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Eine Katze hinter den Kulissen

Titel: Eine Katze hinter den Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
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sich wirklich rührend um sie, nicht
wahr?«
    Ich beschloß, daß es jetzt an der Zeit
war, mich einzumischen. »Ich bin so erleichtert, daß wir
Sie gefunden haben. Lenny hatte ja gar nichts dabei, als er angefahren
wurde. Keine Schlüssel, kein Geld, gar nichts. Er hat uns gebeten,
ihm ein paar Klamotten und andere Sachen zu bringen. Könnten Sie
...?«
    Der Hausmeister legte seine Werkzeuge auf den Boden,
holte einen riesigen Schlüsselring aus seiner Hosentasche und
führte uns die Treppen hinauf. Im dritten Stock gingen wir einen
düsteren Flur entlang, an dessen Ende sich eine einzelne Tür
befand.
    »Hier ist es«, sagte der Hausmeister und
probierte einen Schlüssel nach dem anderen aus, bis er den
passenden gefunden hatte. Er stieß die Tür auf, knipste das
Licht an und sagte, wir würden uns unten treffen, wenn wir fertig
seien.
    Basillio und ich waren gleichermaßen verblüfft von dem Anblick, der sich uns bot.
    Eine ganze Reihe von Spots an der Decke erleuchtete
hell den Raum. Der Boden, frisch versiegeltes Parkett, glänzte wie
ein Schmuckstück. Dobrynin-Lenny hatte den Raum wie ein
Ballettstudio eingerichtet, mit Übungsstange und einem Spiegel,
der eine ganze Wand einnahm. Es gab zwei hohe Schränke in dem
Zimmer, beide vollgestopft mit Leotards, Ballettschuhen, Leg-warmers,
Trainingshosen und allem möglichen Tanzzeug. Dann gab es noch eine
Stereoanlage und ein großes glänzendes schwarzes Klavier.
    »Das wird ja immer merkwürdiger«, murmelte Tony, während er sich umsah.
    Ich ging an der einen Wand entlang und betrachtete
die auf dem Boden verstreuten Matten und Decken. Zweifellos kamen die
abgerissenen Leute, von denen der Hausmeister gesprochen hatte, ab und
an hierher.
    »Alice, schau mal!« rief Tony. »Da ist eine Kassette im Videorecorder.«
    Ich ging zu ihm hinüber. Er grinste. »Ich frage mich, was für Filme dein Freund wohl bevorzugt hat.«
    »Er war nicht mein Freund, Basillio. Ich bin diesem Mann nie begegnet.«
    Tony drückte ein paar Knöpfe, schaltete den
Fernseher und den Videorecorder ein. Eine Sekunde später erschien
ein Paar auf dem Bildschirm.
    »Na, das wundert mich nun gar nicht«, sagte Tony höhnisch.
    Es handelte sich um ein privates Video, und wir
erkannten bald, daß es genau da aufgenommen worden war, wo wir
jetzt standen. Der Mann und die Frau auf dem Bildschirm hatten beide
schöne Körper - Tänzerkörper. Und sie waren beide
splitterfasernackt.
    »Ist das der große Lenny ..., oder sollte
ich Dobrynin sagen?« fragte Basillio, die Augen auf den Fernseher
geheftet.
    »Ja«, sagte ich.
    Das Paar tanzte, fließend und wundervoll. Es war schön. Ich spürte, wie mich fröstelte.
    »Weißt du, wer die Frau ist?«
    Ich antwortete nicht.
    Tony warf mir einen kurzen Blick zu und wandte sich
dann wieder dem Fernseher zu, das Gesicht nah am Bildschirm. »Wer
ist das, Alice? Und was machen sie da?«
    Ich wußte, was sie da »machten«,
dank einiger Proben, die ich vor vielen Jahren zusammen mit Lucia Maury
besucht hatte. Sie tanzten eine der ersten Szenen aus Giselle. Giselle und Albrecht führten vier Ballottés aus, dann ein Ballone und ein Grand jeté. Ich konnte die alte Ballettmeisterin fast hören, wie sie die Positionen ansagte.
    »Komm schon, Alice«, sagte Tony in
drängendem Ton, als ob das Video ihn irgendwie beunruhigen
würde. »Du weißt doch, wer die Frau ist, oder
nicht?«
    »Sie heißt Melissa Taniment«, sagte ich.
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    »Wie kann man hier nach draußen telefonieren?« fragte ich.
    Wir hatten bei Lennys komischer »Villa«
ein Taxi genommen und waren jetzt in Tonys Hotelzimmer. Ich fühlte
mich immer noch ein bißchen benommen von dem, was wir gesehen
hatten. Jetzt mußte ich Lucia anrufen, um mehr über Melissa
Taniment zu erfahren. Als Insiderin würde Lucia alles über
sie wissen, alle intimen Details, und hoffentlich auch die
unanständigen.
    »Du mußt erst eine Neun wählen«, sagte Tony.
    Er saß in einem Sessel vor der alten, leise
zischenden Heizung. Das eine Bein hatte er ausgestreckt und rieb es
vorsichtig. Ganz offensichtlich war die Lauferei für sein
verletztes Bein zuviel gewesen.
    Während es am anderen Ende der Leitung
klingelte, hörte ich Basillio hinter mir sagen: »Wissen Sie,
Lady Nestleton, Ihr größtes Problem ist, daß Sie tief
in Ihrem Innern eine richtige Akademikerin sind. Du solltest wirklich
irgendwo unterrichten und einer Gruppe von eifrigen Nichtskönnern
die Anfangsgründe der Schauspielkunst beibringen. Tatsache

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