Eine Katze hinter den Kulissen
um all die armen hungrigen Dinger.
Dann habe ich ihm damit gedroht, Louis alles zu
beichten, und Peter hat gesagt, ich solle ihm nur alles erzählen,
auch das von uns. Dabei ist das schon viele Jahre her. Aber er sagte,
er würde schon dafür sorgen, daß Louis mich
rausschmeißen und wegen Veruntreuung anzeigen würde. Und das
hätte er bestimmt auch getan. Dobrynin war böse. Der
grausamste Mensch, dem ich je begegnet bin.
Ich bin froh, daß er tot ist, und ich habe kein
schlechtes Gewissen, weil ich so empfinde«, sagte Vol
ungerührt und stand auf. »Ich bin froh darüber! Aber
das heißt noch lange nicht, daß ich ihn umgebracht habe!
Das habe ich nämlich nicht.«
Sein Ausbruch war so schmerzvoll, so glaubhaft gewesen, daß wir alle jetzt ziemlich mitgenommen waren.
Dann ergriff Frank Brodsky das Wort. »Mr. Teak,
wofür brauchten Sie denn das Geld, das Sie von den
Ballettdirektoren bekamen? Diese ›Honorare‹, wie Sie sie
zu nennen belieben? Ihr Lebensgefährte ist doch ein reicher
Mann.«
Vol schien kurz vor dem endgültigen
Zusammenbruch zu stehen. Seine Augen füllten sich mit Tränen.
»Louis hat mir immer alles gegeben, was ich brauchte. Er ist zwar
nicht unbedingt der großzügigste Mensch der Welt, aber er
hat sich um mich gekümmert. Aber ich wollte ihn nicht ständig
ausnutzen. Und ich wollte ihn schon gar nicht hintergehen. Ich wollte
nur etwas Eigenes haben. Ich wollte mich ... unabhängig
fühlen. Ich war auch mal Tänzer, wissen Sie. Ich war zwei
Spielzeiten lang beim Royal Ballet.«
Er schaute den Anwalt an, als ob die Tatsache,
daß auch er ein großer Tänzer gewesen war, alle Fragen
dieser Welt beantworten würde.
»Mr. Teak, ich gehe davon aus, daß Sie
uns sagen können, wo Sie in der Nacht waren, als Peter Dobrynin
starb«, sagte Brodsky milde.
»Ich war bei einem Freund«, antwortete Vol schnell.
»Zu Besuch?«
»Ich werde den Namen nennen, wenn die Polizei
darauf besteht«, sagte Teak mißtrauisch. »Aber vorher
nicht!«
»Ich verstehe«, entgegnete Brodsky
freundlich und lächelte leise. »Nun, Mr. Teak, das ist eine
lange Nacht für Sie gewesen. Warum gehen Sie jetzt nicht nach
Hause und ruhen sich ein wenig aus? Ich bin sicher, Mr. Basillio
begleitet Sie gerne zu Ihrem Wagen.«
Vol schien erstaunt darüber, daß das
Verhör so plötzlich beendet war. »Was werden Sie jetzt
unternehmen?« fragte er ängstlich.
»Im Augenblick gar nichts, jedenfalls nichts,
was Sie betreffen würde.« Brodsky stand auf und winkte Tony.
Wir hörten die beiden die Treppe hinuntergehen.
Als Tony zurück war, fragte der Anwalt: »Und, wie sehen Sie die Sache, Miss Nestleton?«
»Vol Teak wollte Dobrynin nicht länger
Schweigegeld bezahlen«, sagte ich. »Er hat Dobrynins
Hintermann, Basil, damit beauftragt, ihn umzubringen. So sehe ich die
Sache.«
»Und Sie, Mr. Basillio?«
»Ich bin ganz Miss Nestletons Meinung.«
Brodsky lehnte sich in seinem Sessel zurück, die
Arme hinter dem Kopf verschränkt. Er sah müde aus. »Ich
stimme Ihnen zu«, sagte er. »Ich glaube aber, daß es
schwierig sein wird, es zu beweisen. Wie Sie schon bemerkt haben, Mr.
Basil ist ein gewiefter Typ. Er wird sicher nicht so ohne weiteres
gestehen.«
Brodsky stand unvermittelt auf und ging zu einem
kleinen Tischchen an der gegenüberliegenden Wand. Er öffnete
eine Schublade, holte einen kleinen Gegenstand heraus und kam zu uns
zurück.
Ich betrachtete das kleine weiße Päckchen,
das er vor mich auf den Tisch gelegt hatte. Es war ein kleines
Stück Papier und so gefaltet, daß die Ecken nach innen
eingeschlagen waren.
»Wissen Sie, was das ist, Miss Nestleton?«
»Nein.«
Er lächelte. »In solchen Briefchen
transportieren Diamantenhändler ihre Ware. Man würde
annehmen, daß sie ihre Pretiosen in kleinen, verschlossenen
Schachteln aufbewahren und alle möglichen Sicherheitsvorkehrungen
treffen. Aber sie benutzen ganz gewöhnliche kleine
Papierumschläge, wie diesen hier.«
Er beugte sich vor und faltete die Ecken des Päckchens auf. Darin befanden sich drei kleine, geschliffene Diamanten.
»Hübsch, nicht?«
Tony und ich schauten auf die glitzernden Steinchen und sahen uns dann erstaunt an.
Brodsky faltete zufrieden den Umschlag wieder zusammen.
»Und jetzt, Miss Nestleton, sagen Sie mir, was
ist eigentlich mit diesem Detective, diesem Bekannten von Ihnen, dem,
der Ihnen dabei geholfen hat, Basil zu finden?«
»Was soll mit ihm sein?«
»Meinen Sie, Sie könnten ihn anrufen und ihn um einen weiteren
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