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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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kenne ihn also«, sinnierte Anacrites, bemüht, ein Gefühl für die frühere Verbindung zu bekommen.
    »Ihr hattet darüber gesprochen, was in Baetica schief lief.« Helena hatte Mitleid mit ihm. »Zu der Zeit lebte mein Bruder dort und arbeitete für den Statthalter der Provinz. Ihr hattet nur vorübergehend Kontakt. Man kann nicht von dir erwarten, dass du dich speziell daran erinnerst.«
    »Das hat er nicht erwähnt.« Anacrites schaute immer noch düster und verstört drein. Er hatte mit einem Mann gesprochen, der ihm ihre frühere Verbindung verschwiegen hatte. Das musste ihm erschreckend unlogisch vorkommen. Ich kannte den Grund dafür. Aelianus wollte eine gravierende Fehleinschätzung seinerseits vertuschen. Er hatte ein Dokument, das er dem Oberspion übergeben sollte, in die falschen Hände fallen lassen, wo es verstümmelt worden war. Anacrites hatte das nie erfahren, aber als Aelianus merkte, dass der Oberspion ihn nicht erkannte, hatte er erleichtert den Fremden gemimt.
    »Junger Nichtsnutz!« Ich ließ Anacrites mein verächtliches Grinsen sehen. »Er spielt sich nur auf«, geruhte ich zu erklären. »Wahrscheinlich hat er dir erzählt, einer der Arvalbrüder sei unter grausigen Umständen gestorben. Aelianus ist dabei, den Kult mit seiner Suche nach einer Verschwörung zu verärgern.«
    Die Verschwörung mochte es wirklich geben, aber wenn dem so war, ärgerte es mich, dass der junge Trottel Anacrites darauf aufmerksam gemacht hatte. Aelianus und ich spielten dieses Spiel – und der Spion würde sehr nett fragen müssen, bevor ich ihn mitspielen ließ.
    »Was wollte Aelianus denn nun von dir?«, fragte Helena.
    »Einen Namen.«
    »Wirklich?«
    »Hör auf, dich dumm zu stellen, Falco«, schnaubte Anacrites. Er war Oberspion, wie ich bei unserer Arbeit für den Zensus herausgefunden hatte, weil er über einigen Scharfblick verfügte.
    Ich grinste und gab nach. »In Ordnung, Partner. Ich nehme an, er hat gefragt, ob du weißt, wer der tote Arvalbruder ist.«
    »Stimmt.«
    »Weißt du es?«
    »Nicht, als Aelianus bei mir war. Den geheimniskrämerischen Brüdern war es gelungen, ihren Verlust unter Verschluss zu halten. Ich war beeindruckt!«, gab er zu und nahm sich ganz untypisch selbst ein wenig auf den Arm.
    »Und habt ihr, du und deine schlauen Spürhunde, es rausgekriegt?«
    »Natürlich.« Selbstgefälliger Drecksack.
    »Also?«
    »Der Tote hieß Ventidius Silanus.« Von dem hatte ich noch nie gehört. »Sagt dir das was?«, fragte Anacrites und beobachtete mich argwöhnisch.
    Ich entschied mich, nicht zu bluffen, lehnte mich zurück und öffnete die Hände. »Absolut gar nichts.«
    Jetzt grinste er. »Mir auch nicht«, gestand er, und auch er sah so aus, als meinte er es tatsächlich ehrlich.

XXV
     
     
    Rom zeigte sich von der besten Seite. Warme Steine, klare Brunnen, kreischende Mauersegler über den Dächern; eine Resonanz im Abendlicht, die keine der von mir besuchten Städte zu besitzen schien.
    Wir hatten den Maultierkarren zum Mietstall zurückgebracht und waren jetzt zu Fuß unterwegs. Als Helena und ich von Mama heimliefen, beide schweigend in Gedanken über unser neues Haus auf dem Janiculum vertieft, ging es auf den Straßen des Aventin immer noch lebhaft zu, ohne gefährlich zu sein. Es war noch hell und warm genug für geschäftliche und häusliche Aktivitäten, während die nachtaktiven Huren und Einbrecher erst allmählich ausschwärmten. Selbst in den engen Gassen konnte man sich noch sicher fühlen.
    Julia Junilla lag schlafend auf meiner Schulter wie ein totes Gewicht, das mich an das Tragen frisch gestochener Grassoden für provisorische Schutzwälle in meiner Militärzeit erinnerte. Mama gelang es immer, die Kleine müde zu machen. Nux trottete mit wackelndem Hintern neben Helena her. Sieben Hunde verschiedenster Rasse und Größe, aber mit derselben Absicht, verfolgten Nux unbarmherzig.
    »Unser Mädel ist eindeutig läufig«, bemerkte ich düster.
    »Oh, toll – Welpen!«, seufzte Helena.
    Ein paar der Verfolger verloren wir vor einem Metzgerladen, wo sich Fleischabfälle im Rinnstein häuften. Wir hätten auch Nux verloren, nachdem sie erkannte, was das für Abfälle waren, aber Helena packte sie, als sie ein besonders ekliges Stück weggeworfener Eingeweide beschnüffelte. Wir zerrten sie weg, ihre Pfoten kratzten wütend über die Lavaplatten, dann hob ich sie hoch und klemmte sie mir unter den freien Arm. Die Hündin jaulte um Hilfe von ihren schäbigen Verehrern,

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