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Eine Insel

Eine Insel

Titel: Eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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verwüsteten Welt.
    Er brauchte eine ganze Weile, um zu erkennen, worauf er starrte. Das, was er für einen Ast gehalten hatte, war in Wirklichkeit ein Arm.
    Langsam blickte er sich um und begriff, warum so viele Vögel da waren und worum sie sich stritten…
    Er rannte los. Seine Beine rissen ihn mit, und er schrie Namen, während er rannte, den langen Hang hinauf, an den unteren Feldern vorbei, die mit Trümmern übersät waren, an den höheren Anpflanzungen vorbei, die selbst für die Welle zu hoch lagen, und fast bis zum Rand des Waldes. Und dort hörte er seine eigene Stimme von den Felsen zurückhallen.
    Niemand. Aber irgendjemand musste doch…
    Alle hatten gewartet, auf jemanden, der kein Junge mehr sein würde, aber auch noch nicht ganz zum Mann geworden war.
    Er lief zum Frauenhain – der natürlich für jeden Mann streng verboten war – und riskierte einen flüchtigen Blick durch die große Hecke, von der die Gärten rundum geschützt wurden und vom Wasser unerreicht geblieben waren. Trotzdem sah er nichts, was sich bewegte, und niemand antwortete seinen Rufen.
    Sie hatten am Strand gewartet. Er konnte sie alle klar und deutlich vor seinem inneren Auge sehen, wie sie plauderten und lachten und das Feuer umtanzten. Aber es gab keinen silbernen Faden, nichts, mit dem er sie zurückholen konnte.
    Sie hatten auf den neuen Mann gewartet. Die Welle musste wie ein Hammer auf sie niedergeschmettert sein.
    Als er wieder zu den Feldern hinunterging, griff er sich einen Ast und schlug damit nach den Vögeln, ohne etwas zu bewirken. Überall oberhalb des verwüsteten Bereichs, wo sich das Dorf befunden hatte, lagen Leichen. Anfangs waren sie nur schwer zu erkennen gewesen, im Gewirr der Trümmer und genauso grau wie der aschefarbene Schlamm. Er würde sie berühren müssen. Er würde sie wegbringen müssen. Die Schweine würden schon bald kommen. Die bloße Vorstellung, wie sich die Schweine… Nein!
    Im Osten war es hinter den Wolken ein wenig heller. Wie konnte das sein? War eine weitere Nacht vergangen? Hatte er geschlafen? Wo war er gewesen? Auf jeden Fall war er todmüde.
    Er schleifte ein paar Äste, an denen noch Blätter hingen, zu einem großen Felsen, und kroch in seinen Unterschlupf. Dann spürte er, wie sich der graue Schlamm und der Regen und der verwundete Himmel lautlos hereinschlichen, ihn ausfüllten und ihn unter sich begruben.
    Und Mau träumte. Es konnte nur ein Traum sein. Er wurde zu zwei Menschen. Der eine war ein grauer Körper aus Schlamm und suchte all jene Leichen, die die Welle nicht mitgenommen hatte. Er tat es so behutsam wie möglich, während der zweite Mau sich tief drinnen verkroch, zusammengerollt und träumend.
    Wer bin ich, der dies tut?, dachte der graue Mau. Wer bin ich jetzt? Ich bin wie Locaha geworden und messe die Umrisse des Todes. Lieber bin ich er als Mau, zumindest an diesem Tag…
    denn da ist schon wieder eine Leiche. Mau will sie nicht sehen, sie nicht aufheben oder ihr in die Augen blicken, weil er sonst verrückt wird. Also tue ich es für ihn. Und diese Leiche hat ein Gesicht, das er an jedem Tag seines Lebens gesehen hat, aber ich werde nicht zulassen, dass er es jetzt sieht.
    Also arbeitete er weiter, während sich der Himmel aufhellte, die Sonne hinter der Rauchwolke im Osten aufging und der Wald trotz des Regens voller Gezwitscher war. Er durchkämmte die unteren Hänge, bis er eine weitere Leiche fand, sie hinunter zum Strand zerrte oder trug – manche waren klein genug, um sie tragen zu können – und dann weiter zu der Stelle, von wo aus man die Strömung sah. Normalerweise waren hier Schildkröten, aber nicht heute.
    Er, der graue Schatten, würde Steine und große Korallenbrocken suchen, von denen es jede Menge gab, und sie mit Papierreben an den Leichen festbinden. Und jetzt muss ich mein Messer nehmen und das Seelenloch aufschneiden, dachte der graue Mau, damit die Seele schnell entweichen kann, und dann werde ich die Leiche in die Wellen ziehen, wo die Strömung abfällt, und sie loslassen.
    Der träumende Mau überließ seinem Körper das Denken.
    Jetzt hebst du so, jetzt ziehst du so. Du schneidest die Papierrebe so ab, und du schreist nicht, denn du bist eine Hand und ein Körper und ein Messer, und die vergießen keine Tränen. Du steckst in einer dicken grauen Hülle, in der du gar nichts spürst.
    Und nichts kann hindurchdringen. Gar nichts. Und du lässt die Leiche langsam in der dunklen Strömung untertauchen, fort von Vögeln und

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