Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Katze hinter den Kulissen

Titel: Eine Katze hinter den Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
Vom Netzwerk:
er wieder auf.
    Dieses Mal parkte er auf der Straßenseite
gegenüber der Mauer, auf die Basil die Worte geschrieben hatte. Es
stand einfach da, im Leerlauf, wie eine riesige, summende Wanze, die
Parkleuchte eingeschaltet. Die Scheiben waren getönt. Der Wagen
mit dem Geld war genau, wie Basil ihn beschrieben hatte. Die
weiße Dame, wie er sie genannt hatte, saß wohl wartend im
Fond.
    Basillio und ich sprangen von unseren Stühlen
auf. »Einen Moment noch«, hielt er mich zurück.
»Was machen wir jetzt eigentlich genau?«
    »Wir locken sie aus diesem Auto und lassen sie
sich enttarnen«, sagte ich, schüttelte seine Hand ab und
holte gleichzeitig eine Dose Sprühfarbe aus der Tasche meines
Anoraks.
    »Was zum Teufel ist das? Was hast du vor?«
    »Hör gut zu, Tony. Ich gehe jetzt auf die
andere Straßenseite und fange an zu schreiben. Du bleibst hier.
Du mußt improvisieren.«
    Er war verwirrt. »Improvisieren ... Alice, ich frage mich, ob du dir das gut überlegt hast.«
    »Gut überlegt? Ich bin brillant, hast du
doch selbst gesagt. Und außerdem, hast du vielleicht eine bessere
Idee?«
    Er blies die Backen auf und ließ die Luft langsam entweichen. Dabei beobachtete er die ganze Zeit das lange schwarze Auto.
    Ja, ich hatte Angst, aber gleichzeitig war ich völlig aufgedreht.
    Dann standen wir auf der Straße. Ich drückte seinen Arm und ging los. »Bleib dran«, ermahnte ich ihn.
    Ich überquerte rasch die Fahrbahn und ging an
dem Gebäude entlang. Die Straße war wie ausgestorben. Der
Wind trieb Zeitungen, leere Getränkedosen und allen möglichen
anderen Müll vor sich her und ließ das Zeug um meine
Knöchel wehen. Ein paar Meter vor dem Wagen blieb ich
plötzlich stehen und drehte mich sehr bedächtig zu der Mauer
um. Dann fing ich mit einer ausladenden, theatralischen Bewegung an zu
schreiben, in so großen, hohen Buchstaben, wie es meine
Größe erlaubte.
    Ich hatte gerade mit dem zweiten N von ANNA
angefangen, als mir jemand die Dose aus der Hand schlug, und zwar so
heftig, daß ich gegen die Mauer taumelte. Jemand brüllte in
mein Ohr: »Sie blöde Kuh! Was machen Sie da?« Ich
drehte mich um und sah eine junge Frau in einem Skianorak, die sich
über mich beugte.
    Sie hatte einen Arm erhoben, um mich zu schlagen.
Aber dann sah ich, wie ein anderer Arm - Tonys - sie von hinten packte.
Die beiden rauften miteinander, und als mein Herzschlag etwas langsamer
geworden war, versuchte ich, Tony dabei zu helfen, sie festzuhalten.
    »Halten Sie still!« hörte ich Tony rufen. »Halten Sie still, dann wird Ihnen nichts passieren.«
    Endlich hörte sie auf zu zappeln. Aber der Kampf
hatte einen sonderbaren Tribut gefordert. Etwas Komisches hing an der
linken Seite ihres Kopfes herunter. Eine Perücke.
    Ich schaute in das Gesicht von Vol Teak.
    Ich zitterte so stark, daß ich kaum die Kraft
aufbrachte, Tony zu sagen, wer die »weiße Dame« war,
nämlich gar keine Dame, sondern Louis Beasleys Lebensgefährte.
    Ich hörte, wie Basillio sagte: »Wir drei
gehen jetzt ganz langsam zu Ihrem Auto, wie die drei Musketiere, und
setzen uns hinten rein. Und dann machen wir zusammen eine kurze
Spazierfahrt.«
    Vol überraschte uns beide mit einer Kannonade der farbigsten Kraftausdrücke.
    »Mann«, sagte Tony, »und ich dachte, Sie wären nicht besonders helle.«
    »Ich fahre nirgendwo mit euch hin«, gab Teak zurück.
    Ich hatte mich erholt. »Vielleicht ist es Ihnen lieber, wenn ich Louis Beasley anrufe.«
    Bei der Erwähnung Beasleys glomm Furcht in seinen Augen auf.
    »Vielleicht«, fuhr ich fort,
»würde es ihn ja interessieren, woher Sie all das Geld
haben, das Sie Dobrynin geben mußten. Und es würde ihn
bestimmt auch interessieren, warum Sie sich von Dobrynin erpressen
ließen.«
    Wir stiegen in den Wagen. Ich wies den Fahrer an, in die Innenstadt zu fahren.
    Frank Brodsky öffnete die Tür,
geschmackvoll gekleidet wie immer. Ich hatte ihm meinen Plan mit der
Falle bereits am Vormittag erläutert, deshalb hatte er ungeduldig
darauf gewartet, daß wir uns meldeten. Als er uns in sein
Büro führte, meinte ich, eine leichte Whiskyfahne
wahrzunehmen.
    Und in der Tat stand auf dem Tischchen neben dem
Sessel, in den wir Vol verfrachteten, eine Kristallkaraffe mit einer
Flüssigkeit, bei der es sich ohne weiteres um Scotch handeln
konnte. Daneben standen eine Kaffeekanne, mehrere weitere Flaschen und
verschiedene Gläser und Tassen. Tony setzte sich im Mantel auf das
Sofa und begann wie süchtig zu rauchen. Den angebotenen

Weitere Kostenlose Bücher