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Eine Japanerin in Florenz

Eine Japanerin in Florenz

Titel: Eine Japanerin in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Forli nicht den genauen Zeitpunkt des Todes angeben, nur eine vage Schätzung, wie viele Tage sie schon tot ist. Bei Wasserleichen ist das immer sehr schwierig. Und dann noch die Fische …«
    ›Das ist so, weil ich kein Gesicht habe.‹ Er konnte noch immer ihre Stimme hören, so einsam und traurig. Nicht einmal an ihren Namen hatte er sich erinnern können. Sie war nur das japanische Mädchen. Er konnte diesen Alptraum noch immer nicht abschütteln. Er war realer als alles andere um ihn herum. Er mußte versuchen, Lorenzini richtig zuzuhören.
    »Wenn wir also Forlis Schätzung mit dem Tag, an dem Peruzzi sie das letzte Mal gesehen hat, vergleichen … Ich meine, wir brauchen vielleicht gar nicht die genaue Zeit, wenn Esposito den ganzen Tag Dienst gehabt hat. Es muß tagsüber passiert sein, wenn sie im Boboli umgebracht worden ist. Esposito war bereits hier im Dienst, aber das Mädchen – selbst wenn sie mit ihm verabredet gewesen war, hätten sie sie kurz vor Schließung nicht mehr durch die Tore hereingelassen.«
    »Nein.«
    »Dann müssen wir Peruzzi fragen. Wenn sie die Werkstatt erst nach Geschäftsschluß verlassen hat, also so gegen halb acht etwa, dann war der Boboli bereits geschlossen, und wir müssen annehmen, daß der darauffolgende Tag ihr Todestag war; dafür ist Forlis Schätzung präzise genug. Ich überprüfe die Dienstpläne und alle Berichte, die Esposito geschrieben hat.«
    »Ja, tun sie das. Vielen Dank.«
    »Also: Forlis Schätzung zum Todeszeitpunkt, die Öffnungszeiten des Boboli, Espositos Dienstplan. Wenn sich hier ein Alibi versteckt, dann finde ich es für Sie, aber wenn nicht … Der Tatort ist so nahe, und wenn es da nur eine halbe Stunde gibt, in der wir nicht nachweisen können, was Esposito gemacht hat …«
    Lorenzini erhob sich.
    »Warten Sie.« Er mußte ihn dabehalten. Er brauchte mehr. »Wie stehen die Dinge mit …« Mit was? Er mußte ihn dabehalten. Bilder kreisten in seinem müden Kopf, ein Kaleidoskop nutzloser Wiederholungen: ein Bauarbeiter, der im dichten Zigarettenqualm einen Schubkarren schiebt, diese schreckliche Frau mit ihrer Handtasche und dem nachlässig aufgetragenen Lidschatten, der Dienstplan für das mittelalterliche Fußballturnier, Nardi …
    »Nardi.«
    »Was soll mit ihm sein?«
    »Nichts. Den habe ich Ihnen überlassen. Ich wüßte nur gern, wie Sie zurechtkommen mit ihm.«
    »Oh, die beruhigen sich gerade alle wieder. Ich glaube, ich bin den Dingen tatsächlich auf den Grund gekommen. Ich habe mit dem Metzger und den Nachbarn geredet.«
    Rede weiter, rede einfach weiter … Das war seine Hirnmasse, die da heraustropfte. Er war so gescheit gewesen, und jetzt tropfte seine Hirnmasse …
    »Und dann ist da noch diese Frau. Ich weiß nicht, ob Sie die kennen, sieht nicht schlecht aus, nicht wie eine normale Hausfrau von hier, mehr wie Claudia Cardinale, die in einem Film die Rolle der Hausfrau spielt, wenn Sie wissen, was ich meine. Witzigerweise heißt sie tatsächlich Claudia.«
    »Ich kenne sie. Eine wirklich hübsche Frau, die aber sehr erschöpft wirkt. Trägt immer nur Schuhe mit niedrigen Absätzen. Verheiratet mit einem fetten Kerl, der aussieht, als wäre er doppelt so alt wie sie.«
    Zwei Hälften, die in unterschiedliche Richtungen schauten … Wenn er seine Gedanken schweifen ließ, hatte er das Gefühl, noch immer im Zug zu sitzen, sein Körper spürte noch immer das vertraute Rattern. Schlief er etwa ein? Hör zu, was Lorenzini sagt!
    »Sie hat mir erzählt, daß sie die ganze Geschichte von Anfang an verfolgt hat. ›Das ist besser als jede Seifenoper‹, hat sie gesagt. ›Leider habe ich den größten Teil ihres Kampfes verpaßt, aber ich bin gerade noch rechtzeitig ans Fenster gekommen, um sehen zu können, wie man die beiden trennte und Monica im Krankenwagen fortgebracht wurde. Das muß man sich einmal vorstellen: den Krankenwagen für ein paar Kratzer zu rufen. Will sie damit wirklich ins Fernsehen?‹
    Ich habe ihr erklärt, daß uns das alles nichts anginge, solange Monica nicht vor Gericht zieht, und daß ich sehr hoffte, ihr das ausreden zu können, da sie doch so lange Zeit wunderbar miteinander klargekommen sind, von ein paar wenigen, kleinen Auseinandersetzungen einmal abgesehen.«
    »Und was hat sie dazu gemeint?«
    Er mußte weiterreden, durfte noch nicht gehen …
    »Das ist es ja gerade. Sie hat gemeint, daß am Anfang wohl noch ein wenig Eifersucht im Spiel gewesen sei, aber über die Jahre hätten Monica und Constanza

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