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Eine Hochzeit im Dezember: Roman (German Edition)

Eine Hochzeit im Dezember: Roman (German Edition)

Titel: Eine Hochzeit im Dezember: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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Bridget war fassungslos gewesen. Aber war ihre eigene bevorstehende Heirat nicht ebenso grotesk?
    Nora bat alle in den Speisesaal. Platzkarten wurden inspiziert. Bridget sollte zwischen ihrem Sohn und ihrem zukünftigen Ehemann sitzen, wie Nora versprochen hatte. Auf der anderen Seite neben Matt war Brians Platz. Die Tafel war hochzeitlich gedeckt mit weißem Damast, antikem elfenbeinfarbenem Porzellan, Kristall und schwerem Silber. Bridget saß so, daß sie die Fenster auf der anderen Seite des Zimmers im Blick hatte. Ein flimmerndes Licht in der Ferne war das einzige sichtbare Zeichen der Außenwelt. Sonst sah sie nur im Glas gespiegelte Gesichter: Harrison, das Kinn auf den Handrücken gestützt, während er Bill zuhörte; Agnes, die sich Julie zuneigte; Nora im Gespräch mit einem Kellner. Auf den Tellern standen steife weiße Menükarten. Mit dem Lachs würde Bridget ihre Schwierigkeiten haben, aber auf den Rote-Beete-Salat mit Ziegenkäse freute sie sich.
    Ein Ober füllte eines der Gläser, die zu Bridgets Gedeck gehörten, mit Champagner.
    »Laßt mich einen Toast ausbringen«, sagte Jerry und stand auf. Er sah imponierend aus, wie er sich da zu seiner vollen Größe aufrichtete. Sein Kamelhaarpullover mit dem V-Ausschnitt lag lässig auf breiten Schultern. Jerry besuchte offensichtlich regelmäßig ein Fitneß-Studio.
    Spannung breitete sich aus. Jerry, dem Unberechenbaren, war alles zuzutrauen. Bridget bemerkte, daß die Gläser von Matt und Brian halb mit Champagner gefüllt waren. Julies Gesicht blieb eine undurchdringliche Maske, als ihr Mann sein Glas hob.
    » Bill und Bridget heiraten «, sagte Jerry. »Eine Komödie mit Tom Hanks und Andie MacDowell. Demnächst in Ihrem Theater.« (Vereinzelte Lacher an dieser Stelle.) »Ein feel-good Film von Universal mit einem Überraschungs-Happy-End. (Nervöses Gelächter, da unvermeidbar allen die Möglichkeit eines nicht glücklichen Ausgangs in den Sinn kam.) »Ich glaube, ich spreche für alle«, fuhr Jerry fort, »wenn ich sage, daß ich nie zwei Menschen gekannt habe, die so eindeutig füreinander bestimmt waren.« (Ein peinlicher Moment, als alle Blicke zu Julie flogen, die für diese besondere Auszeichnung offensichtlich nicht im Rennen lag.) »Als wir damals zusammen an der Kidd waren, da wart ihr beide unzertrennlich«, fuhr Jerry fort. »Und ganz ehrlich gesagt, wir haben euch alle um euer Glück beneidet.« ( Hört, hört , sagte Rob.) »Dann gab es irgendwo eine kleine Betriebsstörung – hm, eine Betriebsstörung von immerhin zweiundzwanzig Jahren –, aber jetzt seid ihr wieder zusammen und fest entschlossen, zu heiraten.« (Bridget warf einen Blick zu Matt und fragte sich, ob es ihm etwas ausmachte, daß seine Geburt und seine Kindheit Teil der kleinen Betriebsstörung waren.) Jerry hob sein Glas ein wenig höher, und alle außer Bill und Bridget standen auf. »Auf Finden und Wiederfinden«, sagte Jerry. »Wir wünschen euch zehntausend Tage Glück.«
    Jerry hatte sich zu jedermanns Überraschung und Julies offenkundiger Erleichterung seiner Aufgabe mit Anmut und Humor entledigt. Bill revanchierte sich mit einer kurzen Ansprache, um Jerry für seine Worte zu danken und Nora für ihre Großzügigkeit. Jerry salutierte kurz. Nora lächelte. Neben Agnes wartete ein Ober darauf, die ersten Bestellungen entgegenzunehmen. Matt und Brian leerten ihre Gläser. Bridget nahm sich vor, dem Ober zu sagen, den Jungen keinen Wein einzuschenken. Sie wollte nicht, daß ihr Sohn sich am Abend vor ihrer Hochzeit oder überhaupt je wieder betrank.
    Zehntausend Tage, rechnete Bridget, waren etwa dreißig Jahre. Sie würde Anfang siebzig sein, wenn das Glück zu Ende ging.
    Ach, wenn nur!
    Das Miederhöschen kniff in der Taille. Sie bestellte den Salat mit Ziegenkäse und den Lachs und fragte sich, ob sie überhaupt etwas davon würde essen können. Mit einem lautlos gebildeten Danke dir dankte sie Jerry über den Tisch hinweg, und der zielte mit dem Finger genau auf ihr Herz. Beinahe augenblicklich erhöhte sich der Geräuschpegel im Raum so stark, daß Bridget die Stimme heben mußte, um mit Bill zu sprechen, und er steigerte sich weiter, als alle feststellten, daß sie schreien mußten, um gehört zu werden. Es war ein Stimmengewirr wie auf einer Party, und Bridget war dankbar dafür. Sie hatte gefürchtet, der Abend könne womöglich steif und langweilig werden. Es hätte ihr für Nora leid getan.
    Bills Hand lag auf ihrem Oberschenkel. Wenn er über diese Hand

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