Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Insel

Eine Insel

Titel: Eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
geworden war, aber dafür wie Mrs. Gluckers neue Zähne zur Mittagszeit glänzte.
    Sie waren das älteste Volk der Welt! Er erzählte ihnen, dass ihre Vorfahren Kanus erfunden hatten und damit unter neuen Himmeln gesegelt waren. Sie waren so weit gereist, dass sie wieder nach Hause gekommen waren! Und sie hatten weiter hinausgeblickt als jedes andere Volk! Sie hatten gesehen, wie die vier Söhne von Luft über den Himmel stürmten! Sie sahen, wie die Papierrebenfrau den Feuergott mit ihren Bändern gefesselt hatte! Sie bauten wundersame Werkzeuge, damals in ferner Vergangenheit, als die Welt noch nicht dieselbe war!
    Aber nun kamen böse Männer! Und es waren in der Tat wahrlich böse Männer! Darum hatte Imo selbst ihnen die
Sweet Judy
geschickt, das erste Schiff, was jemals gebaut worden war und nun auf der großen Welle zurückgekehrt ist und all das zur Insel brachte, was sie in dieser dunklen Zeit brauchen würden, einschließlich des köstlichen, gepökelten Rindfleisches und des Geistermädchens, welches die Geheimnisse der Sterne kannte und köstliches Bier braute…
    An dieser Stelle errötete Daphne und suchte Maus Blick, doch der schaute in eine andere Richtung.
    Und Pilu rief laut: »Und auch mit Hilfe der
Sweet Judy
werden wir die Räuber über das Meer hinfortblasen!«
    O nein, dachte sie, er weiß von den Kanonen! Er hat die Kanonen der Judy gefunden!
    Jubel brach aus, als Pilu fertig war, und Mau wurde von den Leuten umringt.
    Es hatte schon immer Kriege gegeben, auch zwischen den einzelnen Inseln. Doch soweit Daphne verstanden hatte, waren sie bisher kaum schlimmer gewesen als eine Rauferei zwischen Stallburschen und eine gute Methode, an beeindruckende Narben und Geschichten zu kommen, die man mit etlichen Übertreibungen seinen Enkelkindern erzählen konnte. Und es gab häufig Überfälle auf andere Inseln, bei denen Bräute geraubt wurden, aber da die Frauen vorher schon alles vereinbart hatten, zählten sie eigentlich nicht.
    Aber… die Kanonen! Auf der Judy hatte Daphne Übungen an den Kanonen miterlebt, und selbst Cox behandelte sie mit Vorsicht. Es gab eine richtige Methode, eine Kanone abzufeuern, und viele wunderbar explosive Methoden, sich die Pulverladung selbst um die Ohren fliegen zu lassen.
    Als sich die Menge um Pilu scharte und patriotische Lieder anstimmte, ging Daphne zu Mau und funkelte ihn an. »Wie viele Kanonen?«, wollte sie wissen.
    »Milo hat fünf gefunden«, sagte Mau. »Wir werden sie auf dem Hügel hinter dem Strand aufstellen. Ja, ich weiß, was du sagen willst, aber die beiden Brüder wissen, wie man sie benutzt.«
    »Tatsächlich? Wahrscheinlich haben sie dabei zugesehen!
    Pilu glaubt, er kann lesen, aber die meiste Zeit rät er nur.«
    »Die Kanonen geben uns Hoffnung. Wir wissen jetzt, wer wir sind. Wir sind keine Bettler, die außerhalb der Hosenmenschenwelt leben. Wir sind keine Kinder. Einst waren wir die mutigen Seemänner, die bis zum anderen Ende der Welt fuhren. Vielleicht haben wir sogar die Hosen getragen.«
    »Äh, ich glaube, Pilu könnte damit etwas zu weit…«
    »Nein, er ist klug. Hätte er den anderen die Wahrheit sagen sollen? Sollte er ihnen sagen, dass ich nicht mehr zu bieten habe als ein paar Dinge, die ich weiß, eine Handvoll Sachen, die ich vermute, und ansonsten nur noch sehr viel Hoffnung? Dass wir im Grunde schwach sind, und wenn die Räuber angreifen und ich mich irre, sich diejenigen, die am Ende des Tages noch nicht tot sind, wünschen werden, es zu sein? Das würde den Menschen nur Angst machen. Wenn eine Lüge uns stark macht, wird eine Lüge meine Waffe sein.«
    Er seufzte. »Die Leute wollen mit Lügen leben. Sie schreien regelrecht danach. Hast du dir in letzter Zeit mal die Judy angesehen? Ich muss dir etwas zeigen.«
    Der Pfad durch den unteren Wald war inzwischen ausgetreten.
    In den vergangenen Monaten waren so viele Sachen zum Strand hinuntergeschleift worden, dass nicht einmal die rasend schnellen Ranken und gefräßigen Gräser überall mithalten konnten. An einigen Stellen bestand der Waldboden nur noch aus zerbröckelndem Stein.
    »Wir holen uns einfach alles aus der
Sweet Judy
«, sagte Mau, während er vorausging. »Sie gibt uns Holz und Nahrung und Licht. Was würden wir ohne die Judy und ihre Fracht machen? Was könnten wir wollen, was die Judy uns nicht geben könnte?
    So reden die Leute. Und nachdem unsere Götter uns im Stich gelassen haben…«
    Er trat zur Seite.
    Jemand hatte einen roten Fisch an die Planken des

Weitere Kostenlose Bücher