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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Vermieterin. Vielleicht wollte er mich ärgern. Vielleicht hatte er ein Auge auf meine jetzt wieder zu habende Schwester geworfen. (Gute Götter!) Mama schürzte die Lippen. »Ich hab alles über diesen Plan erfahren, den du mit deinem Komplizen zusammengeschustert hast.«
    Ich beschloss, lieber nicht zu erwähnen, dass der Plan zum Kauf der Schneiderwerkstatt von meinem verhassten Komplizen stammte. Meine Mutter hatte das längst erraten, so viel war klar. Ob sie ebenfalls wusste, dass Papa das Geld dazu gab, wagte ich gar nicht in Erwägung zu ziehen.
    »Mir kommt es wie eine ideale Lösung vor.« Helena sprang mir sofort zur Seite. »Maia braucht eine Beschäftigung. Schneidern kann sie gut, und die Verantwortung wird sie aufblühen lassen.«
    »Aber gewiss doch!«, schniefte Mama. Anacrites schwieg auf so taktvolle Weise, dass ich ihm am liebsten den Suppenlöffel in den Hals gerammt hätte. »Jedenfalls«, fuhr meine Mutter mit großer Befriedigung fort, »wird vielleicht doch nichts daraus.«
    »Soweit ich weiß, ist alles unter Dach und Fach, Mama.«
    »Nein. Maia will ihre Zustimmung erst geben, wenn sie Zeit gehabt hat, darüber nachzudenken. Der Vertrag wurde nicht unterzeichnet.«
    Ich legte meinen Löffel hin. »Gut, ich hab’s wenigstens versucht. Die Kinder brauchen eine Zukunft. Darüber sollte sie nachdenken.«
    Mama lenkte ein. Ihre Enkelkinder lagen ihr sehr am Herzen. »Oh, sie wird zustimmen. Sie wollte nur deutlich machen, dass sie nicht springt, wenn dein Vater es befiehlt.«
    Meine Mutter erwähnte meinen Vater so selten, dass uns allen die Spucke wegblieb. Die Sache war wirklich peinlich. Helena trat mich unter dem Tisch, als Zeichen, dass wir uns verziehen sollten.
    »Ach, übrigens, Marcus«, unterbrach Anacrites plötzlich das unbehagliche Schweigen, »ich habe rausgefunden, was der Junge, den du mir geschickt hast, wissen wollte.«
    Ich senkte meinen Hintern wieder auf die Bank, von der ich ihn versuchsweise gelüftet hatte. »Jemand, den ich geschickt habe? Welcher Junge?«
    »Camillus, wie heißt er noch?«
    Ich sah zu Helena. »Ich kenne zwei Jungs namens Camillus. Camillus Justinus hat mir geholfen, dich vor deinem verdienten Schicksal in Leptis Magna zu bewahren, Anacrites. Ich nehme doch an, dass selbst du nicht so undankbar bist, das zu vergessen …«
    »Nein, nein. Das muss der andere sein.«
    »Aelianus«, sagte Helena kalt. Anacrites war offenbar verwirrt. Ihm schien nicht bewusst zu sein, dass die beiden Camilli Helenas jüngere Brüder waren und er selbst vor einiger Zeit versucht hatte, Aelianus als nützlichen Kontakt aufzubauen. Seine Kopfverletzung hatte sich auf sein Gedächtnis ausgewirkt.
    Ich war verärgert. »Ich habe weder ihn noch jemand anderen zu dir geschickt, Anacrites.«
    »Ach ja? Das hat er aber gesagt.«
    »Spiel hier doch nicht den Mysteriösen. Hast du vergessen, dass du ihn kennst? Aus irgendeinem Grund habt ihr letztes Jahr beim Essen der Olivenölproduzenten die Köpfe zusammengesteckt wie zwei uralte Kumpane – an dem Abend, als man dir den Schädel eingeschlagen hat.«
    Jetzt hatte Anacrites seine Aufgeblasenheit definitiv verloren. Er kaute auf der Unterlippe. Ich hatte in früheren Gesprächen festgestellt, dass er keinerlei Erinnerung an den Abend hatte, an dem er zusammengeschlagen worden war. Das beunruhigte ihn. Man konnte fast Mitleid haben. Für einen Mann, dessen Beruf es war, mehr über andere Menschen zu wissen, als sie selbst ihren Mätressen und Ärzten erzählten, war ein partieller Gedächtnisverlust ein entsetzlicher Schock. Er versuchte es nicht zu zeigen, aber ich wusste, dass er nachts wach lag und schweißgebadet über die fehlenden Tage in seinem Leben grübelte.
    Ich war nicht zu grausam gewesen. Ihm war einiges über die Nacht bekannt, weil ich es ihm erzählt hatte. Er war bewusstlos aufgefunden, von mir gerettet und in ein sicheres Haus – das von Mama – gebracht worden, wo er wochenlang halb weggetreten gelegen hatte, während sie ihn pflegte. Ihr verdankte er sein Leben. Man könnte sagen – aber dafür war ich zu höflich –, dass er mir ebenfalls sein Leben verdankte. Ich hatte dafür gesorgt, dass Claudius Laeta, sein eifersüchtiger Rivale im Palast, ihn nicht finden und in den Hades befördern konnte. Ich hatte sogar die Verantwortlichen für den Überfall aufgespürt und sie, während Anacrites immer noch hilflos dalag, der Gerechtigkeit zugeführt. Dafür hatte er sich nie so richtig bei mir bedankt.
    »Ich

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