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Eine Insel

Eine Insel

Titel: Eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wusste, dass sie ihre Kinder und ihren Mann verloren hatte. Sie wandelte in den Fußstapfen von Locaha. Er sah es in ihren Augen und hielt seinen Zorn zurück.
    »Die Götter haben euch im Stich gelassen. Als ihr sie brauchtet, waren sie nicht für euch da. So war es, und das ist alles. Sie noch immer zu verehren, würde bedeuten, vor Tyrannen und Mördern in die Knie zu gehen.«
    Das waren die Worte, die er hätte sagen wollen, aber so wie die Frau ihn mit ihren Augen fixierte, hätte er sich lieber die Zunge abgebissen, als seine Gedanken auszusprechen. Er wusste, dass diese Worte die Wahrheit waren, aber das hatte hier und jetzt keinerlei Bedeutung. Mau sah in ihre ängstlichen Gesichter, die immer noch auf eine Antwort warteten, und erinnerte sich daran, wie schockiert und verletzt Pilu gewesen war. Ein Gedanke konnte wie ein Speer sein. Und man wirft keinen Speer auf die Witwe, das Waisenkind, den Trauernden…
    »Morgen«, hatte er zu ihnen gesagt, »werde ich den Wasser-Anker heraufholen.«
    Die Menschen entspannten sich und lächelten einander zufrieden an. Das hatte aber überhaupt nichts mit Selbstgefälligkeit zu tun und bedeutete auch keinen Ausdruck des Triumphes, es war nur so, dass die Welt ein bisschen gewackelt hatte und nun wieder dort war, wo sie sein sollte.
    Und schon wurde es Morgen, irgendwo hinter dem leise zischelnden Regen.
    Ich werde die drei Steine wieder zusammenbringen, dachte Mau. Und was wird dann geschehen? Nichts! Die Welt hat sich verändert! Dennoch werden sie wieder Fische fangen, auf die Steine legen und davor niederknien!
    Langsam sickerte Licht durch den Regen, und irgendetwas veranlasste ihn, sich umzudrehen.
    Ein paar Schritte entfernt stand eine Gestalt. Sie hatte einen riesigen Kopf, der, wenn er genauer hinsah, eher ein gewaltiger Schnabel zu sein schien. Und der Regen hörte sich anders an – wo er auf die Gestalt traf, klang es eher wie ein Klicken als ein Platschen.
    Es gab viele Geschichten über Dämonen, die in allen möglichen Gestalten auftraten. Sie konnten sich als Menschen tarnen, als Tiere oder als Zwischenwesen, aber…
    … es gab keine Dämonen. Es konnte keine geben. Wenn es keine Götter gab, gab es auch keine Dämonen, also war das, was da im Regen stand, auch kein Geschöpf mit einem übergroßen Schnabel, der Mau der Länge nach aufschlitzen würde. So etwas konnte nicht existieren, und das musste er klarstellen. Doch mit lautem Gebrüll sofort darauf loszustürmen, schien ihm auch nicht die vernünftigste Vorgehensweise zu sein…
    Ich habe schließlich ein Gehirn, dachte er. Ich werde beweisen, dass es kein Ungeheuer ist.
    Dann kam eine leichte Windböe, und das Wesen flatterte mit einem Flügel.
    Äh… denk einfach an die Werkzeugkiste. Die Hosenmenschen waren nichts Besonderes. Sie hatten nur Glück gehabt. Pilu sagte, dass sie in einem Land lebten, wo es manchmal so kalt wurde, dass der Himmel gefrorene Federn ausschüttete, ähnlich dem Hagel, der in manchen Gewitterstürmen fiel, aber viel weicher, also mussten sie Hosen erfinden, damit ihnen nicht der Wingo abfror, und große Kanus, um an Orte zu gelangen, wo das Wasser niemals hart wurde. Sie hatten lernen müssen, auf anderen Wegen zu denken, mit neuem Werkzeug im Kopf.
    Das ist kein Dämon. Ich werde herausfinden, was es wirklich ist.
    Mau starrte es an. Die Füße sahen irgendwie menschlich aus. Und das, was geflattert hatte, konnte doch kein Flügel sein. Wenn man genauer hinschaute, war es vielmehr ein Stück Stoff, das sich im Wind aufblähte. Der einzige Dämon weit und breit war seine Furcht. Dann gab dieses Wesen gurrende Laute von sich, und das klang dermaßen undämonisch, dass Mau sofort darauf zuging. Jetzt konnte er einen Menschen erkennen, der sich in eine Plane von der
Sweet Judy
gehüllt hatte. Die war so steif, dass sie eine Art Kapuze formte.
    Es war die Unbekannte Frau, die ihr Baby an sich drückte, während um sie herum der Regen tröpfelte. Sie schenkte Mau ihr entrücktes, knappes Lächeln. Wie lange hatte sie dort gestanden? Bestimmt schon bevor das Licht heller wurde, davon war er überzeugt. Was machte sie hier? Das wiederum könnte man ihn natürlich genauso gut fragen. Es fühlte sich einfach richtig an. Jemand musste über die Nation wachen. Vielleicht dachte sie genau dasselbe.
    Allmählich ließ der Regen nach, und nun konnte er auch wieder die Brandung sehen. Jeden Augenblick müsste eigentlich der…
    »Zeig uns deinen Schlüpfer! Robert säuft schon wieder

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