Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Katze hinter den Kulissen

Titel: Eine Katze hinter den Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
Vom Netzwerk:
er hätte vergessen, daß wir auch noch da
waren. Aber da hob er die Augen, schnippte mit den Fingern
verächtlich gegen das linke Porträt und sagte: »Den hab
ich nie gemocht. Den hab ich wirklich nie ausstehen können.«
    »Soll das heißen, Sie kannten ihn?« stieß ich hervor.
    »Klar, zum Teufel, ich kannte ihn«, sagte
er. Dann wurde sein Verhalten bedrohlich.
»›Kumpel‹, hab ich zu ihm gesagt, ›sieh zu,
daß du weiterkommst. Hau ab und mach die Fliege, hörst du.
Ich kann dich nämlich nicht vertragen!‹« Er
stieß etwas hervor, was wohl ein böses Lachen sein sollte.
    Tony zog seelenruhig zwei Zehner hervor und stopfte sie mit Nachdruck in die Brusttasche von Buffalo Bills Hemd.
    »Können Sie uns sagen, wann Sie ihn zuletzt gesehen haben?« fragte ich.
    Er zog noch einmal an der Zigarette, wie ein
verrückter Wal, dachte nach und sagte dann: »Ich glaube, ich
habe Lenny an Thanksgiving zuletzt gesehen ... da drüben, wo wir
Essen kriegen. In der Suppenküche.«
    »Lenny?« wiederholte ich. »Haben
Sie ›Lenny‹ gesagt?« Basillio und ich wechselten
einen enttäuschten Blick.
    »Ja, zum Teufel, das ist Lenny. Verdammte
Scheiße, ja. Er hing da rum, aber ich hab ihm gesagt:
›Verpiß dich!‹ Hab ihn weggeschickt. Hab ihn nie
leiden können.«
    Tony holte die Fotos wieder hervor und entfaltete sie noch einmal. »Sind Sie sicher, daß das Lenny ist?«
    Buffalo Bill nahm Tony die Fotos aus der Hand und
schaute sie noch einmal an, diesmal aber weniger als zwei Sekunden.
»Lenny«, verkündete er und gab Tony die Bilder
zurück.
    »Sagen Sie mal«, fragte ich, bevor er
weitergehen konnte, »wo ist diese Suppenküche, wo Sie Lenny
zuletzt gesehen haben?«
    Er schien verwundert darüber, daß nicht
allgemein bekannt war, wo die Suppenküche sich befand. Aber
nachdem wir uns für unsere Unwissenheit entschuldigt hatten,
erzählte er uns alles über die netten Leute von der Kirche in
der Seventy-first Street. Dann nahm Buffalo Bill sein überladenes
Wägelchen und zog seiner Wege.
    Tony und ich traten in einen Hauseingang, um uns ein wenig aufzuwärmen und unseren ersten Ermittlungserfolg zu verdauen.
    »Ich weiß nicht, Tony«, sagte ich.
»Können wir wirklich sicher sein, daß Lenny Peter
Dobrynin ist?«
    »Na ja, der Typ war sich ja wohl sicher.«
    »Aber vielleicht ist er ein kompletter Psychopath?«
    »Das bezweifle ich.«
    »Aber warum sollte er sich ›Lenny‹ genannt haben?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Ich glaube, wir besuchen mal diese Suppenküche.«
    In der Episkopalkirche war nur der Küster. Der
Mann auf den Fotos kam ihm nicht bekannt vor, und er kannte auch
niemanden namens Lenny. Außerdem, sagte er, hatte die Kirche ihre
Obdachlosenspeisung vor sechs Wochen wegen Geldmangels einstellen
müssen. Er nannte uns aber die Namen der Gemeindemitglieder, die
die Suppenküche betrieben hatten. Wir bedankten uns und gingen.
Wieder auf der Straße, fing Tony an zu klagen. »Ich bin
nicht so ein harter nordischer Typ wie du, Schwedenmädel, und ich
kann förmlich fühlen, wie mich all meine Energie
verläßt. Diese Kälte fordert wirklich ihren
Tribut.«
    »Willst du damit etwa sagen, daß wir
für heute Schluß machen sollen?« fragte ich.
»Wahrscheinlich solltest du in deinem angeschlagenen Zustand
sowieso nicht mit mir hier herumlaufen.«
    »Nein, nein, mir geht es gut. Aber ich
wäre doch sehr dafür, ein paar von diesen Zehnern zu klauen
und in Nahrung zu investieren.«
    Ich zögerte eine Minute. Ich hatte auch Hunger und kalt war mir ebenso.
    Tony führte mich in ein altmodisches
italienisches Familienrestaurant. Er war seit Jahren nicht mehr
hiergewesen, sagte er, und obwohl ich bestimmt Dutzende von Malen hier
vorbeigekommen war, war mir das Restaurant nie aufgefallen. Wir kamen
zu einer ungewöhnlichen Zeit - zwischen Mittag- und Abendessen -
und daher waren keine anderen Gäste da. Die Kellner saßen an
einem runden Tisch zusammen und tranken Kaffee. Tony und ich setzten
uns in eine Nische und bestellten ein üppiges Mahl: einen guten
Chianti, einen Cäsar-Salat für zwei, Antipasti für zwei,
und Pasta. Zum Abschluß teilten wir uns Erdbeeren mit Zabaione.
    Es dauerte einige Zeit, bis das Essen kam, aber das
machte uns nichts aus. Wir saßen im Warmen. Wir hatten
schließlich schon einen anstrengenden Tag hinter uns, und er war
noch lange nicht vorbei. Ich hatte das Gefühl, mir mein Honorar
schwer zu verdienen, auch wenn es momentan noch unmöglich war, zu
beurteilen, ob das,

Weitere Kostenlose Bücher