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Eine Insel

Eine Insel

Titel: Eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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und scharfen Speeren kamen und keinerlei Bereitschaft zeigen würden, sich Erklärungen anzuhören. Und ein paar von ihnen fanden sogar, dass der alte Mann eigentlich keine Rolle spielte viel grausamer war es, dass Cox und seine Kumpane auf Delfine geschossen hatten, was über alle großes Unglück bringen konnte.
    Schließlich kam es zum Krieg, und dabei kochte so viel böses Blut hoch, dass Daphne den Eindruck hatte, es würde mehr als nur zwei Seiten geben. Sie saß die Sache in ihrer Kabine aus, während sie mit einer geladenen Pistole in der Hand auf einem kleinen Fass mit Schießpulver hockte. Der Captain hatte ihr gesagt, wenn Cox’ Männer siegten, sollte sie mit der Pistole auf das Fass schießen, »um ihre Ehre zu retten«, aber sie war sich nicht sicher, wie viel ihre gerettete Ehre wohl noch wert wäre, wenn sie zusammen mit dem Rest der Kabine in kleinen Stücken vom Himmel fiel. Glücklicherweise kam es nicht so weit, weil Captain Roberts die Meuterei beendete, indem er eine der Kanonen der
Sweet Judy
abmontierte und auf die Meuterer richtete. Die Kanone war dazu gedacht, viele kleine Bleikugeln gleichzeitig auf Piraten abzufeuern, die das Schiff entern wollten. Sie war zwar nicht als Handwaffe konstruiert, und wenn er das Pulver gezündet hätte, wäre er vermutlich vom Rückstoß von Bord katapultiert worden, aber alle, die vor ihm standen, wären durchsiebt worden. Er war von einem heiligen Zorn erfüllt, der selbst Cox nicht entging, wie Cookie ihr später berichtete. In den Augen des Captains brannte der Blick des Allmächtigen, der auf eine besonders sündige Stadt herabschaute, und vielleicht war Cox gerade vernünftig genug gewesen und erkannte, dass er es mit jemandem zu tun hatte, der noch verrückter war als er selbst, zumindest so lange, bis er Cox und seine Leute in Stücke geschossen hätte. Es konnte aber auch sein, so hatte Cookie gemutmaßt, dass der Captain wild zum Mord entschlossen gewesen war, bis ihm bewusst wurde, dass Cox genau das beabsichtigte, damit der teuflische Mann die Seele des Captains mit in die Hölle nehmen konnte.
    Doch der Captain hatte die Kanone nicht abgefeuert, erzählte Cookie. Er legte sie auf das Deck, erhob sich mit verschränkten Armen und zeigte ein grimmiges Lächeln, während Cox mit verdutzter Miene dastand. Dann richteten alle kapitänstreuen Männer ihre Pistolen auf Cox’ Kopf, und damit hatte die Meuterei jeden Schwung verloren. Cox und seine Kumpane wurden in das Beiboot der
Sweet Judy
gesetzt und bekamen Vorräte, Wasser und einen Kompass. Dann blieb nur noch die Frage nach der Bewaffnung. Die Meuterer hatten noch immer Freunde unter der Besatzung, und diese gaben zu bedenken, dass es einem Todesurteil gleichkäme, sie ohne Waffen in diesen unsicheren Gewässern auszusetzen. Letzten Endes deponierte man ein paar Waffen auf einer Insel, die nur eine Seemeile entfernt war, obwohl Captain Roberts damit rechnete, dass jedes Piraten- oder Sklavenschiff, das auf Cox und seine Männer stieß, zweifellos schon bald von einem neuen Captain befehligt werden würde. Er ordnete an, die Kanonen Tag und Nacht zu besetzen und feuerbereit zu halten, und erklärte, dass unverzüglich das Feuer eröffnet würde, sollte dieses Boot je wieder in Sicht kommen.
    Das Beiboot wurde losgemacht, und die Meuterer trieben schweigend davon. Lediglich Polegrave und Foxlip machten sich scheinbar keine Sorgen, sondern spotteten und spuckten unbeeindruckt weiter. Das taten sie aber nur deshalb, sagte Cookie, weil sie zu dumm waren, um zu erkennen, dass sie mit einem mordlustigen Irren als Anführer in gefährlichen Gewässern unterwegs waren.
    Von diesem Schock erholte sich die Judy nicht mehr, doch sie blieb auf Kurs. Die Männer redeten kaum und blieben lieber für sich, wenn sie keine Wache hatten. Es war alles andere als ein glückliches Schiff. Zudem waren schon zuvor in Port Henry fünf Männer von Bord gegangen und nicht wieder aufgetaucht, so dass die Besatzung nun ohne die Meuterer viel zu klein war für das Schiff und dann kam die Welle.
    Und das war die Geschichte, die Daphne erzählte. Sie blieb immer bei der Wahrheit, und wenn sie sich auf Cookies eher unbeherrschte Ausführungen berief, sagte sie es auch. Sie wünschte, sie hätte Pilus Talent, denn selbst wenn er bloß über einen Stein stolperte, machte er daraus ein dramatisches Abenteuer.
    Als sie fertig war, schwiegen alle. Die meisten Leute blickten zu Pilu. Sie hatte sich große Mühe gegeben, in einer

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