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Eine Katze hinter den Kulissen

Titel: Eine Katze hinter den Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
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einzige
Grund dafür, daß ich es vorziehen würde, auf meine
Weise weiterzumachen.«
    Mr. Brodsky schenkte mir ein weiteres
gönnerhaftes Lächeln, aber diesmal lag ein wenig
Unerbittlichkeit darin. »Ich denke, Miss Nestleton, wenn Sie
momentan nicht ›in der Lage‹ sind, wie Sie sagen, dann
sollten Sie sich schleunigst in diese Lage versetzen. Glauben Sie nicht
auch, daß angesichts Lucias mißlicher Situation jede andere
Vorgehensweise unverantwortlich wäre?«
    Mich ärgerte seine Kritik und seine ganze Art.
Mit dem Spielraum, den er mir gelassen hatte, und mit seinem Vertrauen
in meine detektivischen Fähigkeiten war es also doch nicht so weit
her.
    »Und noch etwas«, fuhr er fort.
    »Ja, bitte, Mr. Brodsky.«
    »Ich habe ein Spesenkonto für Sie und Ihren Partner, Mr. ... Mr. ...«
    »Basillio«, unterbrach Tony, der bisher
im Raum herumgewandert war und unserem Gespräch nicht die
geringste Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Ich spürte ein
unwiderstehliches Bedürfnis, ihm eine runterzuhauen. Aber Brodsky
war sowieso schon der Ansicht, daß ich alles verpfuscht hatte;
wie würde er also wohl reagieren, wenn ich jetzt meinen eigenen
Partner ohrfeigte?
    »Ja, Mr. Basillio, natürlich. Wie ich
gerade sagte, wir haben extra ein Konto eingerichtet, um es Ihnen zu
ermöglichen, Informationen von Leuten von der Straße, die
Dobrynin kannten, zu kaufen - wenn Sie sie denn finden
können.«
    Schon wieder so eine spitze Bemerkung, dachte ich.
    »Ich bin überzeugt, daß Mr. Basillio
für Ihre Sicherheit garantieren kann, Miss Nestleton. Denn ich bin
sicher, das hat er in der Vergangenheit schon unzählige Male
getan.«
    Tony gluckste zustimmend. Ich warf ihm einen Blick zu, aber er bemerkte ihn nicht.
    Das Problem bestand darin, daß ich noch nicht
weit genug war, um mich in die Art von Unternehmung zu stürzen,
die Frank Brodsky von mir verlangte. Natürlich war der Zeitfaktor
nicht zu unterschätzen, da hatte er recht. Und natürlich, ich
hatte ein üppiges Honorar für meine Bemühungen
angenommen: fünftausend Dollar. Aber mein persönlicher
Ermittlungsstil war ein anderer, ein mehr geistiger, auf genauen
Überlegungen basierender.
    Ich suchte nach geheimnisvollen Fakten, entdeckte
Verbindungen, die keinem anderen auffielen, löste Knoten, grub
irrelevant erscheinende Details aus und fand zwischen all den
Widersprüchen schließlich die Wahrheit. Ja, es war genau
diese Art der Ermittlungsführung, die meine ganz persönliche
Stärke ausmachte. Ich konnte mir kaum vorstellen, jetzt quasi als
Zivilbulle auf der Straße arbeiten zu sollen. Aber genau das
verlangte Brodsky von mir.
    Ich schaute ihn an. Er wartete geduldig auf meine
Entscheidung. Es war offensichtlich, daß ich entweder tat, was er
wollte, oder gar nichts.
    Tony stand vor einem Bild, einer großartigen
Darstellung einer Felsenschlucht mit einem Wasserfall vor einem
Panorama zerklüfteter Berge.
    Er drehte sich zu uns um und rief: »Da bin ich schon mal gewesen! Das ist der Lookout Mountain in den Catskills!«
    Brodsky und ich blickten ihn stumm an. Ich
spürte, wie ich rot wurde. Als der Anwalt mich wieder ansah,
bemerkte ich zum ersten Mal, daß er hübsche, blaugrüne
Augen hatte. Sie wirkten wie die Augen eines jungen Mannes.
    Basillio redete weiter, ohne sich daran zu
stören, daß niemand ihm geantwortet hatte. »Ich fand
diese Art von Bildern schon immer ganz toll. Sie machen einen ganz
benommen - wie guter Brandy.«
    »Nun«, antwortete Brodsky, wobei er Tony
eindringlich ansah, »vielleicht werden Sie eines Tages genug
Vermögen haben, um selbst eines zu besitzen, Mr. Basillio.«
    Tony lachte herzhaft und humpelte zu seinem Stuhl zurück.
    »Nein, Tony«, sagte ich, »du
brauchst dich gar nicht zu setzen. Ich denke, wir haben unsere
Anweisungen bekommen. Wir wollen Mr. Brodsky nicht länger
aufhalten.« Dann wandte ich mich an den Anwalt und sagte:
»Ich werde mein Bestes tun.«
    »Großartig«, sagte er ruhig und sah uns nach, als wir gingen. »Das ist großartig.«
    Ich hatte mich einverstanden erklärt, einen
Kaffee trinken zu gehen und mit Tony unser weiteres Vorgehen zu
besprechen - eigentlich hatte ich es selbst vorgeschlagen. Aber die
Wut, die sich in meiner Brust angestaut hatte, konnte nicht warten, bis
wir in dem Café angelangt waren. Also begann ich mitten auf der
Straße loszubrüllen.
    »Basillio, wenn du in deiner Midlife-crisis
jetzt völlig übergeschnappt bist, dann meinetwegen! Aber wenn
du mich noch ein einziges Mal vor

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