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Eine Insel

Eine Insel

Titel: Eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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du gesagt?«, wollte Mau wissen.
    »Sie ist hier gar nicht eingezeichnet. Weil sie zu klein ist…«
    »Klein? Wie meinst du das, klein?«
    »Er hat recht, Mau«, erklärte Milo mit ernster Miene. »Wir wollten es dir eigentlich nicht sagen. Aber sie ist klein. Es ist eine kleine Insel.«
    Mau fiel die Kinnlade herunter. »Das kann nicht sein«, wehrte er sich. »Sie ist doch sogar viel größer als jede Windfängerinsel.«
    »Das sind Inseln, die noch kleiner sind«, sagte Pilu. »Und davon gibt es unglaublich viele.«
    »Tausende«, sagte Milo. »Trotzdem ist es nun einmal so, dass die Nation im Vergleich zu den richtig großen Inseln eher eine von den kleineren ist«, vollendete Pilu den Satz.
    »Aber sie ist die beste von allen«, sagte Mau schnell, »und auf keiner anderen gibt es Baumkraken!«
    »Absolut!«, bestätigte Pilu.
    »Das dürfen wir auf keinen Fall vergessen. Hier ist unsere Heimat«, sagte Mau. Dann stand er auf und zerrte an seinen Hosen. »Ahh! Diese Dinger jucken wie verrückt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Hosenmenschen besonders viel herumlaufen!«
    Ein Geräusch ließ ihn aufblicken, und dann entdeckte er das Geistermädchen – zumindest hatte es eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Geistermädchen. Dahinter standen Cahle mit einem breiten Grinsen und die Unbekannte Frau mit ihrem entrückten Lächeln.
    Mau sah erst auf seine Hosen und betrachtete dann ihr langes Haar mit der Blume darin, während sie zuerst auf ihre Zehen schielte und dann seine Hose begutachtete, die viel zu lang für seine Beine war, so dass es aussah, als stünde er auf zwei Ziehharmonikas. Und die Kapitänsmütze schwamm wie ein Schiff in einem Meer aus Locken. Sie drehte sich zu Cahle um, die jedoch in den Himmel stierte. Er drehte sich zu Pilu um, der gerade auf seine Füße glotzte, mit bebenden Schultern.
    Dann blickten sich Mau und das Geistermädchen direkt in die Augen, und es gab nur noch eins, was sie in diesem Moment tun konnten – sie prusteten los.
    Die anderen stimmten in das Gelächter mit ein, und selbst der Papagei krächzte: »Zeig uns deinen Schlüpfer!« Dabei wippte er hektisch auf Atabas Kopf hin und her.
    Milo jedoch, der stets sachlich blieb und zufällig aufs Meer hinausgeblickt hatte, stand auf, streckte einen Arm aus und sagte:
    »Segel!«

7
Göttertaucher
    Ein leichter Regen erfüllte die Nacht mit sanftem Rauschen.
    Drei weitere Kanus, dachte Mau, während sich sein Blick in der Dunkelheit verlor. Drei gleichzeitig, die in der sanften Brise segelten.
    Mittlerweile gab es zwei Babys und noch eins, das demnächst kommen würde, dazu ein kleines Mädchen und ein Junge, elf Frauen, das Geistermädchen eingeschlossen, und acht Männer, Mau nicht eingeschlossen, der ja keine Seele hatte – und drei Hunde.
    Die Hunde hatten ihm gefehlt. Sie ergänzten das Leben um etwas, das nicht einmal Menschen hatten, und nun saß ihm einer zu Füßen, hier in der Dunkelheit, im Nieselregen. Den Hund kümmerte das Wetter wenig und auch nicht das, was das unsichtbare Meer bereithalten mochte. Mau war für ihn ein warmer, wacher Körper in einer ansonsten schlafenden Welt, der jeden Moment etwas tun könnte, was ihm Anlass bot, herumzurennen und zu bellen. Gelegentlich blickte das Tier bewundernd zu ihm auf und machte schlabbernde Geräusche, die wahrscheinlich »Alles, was du sagst, großer Meister« bedeuten sollten.
    Über zwanzig Menschen, dachte Mau, während der Regen wie Tränen von seinem Kinn tropfte. Das waren noch zu wenige, wenn die Räuber kamen. Nicht genug zum Kämpfen, aber schon zu viele zum Verstecken. Und zweifellos genug für ein paar leckere Mahlzeiten, wenn die Leutefresser kamen…
    Auf ihrer Fahrt hierher hatte keiner von ihnen die Räuber gesehen. Sie zogen von einer Insel zur nächsten, hieß es, aber das waren immer nur Gerüchte. Andererseits, wer die Räuber sah, der wurde bestimmt auch von ihnen gesehen…
    Die Luft hatte jetzt etwas Graues, kein richtiges Licht, sondern eher den Geist davon. Doch es würde bald heller werden, und die Sonne würde aufgehen, und vielleicht wäre der Horizont dann schwarz vor Kanus, aber vielleicht auch nicht.
    Nun hatte Mau auch endlich wieder eine schöne Erinnerung im Kopf. Dort stand das Geistermädchen, das in dem Grasrock ziemlich albern aussah, und hier stand er, der in diesen Hosen noch idiotischer aussah, und alle lachten, selbst die Unbekannte Frau, und alles war irgendwie… richtig.
    Und dann waren all die neuen Leute gekommen,

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