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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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schlüpft davon?«
    »Sie meint es nicht böse«, gurrte Laelia, ganz die vernarrte Tante. »Sie spielt nur gern für sich.«
    »Ein sehr fantasievolles Kind, nehme ich an?« Die Frau nickte. Ruhig fragte ich: »Und das ist der Grund, warum sie mir erzählt hat, dass jemand sie umbringen will?«
    Beide wurden starr. Beide ignorierten die Frage.
    »Ich glaube, sie ist wirklich bedroht worden«, sagte ich.
    Immer noch keine Antwort.
    Ich sah demonstrativ von einem zum anderen, als müsste ich entscheiden, ob die Todesdrohung von ihnen kam. Dann ließ ich das Thema fallen. »Es gibt verschiedene Möglichkeiten«, verkündete ich kalt. »Am einleuchtendsten scheint mir, dass Gaia – weil sie aus Gründen, die niemand zugeben will, unglücklich war – weggelaufen ist, um entweder ihren Vater oder ihre Tante Terentia aufzusuchen. Meiner Ansicht nach sollten beide informiert werden, damit sie nach ihr Ausschau halten können.«
    »Wie Sie meinen«, sagte Ariminius. »Ich werde mit dem Flamen darüber sprechen, ob Scaurus benachrichtigt werden soll.«
    »Terentia Paulla weiß bereits, dass das Kind vermisst wird?«
    »Ja«, erwiderte Ariminius, ohne zu erwähnen, dass die ehemalige Vestalin bis zum Morgen hier im Haus gewesen war. Ich wiederum erwähnte nicht, dass ich das wusste.
    »Möglich wäre ebenfalls, dass sich das Kind noch hier befindet, sich versteckt oder irgendwo eingeschlossen ist. Mein nächster Schritt wird eine gründliche Durchsuchung sein. Die dritte Möglichkeit ist, dass Gaia entführt wurde, vermutlich, um ein Lösegeld zu erpressen.«
    »Wir sind keine reiche Familie«, sagte Laelia mit erhobenen Augenbrauen.
    »Das ist natürlich ein relativer Begriff. Wo Sie nur Hypotheken sehen, könnte ein hungriger Räuber trotzdem hoffen, Ihnen ein Vermögen abzupressen. Gibt es ein Geldproblem?« Ich sah, wie Ariminius den Kopf schüttelte, was ebenso für mich wie für seine Frau bestimmt war. Obwohl ich ihn zuerst für einen Schluffi gehalten hatte, schien es mir jetzt, als hätte er einen Realitätsbegriff, der den anderen fehlte. Laelia zuckte nur unbestimmt die Schultern. An ihn gewandt, sagte ich: »Gut, bitte benachrichtigen Sie mich sofort, wenn so etwas wie eine Lösegeldforderung eintrifft.«
    »Selbstverständlich.« Erpresser würden sich vermutlich an den Exflamen wenden, aber Ariminius spielte wieder den Mann, der die Entscheidungen trifft. Zumindest würde er beim Anblick einer großen Spinne, die sich langsam bewegte, darüber nachdenken, sie zu zertreten.
    »Die schlimmste Möglichkeit, sollte sie tatsächlich entführt worden sein, besteht darin, dass sie inzwischen in einem Bordell gelandet ist.« Ich sagte das absichtlich so grob. Schocktaktik war die einzige Waffe, die mir noch blieb. »Eine potenzielle Vestalin würde als guter Fang gelten.«
    »Große Götter, Falco!«
    »Ich will Sie nicht erschrecken, aber Sie müssen das wissen. Das ist der Grund, warum der Kaiser beschlossen hat, die Sache so ernst zu nehmen. Das ist der Grund, warum ich hier bin. Das ist der Grund, warum Sie offen mit mir sein müssen. Das Kind ist sechs Jahre alt. Wo immer die Kleine auch ist, sie muss inzwischen vor Angst vergehen. Und ich muss sie schnell finden. Ich muss von allen ungewöhnlichen Vorfällen wissen – ob jemand hier ums Haus rumgeschlichen ist, ob ihre Teilnahme an der Lotterie sie in irgendeiner Weise bedrückt hat. Sie wollte Vestalin werden, aber ihr Wunsch wurde nicht von allen Familienmitgliedern geteilt, wie ich höre?« Ich war wieder auf die alte Spur zurückgekehrt – die Familienfehden.
    »Ach, das war nur Tante Terentia!«, versicherte mir Laelia. Sie konnte ihre Nervosität nicht mehr unterdrücken und kicherte ganz uncharakteristisch. »Sie war böse darüber, sagte, in dieser Familie hätten schon genug Frauen unter einem zerstörten Liebesleben gelitten.«
    Es gelang mir, meine Verblüffung zu verbergen. »Ihr zölibatäres Leben hat ihr demnach nicht gefallen?«
    Laelia bedauerte ihre Äußerung bereits. »O nein, sie ist voll in ihrer Berufung aufgegangen.«
    »Sie war eine keusche Jungfrau – und hat später geheiratet. Diese Reihenfolge ist nicht ungewöhnlich. Also, erzählen Sie mir von ›Onkel Tiberius‹. Habe ich Recht, dass sein Liebesleben, sagen wir, ungehemmt war?«
    Blicke wurden getauscht. Ariminius hatte seinen Fuß neben Laelias geschoben, vielleicht rein zufällig. Wenn es eine Warnung sein sollte, dann war es nur ein sanfter Tritt.
    »Der Mann ist tot«,

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