach Plutarch wurde Thot durch den Ibis dargestellt, und einer seiner Arme soll kürzer gewesen sein als der andere.“
    „Ich habe Plutarch gelesen“, sagte Mr. Carsington. „Griechen und Römer, Römer und Griechen. Etwas anderes haben wir eigentlich nie gelesen.“
    Überrascht sah sie auf. Er nahm sich abermals von dem Gebäck, das in den letzten paar Minuten schon beträchtlich geschwunden war.
    „Sie haben demnach eine ordentliche klassische Bildung erhalten“, stellte sie fest.
    Während er aß, runzelte er seine dunklen Brauen, als ob sie etwas sehr Befremdliches gesagt hätte.
    Sie legte die Karte beiseite, nahm einen Schluck Kaffee und fragte sich, was um alles in der Welt es da zu überlegen gab.
    Eine ganze Weile verging, bevor er meinte: „Doch, man könnte wohl sagen, dass meine Schulbildung ganz ordentlich war. Aber furchtbar langweilig. Wenn Sie darüber reden, sind dieselben Autoren und Themen gleich viel spannender. Zunächst dachte ich, das liege nur daran, weil Sie so erfreulich anzusehen sind.“ Es war nichts, einfach nur ein paar beiläufig dahergesagte Worte. Er trank seinen Kaffee und sah sie nicht einmal an.
    Doch sie wusste kaum, wo sie hinsehen sollte. Und ihr Herz hatte wieder seinen törichten Tanz begonnen.
    Sie wusste, dass Männer an ihrer Figur großen Gefallen fanden. Selbst Virgil war es so ergangen. Aber das war auch alles, was ihm an ihr gefallen hatte.
    Sie war sich auch bewusst, dass ihr Gesicht, wenngleich nicht sonderlich hübsch,

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