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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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aber die balgten sich lieber geifernd um blutige Knochen und Bries.
    »Vergiss sie, Nux. Männer sind es nie wert«, meinte Helena mitfühlend. Ich ignorierte das aufmüpfige Weibergeschwätz. Schließlich trug ich den Familienschatz, der mir entgleiten würde, wenn ich mich nicht konzentrierte. Wieder wurde ich an die Armee erinnert. Jeder, der seinen Anteil an militärischer Ausrüstung auf einer Mariusgabel durch halb Britannien zu schleppen vermochte – Speere, Spitzhacke, Werkzeugbeutel mit Inhalt, Korb zum Erdetragen, Essgeschirr und Rationen für drei Tage –, konnte auch für ein paar Schritte mit einem Kleinkind und einem Hund fertig werden, ohne in Schweiß auszubrechen. Andererseits trampelt einem ein Armeekessel auch nicht gegen die Rippen oder versucht einem von der Schulter zu rutschen, wenigstens nicht, wenn man ihn ordentlich verstaut hat.
    In der Brunnenpromenade wurden irgendwo Schnitzel über Holzkohle zum Abendessen gegrillt – eher verkohlt als gegrillt, dem Geruch nach. Inzwischen war es dämmrig. Schatten von den hohen Mietskasernen machten den Weg tückisch. Eine einsame Lampe brannte vor dem Beerdigungsunternehmen, nicht so sehr zum Nutzen der Passanten, sondern um den unrasierten Angestellten zu erlauben, ihr in den Staub gekratztes Soldatenspiel weiterzuführen. Der winzige Lichtkreis ließ den schmalen Korridor unserer Straße noch dunkler und gefährlicher werden. Zerborstene Randsteine verbargen schlüpfriges Unkraut, auf dem man leicht ausrutschen und sich die Knochen brechen konnte. Wir gingen vorsichtig, wussten, dass unsere Sandalen bei jedem Schritt in einen Morast aus Dung und Amphorenscherben einsanken.
    Helena sagte, sie bade heute die Kleine. Das taten wir normalerweise in der Wäscherei. Dort durften wir das übrig gebliebene warme Wasser benutzen, nachdem Lenia dichtgemacht hatte. Ich beschloss, nach oben zu gehen und Petronius zu besuchen. Ich musste ihm vom Haus auf dem Janiculum erzählen, bevor er es von anderen erfuhr.
    Seine Stiefel lagen unter dem Tisch im vorderen Zimmer, er selbst saß vor der Falttür und genoss die letzten Sonnenstrahlen auf dem Balkon. Das machte mich immer neidisch, weil es mich zu sehr an meine Junggesellentage erinnerte. Ich erwartete fast, ein fransenbehangenes Tanzmädchen auf seinem Schoß sitzen zu sehen.
    Er hatte sich einen Becher Wein genehmigt. Damit konnte ich umgehen. Er überließ es mir, einen Becher zu suchen und mir etwas einzuschenken.
    »Warst du bei deinem neuen Haus?« Das konnte ich mir demnach sparen.
    »Jeder in Rom scheint davon gewusst zu haben, außer mir!«
    Petronius grinste. Er hatte das wohlwollende Stadium erreicht, nach dem Abendessen träumend auf einer Bank zu sitzen. In der Erinnerung daran, wie leicht es fiel, sich mit dem Kochen für eine Person gar nicht erst abzumühen, nahm ich an, dass er kaum was gegessen, sondern nur die träumerische Phase beschleunigt hatte. »Warum sollten wir dich damit belasten, mein Sohn, solange wir anderen die Idee gut fanden?«
    »Tja, das Ding ist ein Reinfall. Helena ist inzwischen der Meinung, dass wir nicht so weit außerhalb wohnen können.«
    »Warum hat sie das Haus dann gekauft?«
    »Weil ihr anderen, die ihr in das Geheimnis eingeweiht wart, vermutlich vergessen habt, sie auf diesen Nachteil hinzuweisen.«
    »Ist es wenigstens schön dort?«
    »Herrlich.«
    Wir tranken eine Weile schweigend. Ich hörte vertraute Frauenstimmen unten auf der Straße, nahm aber an, dass Helena sich mit Lenia unterhielt. Lenia klagte ihr vermutlich ihr Leid über die neuesten Scheußlichkeiten ihres Exmannes Smaractus, dem Besitzer dieser Mietskaserne. Ich hielt meinen Becher in der Hand und dachte, was für eine bösartige, dreckige, geldgierige, betrügerische Beleidigung Smaractus für die Menschheit war. Petronius hatte den Kopf an die Hauswand hinter uns gelehnt und grübelte bestimmt über seine eigenen Hassobjekte nach. Vermutlich über den Tribun seiner Kohorte, Rubella – ein ehrgeiziger, skrupelloser, disziplinverrückter, tyrannischer Mann, der sich laut Petro nicht mal den Hintern mit einem Latrinenschwamm abputzen konnte, ohne in den Vorschriften nachzuschauen, ob das nicht ein Untergebener für ihn machen musste.
    Draußen waren Schritte zu hören. Petro und ich saßen ganz still, beide plötzlich angespannt. Man wusste nie, ob Besucher einem schlechte Nachrichten oder nur Prügel bringen wollten. Und er wusste nicht, ob es eine unwillkommene Erscheinung aus seinem eigenen

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