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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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war, vorzuschlagen, die Pfähle der Hühnerställe um einen Zoll zu verlängern. Es würde mir Spaß machen, mir eine pseudowissenschaftliche Erklärung dafür auszudenken. (Experten sind der Meinung, seit der Zeit König Numa Pompilius’ sei die durchschnittliche Länge der Wieselbeine gestiegen, so dass sie jetzt höher hinaufkommen als zu der Zeit, als der gesetzliche Stall für die heiligen Hühner entworfen wurde … )
    Nachdem ich hier meine Pflicht erfüllt hatte, ging ich hinüber zu den heiligen Gänsen, meinen anderen Schutzbefohlenen. Sie kamen angewatschelt und zischten gefährlich, was mich an die Warnung ihres Halters erinnerte, sie könnten mir den Arm brechen, falls sie es darauf anlegten. Wohl kaum. Junos Gänse hatten gelernt, dass Menschen ihnen möglicherweise Futter brachten. Und sie watschelten mir auch prompt hartnäckig hinterher, nachdem ich sie überprüft hatte. Ich wollte zu Helena zurück, die an einem geschützten Platz unsere Tochter stillte. Ein Gefolge aus Federkissen auf zwei Beinen war nicht gerade förderlich für meine Würde.
    Helena wartete am Auguraculum, stattlich und würdevoll. Selbst nach vierjährigem Zusammensein hielt ich bei ihrem Anblick immer noch die Luft an. Mein Mädchen. Unglaublich.
    Julia war jetzt hellwach. Gestern Abend, nachdem man sie wegen des Vorfalls mit der Tinte abgeschrubbt und ausgeschimpft hatte, war sie zusammen mit ihrem Großvater eingeschlafen. Wir hatten uns in ein Gästezimmer verzogen und ihm die Verantwortung für unsere Tochter überlassen. Es gab genügend Sklaven im Haus, die ihm, falls nötig, helfen konnten. Am Morgen hatten wir uns geliebt, ohne das Risiko eingehen zu müssen, dass eine neugierige kleine Zeugin an unser Bett gekrabbelt kam.
    »Die Flecken sind immer noch nicht ganz weg!« Helena kicherte. »Papa und sie waren ziemlich gut tätowiert.«
    Ich nahm sie in die Arme, sehnte mich nach noch mehr intimen Zärtlichkeiten. »Du weißt, wie Wäschereien ihre Sachen bleichen – vielleicht hätte jemand auf die beiden pinkeln sollen.«
    »Mit dem Witz ist Papa dir schon zuvorgekommen.«
    Wir schauten nach Osten, blinzelten in der bleichen Morgensonne. Hinter uns stand der Tempel, links lag das Marsfeld und der silbriggrau schimmernde Fluss, weiter rechts hatte man den Augurenblick zu den fernen nebligen Hügeln.
    »Du scheinst mir kein glücklicher Gänsejunge zu sein«, sagte Helena.
    »Ich bin glücklich.« Lüstern rieb ich meine Nase an ihrem Hals.
    »Ich glaube, du hast vor, Ärger zu machen.«
    »Ich werde der fähigste, gründlichste Prokurator sein, den Rom je gehabt hat.«
    »Genau das meine ich ja – sie wissen nicht, was sie sich mit deiner Ernennung angetan haben.«
    »Dann kriegen wir bestimmt Spaß.« Ich beugte mich nach hinten, drehte sie um, damit sie mich ansah, und grinste. »Willst du, dass ich dienstbeflissen, aber nutzlos bin wie die anderen?« Helena Justina grinste boshaft zurück. Ich konnte mich daran gewöhnen, fromm zu werden, so lange sie bereit war, es mit mir durch zustehen.
    Die Stadt erwachte. Unten auf dem Forum Boarium hörten wir die Tiere brüllen. Ein schwacher Gerbereigeruch stieg zu uns hoch, der die edlen Nasen der Götter beleidigen musste – oder zumindest die ihrer hochnäsigen, antiquierten Priester. Das erinnerte mich an den ehemaligen Flamen Dialis, der sich über die Gänslein beschwert hatte. Und das wiederum erinnerte mich an seine beunruhigte Enkeltochter.
    »Was planst du wegen Gaia Laelia und ihrer Familie?«
    Helena verzog das Gesicht, weil ich ihr die Verantwortung für diesen Fall zuschob, hatte aber prompt einen Vorschlag parat. »Maia zum Mittagessen einzuladen – ich hab sie ja sowieso noch nicht gesehen – und sie nach dem königlichen Empfang auszufragen.«
    »Soll ich auch zum Mittagessen heimkommen?«
    »Nicht nötig.« Sie wusste, dass ich unbedingt hören wollte, was Maia zu sagen hatte. »Und«, rächte sie sich, »was gedenkst du wegen der Leiche zu unternehmen, die Aelianus gefunden und wieder verloren hat?«
    »Ist nicht mein Problem.«
    »Ah, verstehe.« Sie schien es hinzunehmen (ich hätte es besser wissen müssen) und meinte nachdenklich: »Ich weiß nicht, ob ich es so gut gefunden hätte, wenn mein Bruder bei den Arvalbrüdern aufgenommen worden wäre. Mir ist klar, dass er dachte, es würde ihm gesellschaftlich gut tun, aber das ist eine lebenslange Verpflichtung. Mag sein, dass er es ein paar Jahre lang genossen hätte, Feste zu feiern und mit einem

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