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Eine Insel

Eine Insel

Titel: Eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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die Welle gar nicht geschert. Wussten die Götter davon? Waren auch sie fortgespült worden? Darüber nachzudenken war ihm jetzt zu kompliziert. Bier war einfacher, wenn auch nur ein bisschen.
    Die Frauen brauten das Bier, und er wusste, dass eine große Opferschale vor der Höhle der Großväter stand, in die jeden Tag neues Bier gegossen wurde. Das wusste er und hatte es einfach als Tatsache im Kopf, aber nun drängten sich Fragen auf wie zum Beispiel: Wozu brauchten die Toten Bier? Würde es nicht einfach… durch sie hindurchsickern? Wenn sie es gar nicht tranken, wer dann? Und würde er in Schwierigkeiten geraten, wenn er diese Fragen auch nur dachte?
    Schwierigkeiten durch wen?
    Er erinnerte sich daran, wie er als ganz kleiner Junge im Frauenhain herumgelungert hatte. Ab dem Alter von sieben oder acht Jahren war er dort allerdings nicht mehr willkommen gewesen. Die Frauen verscheuchten ihn oder ließen ihre Arbeiten ruhen, wenn er näher kam, und starrten ihn so lange an, bis er sich von selbst zurückzog. Vor allem die sehr alten Frauen hatten so eine Art, jemanden anzustarren, dass man sich wünschte, ganz weit weg zu sein. Einer der älteren Jungen hatte ihm erzählt, dass einem der Wingo abfallen konnte, wenn sie bestimmte Worte murmelten. Danach hielt Mau sich vom Frauenhain fern, für den dasselbe galt wie für den Mond: Er wusste, dass er da war, aber er dachte gar nicht erst darüber nach, wie er hinkommen könnte.
    Jetzt gab es keine alten Frauen mehr. Er wünschte, sie wären noch da. Niemand konnte ihn mehr davon abhalten, irgendetwas zu tun. Er wünschte, jemand könnte es.
    Der Pfad zum Frauenhain bog vom Weg in den Wald ab und führte dann hangabwärts nach Südwesten und in eine enge Schlucht. Ganz am Ende standen zwei Steine. Sie waren größer als ein ausgewachsener Mann und mit roter Farbe bespritzt.
    Das war der einzige Zugang gewesen, als es noch Regeln gegeben hatte. Jetzt riss Mau den dornigen Strauch heraus, der den Eingang versperrte, und schob sich hindurch.
    Und dann lag der Hain vor ihm, ein Tal wie eine runde Schüssel voller Sonnenlicht. Baumreihen hielten den Wind ab, und die Zwischenräume waren so dicht mit Dornenbüschen zugewuchert, dass höchstens eine Schlange hindurchkam. Heute sah das Tal aus, als würde es schlafen. Mau konnte das Meer hören, aber es wirkte sehr weit entfernt. Er hörte das Sprudeln eines kleinen Bachs, der einem Felsen am Ende des Tals entsprang, dort eine Felsmulde ausfüllte, die als natürliche Badestelle diente, und dann in den Gärten versickerte.
    Die großen Pflanzen baute die Nation auf den Feldern an. Dort gab es Aharo, Zuckerrohr, Tabor, Bumerangerbsen und Schwarzmais. Dort ernteten die Männer das, wovon die Menschen lebten.
    In den Gärten des Hains züchteten die Frauen all jene Pflanzen, die es einem ermöglichten, genussvoll, länger und überhaupt zu leben: Gewürze, Früchte und Kauwurzeln. Sie verstanden sich auch darauf, Pflanzen größer oder schmackhafter werden zu lassen. Sie gruben Schösslinge aus oder tauschten sie ein und brachten sie hierher. Und die Frauen kannten die Geheimnisse von Samen, Schoten und anderen Dingen. Hier ernteten sie rosafarbene Bananen und die seltenen Obstbananen und Yams, einschließlich der Springenden Yamswurzel. Außerdem zogen sie hier Heilpflanzen heran – und kleine Kinder.
    Rund um die Gärten standen vereinzelte Hütten. Mau näherte sich vorsichtig und wurde immer unruhiger. Jemand sollte ihn anschreien, irgendeine alte Frau sollte auf ihn zeigen und etwas murmeln, woraufhin er sehr schnell davonlaufen würde – die Hand zwischen die Beine gepresst, nur für alle Fälle. Alles wäre besser als diese sonnige, leere Stille.
    Also gibt es doch noch Regeln, dachte er. Ich habe sie mitgebracht. Sie sind in meinem Ko…
    In einigen Hütten standen Körbe, und Wurzelbündel hingen von den Decken, außer Reichweite kleiner Finger. Es waren Gaukelknollen. Man lernte schon sehr früh, dass man daraus entweder das beste Bier überhaupt machen konnte oder dass sie einen tot umfallen ließen. Die geheime Zutat, die entschied, welcher Fall eintrat, war ein Lied, das jeder kannte.
    In der Hütte neben der Quelle fand er, wonach er suchte.
    Unter einem Haufen Palmblätter stand eine Schale voller zerkleinerter Wurzelknollen und zischte und blubberte leise vor sich hin. Sofort drang Mau der stechende, prickelnde Geruch in die Nase.
    Wie viel tranken Tote? Er füllte eine ganze Kalebasse mit dem Zeug. Das

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