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Eine Katze hinter den Kulissen

Titel: Eine Katze hinter den Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
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die arme Lucia, die darauf wartete, daß ihr Schicksal
sie ereilte. Und natürlich eine Blase für Mr. Brodsky, den
Anwalt, halb Gentleman, halb Piranha, der inmitten seiner wertvollen
Gemäldesammlung hockte.
    Vierundzwanzig Stunden waren vergangen, und ich hatte
noch nichts von Tony gehört. Inzwischen hatte ich sämtliche
Kekse verdrückt, die ich vorrätig hatte - ein sehr schlechtes
Zeichen. Und mehrmals hatte ich mich dabei ertappt, wie ich vor mich
hinmurmelte: »Bleib dran, Alice, bleib dran.« Das war ein
Satz, den mein Exmann häufig gesagt hatte, wenn ich die Hausfrau
spielte. Es war ein Zitat aus seinem Lieblingsfilm, John Fords Der schwarze Falke. In
dem Film sagt John Wayne diese Worte zu seinem jüngeren Bruder und
meint damit die Comanchen. Ich hatte nie verstanden, was mein Mann
eigentlich damit meinte.
    Aber ich blieb dran. Ich blieb zu Hause. Ich
verließ die Wohnung überhaupt nicht. Ich weiß nicht,
wie lang diese freiwillige Einsiedlerei noch gedauert hätte, wenn
ich nicht in einer Schreibtischschublade einen dieser albernen,
überlangen Schuhlöffel gefunden hätte, den mir vor
vielen Jahren mal jemand geschenkt hatte. Ich betrachtete das Ding, und
mir fiel Louis Beasleys Vergleich wieder ein: Dobrynin benutzte Frauen
wie Schuhlöffel. Ich mußte lachen. Nicht alle
Schuhlöffel sind gleich. Ich verließ die Wohnung, um ein
paar dringende Besorgungen zu machen.
    Als ich zurückkam, mit mehreren
Einkaufstüten bepackt, klingelte das Telefon. Es war Tony. Er war
auf dem La-Gardia-Flughafen. Und er hatte kein Geld. Ob ich wohl
runterkommen und das Taxi bezahlen könnte, das er jetzt gleich
nehmen will? Ja, natürlich.
    Das Taxi brauchte vierzig Minuten. Ich rannte
hinunter, als ich die Hupe hörte, bezahlte und wollte gerade
wieder ins Haus gehen, als Tony meinen Arm packte und auf die
Straße deutete. »Einen Brandy, Alice. Den bist du mir jetzt
wirklich schuldig.«
    Er war ausgesprochen gut drauf, er triumphierte fast.
Wir gingen in eine Bar auf der Second Avenue, und ich bestellte ihm
einen Brandy.
    »Zuerst will ich dir mal folgendes sagen,
Alice«, sagte er mit wachsender Erregung. »Das ist kein
kleines Kaff! Das ist eine Stadt! Und überhaupt nicht provinziell.
Da oben in Winnipeg gibt es alle möglichen Leute: Italiener,
Juden, Indianer, Inder, Armenier und Gott weiß was noch alles.
    Aber meine Güte, da ist es vielleicht kalt. Und dieser Wind ... So muß es in deiner Heimat sein.«
    Das war wieder eine Anspielung auf seine dumme
Angewohnheit, mich »Schwedenmädel« zu nennen. Mit
meiner Heimat meinte er natürlich Schweden. Ich nahm mir vor,
demnächst mal mit Tony ein ernstes Wörtchen über seinen
Alkoholkonsum zu reden.
    Dann wurde er ernster. Er beugte sich zu mir
hinüber und bot eine recht dürftige Darstellung eines
Doppelagenten. Er sagte: »Da oben geschehen unglaublich
merkwürdige Dinge, Alice. Als erstes bin ich in die Bibliothek
gegangen und habe alle Ausgaben der beiden größten lokalen
Zeitungen durchgeschaut, die drei oder vier Jahre alt waren. Und die
Zeitungen waren voll von dem, wonach wir gesucht haben.« Er nahm
einen großen Schluck aus seinem Brandyglas und schaute sich stolz
in der Bar um, als ob jetzt alle Anwesenden seine großartigen
Ermittlungserfolge bewundern müßten. Glücklicherweise
war nur noch ein weiterer Gast da, und der schien alles andere als
interessiert.
    Tony lächelte mich an. »Nun, nicht ganz das,
wonach wir gesucht haben. Also: Vor ungefähr drei Jahren wurde der
Chef des Winnipeg Ballet, Alexander Luccan, tätlich angegriffen.
Er wurde dermaßen zusammengeschlagen, daß er für
mehrere Tage ins Krankenhaus mußte. In den Zeitungen stand,
daß ein junger Tänzer aus dem Ensemble betrunken gewesen sei
und seinen Chef angegriffen habe, weil er wütend auf ihn gewesen
sei - wegen irgendeiner Rolle, die er nicht bekommen hatte. Wie der
Tänzer hieß, wurde nicht erwähnt, und es wurde auch
keine Anzeige erstattet.
    Die Leute beim Ballett waren ausgesprochen
unfreundlich, als ich sie befragte. Und was Alex Luccan selbst
betrifft, so sagt seine Sekretärin, daß er für mehrere
Wochen auf Geschäftsreise wäre.
    Ich habe einen Journalisten von einer der Zeitungen
zum Essen eingeladen. Er erzählte, er sei damals ziemlich sicher
gewesen, daß der Mann, der Luccan angegriffen hat, unser Freund
Dobie war. Aber das wollte ihm niemand bestätigen.«
    »Also hat er auch nichts über seinen Verdacht geschrieben«, mutmaßte ich.
    »Genau. Und Alexander

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