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Eine Insel

Eine Insel

Titel: Eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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stellte erstaunt fest, dass Pilu weinte. Ohne zu wissen, warum, aber gleichzeitig in der absoluten Gewissheit, dass es richtig war, nahm er ihn in den Arm und Pilu wurde von heftigen Schluchzern geschüttelt, Rotz und Tränen verschluckten seine Worte. Mau hielt ihn so lange fest, bis er aufhörte zu zittern und im Wald wieder das Vogelgezwitscher vorherrschte.
    »Sie sind zu Delfinen geworden«, murmelte Pilu.
    »Da bin ich mir ganz sicher.«
    Warum kann ich das nicht auch?, dachte Mau. Wo sind meine Tränen, wenn ich sie brauche? Vielleicht hat die Welle sie mitgenommen. Vielleicht hat Locaha sie getrunken, oder ich habe sie im dunklen Wasser verloren. Jedenfalls spüre ich sie nicht.
    Wahrscheinlich braucht man eine Seele, um weinen zu können.
    Nach einer Weile hörte das Schluchzen auf und ging in Husten und Schniefen über. Dann drückte Pilu sehr behutsam Maus Arme von sich und sagte: »So kriegen wir unsere Arbeit aber nicht erledigt. Komm, lass uns weitermachen! Ich weiß übrigens ganz genau, dass du mir das schwere Ende gegeben hast!«
    Und schon war das Lächeln wieder da, als wäre es nie fort gewesen.
    Man musste Pilu nicht besonders gut kennen, um zu verstehen, dass er durchs Leben schwamm wie eine Kokosnuss auf dem Meer. Er kam immer wieder an die Oberfläche. Pilu besaß eine natürliche Quelle der Fröhlichkeit, die nie versiegte.
    Trauer war nur eine Wolke vor der Sonne, die schon bald weiterzog. Kummer wurde irgendwo in seinem Kopf weggesperrt, in einen Käfig mit einer Decke darüber, wie der Papagei des Captains. Unangenehme Gedanken verarbeitete er, indem er sie gar nicht erst dachte. Als hätte jemand ein Hundehirn in einen Menschenkörper gepflanzt, und in diesem Augenblick hätte Mau alles gegeben, um wie er zu sein.
    »Kurz vor der Welle flogen alle Vögel auf«, sagte er, als sie aus dem Schatten des Blätterdachs hinaus ins helle Tageslicht traten. »Sie schienen etwas zu wissen, das ich nicht wusste!«
    »Die Vögel fliegen doch immer auf, wenn Jäger durch den Wald streifen«, sagte Pilu. »Das ist doch nichts Besonderes.«
    »Ja, aber die Welle war noch gar nicht zu sehen, und die Vögel wussten es trotzdem. Die Vögel wussten es! Woher können sie das gewusst haben?«
    »Wer weiß?« Noch eine Eigenschaft von Pilu: Kein Gedanke blieb allzu lange in seinem Kopf – dort war es einfach zu einsam.
    »Das Geistermädchen hat ein… ein Ding, das Buch genannt wird. Es ist aus etwas Ähnlichem wie Papierreben gemacht. Und es ist voller Vögel!« Er war sich gar nicht sicher, worauf er eigentlich hinauswollte. Vielleicht wollte er nur sehen, wie die Neugier in Pilus Augen aufblitzte.
    »Zerquetscht?«
    »Nein, wie… Tätowierungen, aber in den richtigen Farben!
    Und den Großvatervogel nennen die Hosenmenschen Pantalonvogel!«
    »Was ist Pantalon?«
    »Eine Hosenmenschenhose für Hosenmenschenfrauen«, erklärte Mau.
    »Was für ein Blödsinn, dafür einen anderen Namen zu haben!«, sagte Pilu.
    Und damit war die Sache für ihn erledigt. Seine Seele füllte ihn aus, also lebte er glücklich und zufrieden. Doch wenn Mau in sich hineinblickte, sah er nur Fragen, und die einzige Antwort lautete scheinbar immer »Darum«, aber das war keine richtige Antwort. Warum gab es Götter, Sterne, die Welt, die Welle, Leben und Tod? Darum. Es gab keinen Grund und auch keinen Sinn, nur eine Antwort, die keine war, und dieses »Darum«
    war ein Fluch, ein Schlag ins Gesicht, und es trieb einen in Locahas kalte Arme…
    WAS WILLST DU TUN EINSIEDLERKREBS?
    WILLST DU DIE STERNE VOM HIMMEL REISSEN?
    WILLST DU DIE BERGE WIE SCHÜCHTERNE KOKOSNÜSSE ZERTRÜMMERN, UM IHRE GEHEIMNISSE ZU ERGRÜNDEN? DIE DINGE SIND, WIE SIE SIND! IHRE EXISTENZ IST BEREITS DIE ANTWORT AUF DIE FRAGE NACH DEM WARUM! ALLE DINGE SIND DA, WO SIE HINGEHÖREN. WER BIST DU, DASS DU NACH GRÜNDEN VERLANGST? WER BIST DU?
    So donnernd hatten die Großväter noch nie zu ihm gesprochen. Ihm taten richtig die Zähne weh, und er sackte auf die Knie. Die Werkzeugkiste landete krachend im Sand.
    »Was ist los mit dir?«, fragte Pilu.
    »Puh!«, sagte Mau und spuckte Galle in den Sand. Jedes Mal, wenn die alten Männer in seinen Kopf eindrangen, was an sich schon schlimm genug war, brachten sie obendrein auch noch alles durcheinander. Mau starrte auf den Boden, bis sich die Bruchstücke seiner Gedanken wieder zusammensetzten.
    »Die Großväter haben zu mir gesprochen«, murmelte er.
    »Ich habe nichts gehört.«
    »Dein Glück! Puha!« Mau hielt

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