Eine Insel
Mund zusammenzulaufen.
Von der
Sweet Judy
war immer noch sehr viel übrig. Es würde Monate, vielleicht sogar Jahre dauern, bis das Schiff zerlegt war.
Nun hatten sie zwar genug Werkzeug, aber nicht genügend Leute. Für die größeren Holzteile wären bestimmt ein Dutzend kräftige Männer nötig. Aber jetzt hatten sie schon mal eine Hütte, auch wenn die Wände aus Segeltuch ständig im Wind flatterten, und zudem Feuer und eine Kochstelle. Und was für eine!
Sie hatten die gesamte Kombüse zum Strand geschleppt, jedes einzelne kostbare Metallstück, nur nicht den großen schwarzen Ofen. Der konnte warten, denn allein die Töpfe, Pfannen und Messer bedeuteten bereits ein großes Glück.
Doch nicht wir haben das alles gemacht, dachte Mau, als das Werkzeug herumgereicht wurde. Wir können gute Kanus bauen, aber niemals etwas wie die
Sweet Judy
…
»Was tust du da?«, sagte er zu Milo. Der Mann hatte sich einen Hammer und einen Metallmeißel genommen und schlug damit auf eine kleinere Kiste aus dem Trümmerhaufen ein.
»Sie ist verschlossen«, sagte Milo und zeigte ihm, was ein Schloss war.
»Heißt das, sie enthält etwas Wichtiges?«, fragte er. »Noch mehr Metall?«
»Vielleicht Gold«, sagte Pilu. Dazu war eine Erklärung nötig, und Mau erinnerte sich an den schimmernden, gelben Metallrand der seltsamen Einladung, die das Geistermädchen ihm gegeben hatte. Die Hosenmenschen liebten es fast so sehr wie ihre Hosen, sagte Pilu, obwohl es viel zu weich war, um nützliche Dinge daraus zu machen. Ein kleines Stück Gold war mehr wert als eine richtig gute Machete was wieder einmal bewies, wie verrückt diese Leute waren.
Doch als das Schloss zerbrach und der Deckel aufsprang, stellten sie fest, dass die Kiste den Geruch von abgestandenem Wasser enthielt und…
»Bücher?«, sagte Mau.
»Seekarten«, sagte Pilu. »Sie sind wie Bilder, aber ganz anders. So sieht das dann aus.« Er hielt eine Handvoll der triefenden Karten hoch.
»Wozu sollen die denn gut sein?«, wollte Ataba lachend Wissen.
Eine der durchgeweichten Karten wurde auf dem Sand ausgebreitet. Sie sahen sie sich an, doch dann schüttelte Mau den Kopf. Wahrscheinlich musste man ein Hosenmensch sein, um so etwas verstehen zu können.
Was bedeutete das alles? Es waren nur Linien und Formen zu sehen. Wozu sollte so etwas tatsächlich gut sein? »Seekarten sind Bilder vom Meer, die es so zeigen, als wäre man ein Vogel am Himmel«, sagte Pilu.
»Können die Hosenmenschen denn fliegen?«
»Sie haben Werkzeug, das ihnen hilft«, sagte Pilu vage.
Dann hellte sich seine Miene wieder auf, und er fügte hinzu:
»Zum Beispiel das hier.« Mau beobachtete, wie Pilu ein schweres, rundes Ding aus dem Haufen zog. »Es heißt Kompass. Mit einem Kompass und einer Seekarte finden sie immer den richtigen Weg!«
»Schmecken sie denn nicht das Wasser? Beobachten sie etwa nicht die Strömungen? Riechen sie nicht den Wind? Kennen sie das Meer denn nicht?«
»Sie sind schon ganz gute Seefahrer«, sagte Pilu, »aber sie befahren unbekannte Gewässer. Der Kompass sagt ihnen, wo ihr Zuhause ist.«
Mau drehte das Ding in der Hand und beobachtete das Einpendeln der Nadel, wie die Nadel pendelte. »Und wo es nicht ist«, sagte er. »An beiden Enden sind Spitzen. Dieser… Kompass zeigt ihnen also auch, wo unbekannte Länder liegen. Und wo sind wir auf dieser Seekarte?« Er zeigte mit dem Finger auf eine große Fläche, die offensichtlich Land darstellen sollte.
»Nein, das ist Vorderaustralien«, sagte Pilu. »Das ist ein wirklich großes Land. Wir sind…« Er suchte auf der Seekarte und zeigte dann auf eine Reihe von Zeichen. »… hier. Glaube ich.«
Mau starrte auf die Stelle. »Und wo genau? Ich sehe nur jede Menge Striche und Kringel.«
»Äh, diese Kringel heißen Zahlen«, sagte Pilu nervös. »Sie sagen dem Captain, wie tief das Meer ist. Und das hier sind Buchstaben. Sie bedeuten ›Muttertagsinseln‹. So nennen Sie uns.«
»Das hat man uns auf der lohn Dee erklärt«, warf Milo ein.
»Und außerdem lese ich es hier auf dieser Karte«, betonte sein Bruder und bedachte ihn mit einem strengen Blick. »Warum nennen sie uns so?«, wollte Mau wissen. »Wir sind doch die Inseln des Sonnenaufgangs!«
»Nicht in ihrer Sprache. Hosenmenschen wissen oft nicht, wie etwas richtig heißt.«
»Und die Insel? Wie groß ist die Nation?«, fragte Mau, der immer noch auf die Karte starrte. »Ich kann sie nicht sehen.«
Pilu wandte sich ab und murmelte etwas. »Was hast
Weitere Kostenlose Bücher