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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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wurde, ganz was anderes als die in den Legionen gebräuchlichen Lederzelte, die ich kannte. Dieses große, schicke Festzelt hatte spitz zulaufende Pfähle und mit Quasten geschmückte Taue. Das Dach war aus Stoffbahnen in der Größe von Kornschiffsegeln zusammengenäht, an denen kunstvolle Seitenwände befestigt waren. Es gab auch eine Veranda, über der Kornkränze und Lorbeerblätter hingen. Vor dem Eingang hatte man frische Fackeln aufgestellt, obwohl drinnen nichts mehr los war.
    Ich überquerte die Veranda und schaute ins Zelt. Hier war es deutlich wärmer. Die heiße, feuchte Luft erinnerte mich sofort an die Armee. Ich nahm den vertrauten, erstickenden Geruch nach warmem, zertrampeltem Gras wahr. Ein paar Öllampen brannten. Ein tragbarer Thron stand dem Eingang gegenüber. Davor ein mit feinem Leinen bedeckter Tisch, auf dem nur noch Krümel lagen. Hinter dem Thron waren Kissen an der Rückwand des Zeltes aufgestapelt. Angezogen vom Licht, taumelten Motten und langbeinige Insekten gegen das Dach. Sonst war niemand da.
    Ich zog eine der Fackeln aus dem Boden. Tau durchfeuchtete unsere Stiefelriemen, als wir außen um das Zelt herumgingen. Aelianus bekam einen ängstlichen Blick. Was auch immer er zuvor gesehen hatte, er wollte es nie wieder sehen.
    Jemand hatte ihm offensichtlich diesen Wunsch erfüllt. Als wir um die Ecke bogen, hinter der seiner Beschreibung nach die Leiche liegen sollte, war sie nicht mehr da.
     
    Ich ließ ihn am Zelteingang zurück und machte mich auf die Suche nach Bediensteten. Schließlich erfuhr ich, dass niemand, der hier etwas zu sagen hatte, mehr im Hain war. Die Arvalbrüder waren alle nach Rom zurückgekehrt. Merkwürdigerweise schien keiner etwas von einem Mann zu wissen, der auf grässliche Art unter den Zeltspannleinen erstochen worden war. Ich hatte Erschütterung und Aufregung über den plötzlichen Tod eines der zwölf Brüder erwartet, konnte aber kein Anzeichen von Bestürzung wahrnehmen. Der Mord sollte offenbar vertuscht werden.
    Ich brachte Aelianus dazu, noch mal mit mir zu der Stelle zu gehen, an der die Leiche gelegen hatte. Ich hatte keine Zweifel an seiner Geschichte, befürchtete aber allmählich, dass andere sie skeptisch aufnehmen könnten. Mit der Hand betastete ich das Gras, das sehr nass war, viel nasser, als es vom Tau allein sein konnte. Im Fackellicht waren keine Blutspuren zu erkennen. Unten am Zeltstoff fand ich jedoch deutlich sichtbare Blutspritzer, offenbar übersehen vom demjenigen, der hier den Boden abgespritzt hatte.
    Das Messer, das Aelianus neben der Leiche bemerkt hatte, war ebenfalls verschwunden. Andere Beweise schien es nicht zu geben. Aelianus schob die Hand unter den Rand der Zeltbahn. Die Seitenwand war zu einem früheren Zeitpunkt mit Holzpflöcken am Boden befestigt gewesen, aber man hatte die Pflöcke entfernt. Das konnte ein Versehen sein, da man die Seitenwände wahrscheinlich tagsüber hochgerollt hatte, um Luft ins Zelt zu lassen.
    Mit einiger Mühe zogen wir die Zeltbahn hoch und entdeckten, dass dahinter die Kissen aufgehäuft waren, die ich vorher gesehen hatte. Wir schoben einige davon zur Seite. Ich hielt die Fackel näher und stellte fest, dass das Gras im Zelt unter den Kissen mit rostroten Blutflecken bedeckt war.
    »Glaubst du mir jetzt?«, fragte Aelianus.
    »Oh, ich hab dir von Anfang an geglaubt.«
    »Demjenigen, der draußen sauber gemacht hat, ist offenbar nicht aufgefallen, dass hier drinnen im Zelt noch mehr Blut war.«
    »Ja. Sie haben versucht die Sache zu vertuschen und es dabei eilig gehabt. Ich kann mir jetzt vorstellen, was passiert ist. Sieht so aus, als hätte der Kampf im Pavillon begonnen. Ein guter Platz, jemandem aufzulauern – der Mörder war hier ungestört. Beim ersten Angriff ist das Opfer wahrscheinlich gegen die Zeltwand geprallt. Da sie nicht am Boden befestigt war, gab sie unter seinem Gewicht nach. Er ist halb nach draußen gefallen und dann unter der Zeltwand hindurchgekrochen und hat versucht zu fliehen.«
    An der Innenseite der Zeltwand befanden sich weitere verschmierte Blutstreifen, die sich nach unten zogen und nicht durch den Stoff gedrungen waren. Sie konnten von einem fallenden Mann stammen.
    »Der Ärger hat drinnen begonnen. Das verzweifelte Opfer hat es irgendwie nach draußen geschafft, hat sich in seiner Panik vermutlich in den Spannleinen verheddert und wurde endgültig getötet. Zeremoniell, mit einem Opfermesser …« Ein Schauder überlief uns. »Danach hat der Mörder die

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