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Eine Katze hinter den Kulissen

Titel: Eine Katze hinter den Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
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Mineralwasser mit
Zitrone. Er lächelte über die Bestellung, wie um uns zu
sagen, daß wir eine ausgezeichnete Wahl getroffen hatten,
richtete dann mit einem Riesenaufwand die Drinks und stellte sie vor
uns hin. Er schloß seine Vorstellung mit einer weiteren
Verbeugung.
    Als er uns eine silberne Schüssel mit
Nüßchen reichte, begann ich sofort wieder mit meiner
Interpretation des fanatischen Ballettfans.
    Als ich fertig war, langte er über die Theke und
tätschelte mir väterlich den Arm. Auf seinem Gesicht zeigte
sich ein völlig unerwartetes Lächeln. »Ja«, sagte
er, »Mr. Dobrynin kam oft hierher. Und er saß immer da ...
genau da, wo Ihr Gatte jetzt sitzt.«
    Als mein Begeisterungssturm über diesen wundervollen Zufall verebbt war, lächelte er nicht mehr.
    »Ach, dieser bedauernswerte junge Mann«,
sagte er traurig. »Was für ein schrecklicher, tragischer Tod
für einen wie ihn.«
    Dann drehte er sich um, ging zu einem Regal und fing
an, die Flaschen neu zu arrangieren, als ob er einer Erinnerung
entfliehen müsse, die zu schmerzlich war.
    Ich trat Tony gegen das Schienbein, um ihm zu bedeuten, daß wir Glück hatten. Ich sah, wie er zustimmend nickte.
    Der alte Barmann warf uns einen schnellen Blick
über die Schulter zu. Er schien unentschlossen zu sein: Einerseits
wollte er weiter über Peter Dobrynin sprechen, andererseits
könnte das aber indiskret wirken.
    Ich machte also weiter. Ich redete über all die
skandalösen Meldungen, die ich den New Yorker Zeitungen in meinem
gemütlichen Heim in Spokane entnommen hatte.
    Endlich hatte ich ihn geknackt. »Sie sollten
wissen, daß er nicht so war, wie es in den Zeitungen stand. Mr.
Dobrynin war ein Gentleman - freundlich, großzügig und sehr
höflich. Ja, schön, es gab schon den einen oder anderen
Abend, an dem er mehr getrunken hatte, als gut für ihn war, aber
hier bei uns hat er sich nie danebenbenommen. Das Gerücht,
daß wir ihn haben rausschmeißen müssen, stimmt
überhaupt nicht. Das war nicht hier. Niemals.«
    Er wartete auf meine Antwort, wohl weil er meinte,
ich müßte diese Verteidigung Dobrynins unglaubhaft finden.
Ich sagte nichts.
    Jetzt war die Erinnerungsflut des Barkeepers nicht
mehr aufzuhalten. Der Deich war durchbrochen, und der Strom floß
unbarmherzig weiter. Und während er sich erinnerte, polierte er
die ohnehin schon glänzende Theke und räumte auf.
    »Sicher, auch hier hat er sich manchmal
merkwürdig aufgeführt. Aber er hat niemals jemandem ein Haar
gekrümmt. Mr. Dobrynin war Künstler, und er war exzentrisch.
Und was für ein Künstler er war, brauche ich Ihnen ja nicht
zu sagen. Einmal hat er mir Karten für eine Vorstellung geschenkt.
Ich habe meine kleine Nichte mitgenommen. Das war so aufregend. Er war
einfach großartig.«
    »Was meinen Sie damit, wenn Sie sagen, daß er exzentrisch war?«
    Er lächelte nachsichtig. »Nun ja, er hatte
öfters Haustiere dabei. Und in diesem Lande ist es verboten, Tiere
mit in Speiselokale zu nehmen. Einmal kam er in Begleitung eines
anderen Tänzers, eines Herrn aus den Niederlanden, glaube ich, und
auf Mr. Dobrynins Schulter saß ein Papagei. Und dieser Papagei
trug die gleichen Kleider wie Mr. Dobrynin: den gleichen Hut, das
gleiche Jackett. Der Vogel sprach nur Holländisch, aber das auch
nicht korrekt, wie Mr. Dobrynin mir versicherte, und deshalb konnte
niemand verstehen, was er sagte.
    Ach ja, und einmal brachte er einen wundervollen
Labrador mit. Er sagte, er habe ihn auf der Straße gefunden. Er
hatte dem Hund einen Schal gekauft und dann fütterte er ihn mit
Tartar. Oh, ja wirklich, er war sehr tierlieb - und er hat ihnen immer
irgend etwas angezogen.«
    Der Mann drehte sich plötzlich um, öffnete
eine Vitrine und holte eine hübsche Flasche hervor.
»Delamain«, sagte er liebevoll. »Mr. Dobrynins
bevorzugte Brandymarke. Wie oft hat er darauf bestanden, daß ich
einen mit ihm trank - einen Brandy wie diesen.« Er langte nach
einem Cognacglas, stellte es auf die Bar, schenkte ein wenig von der
blaßbraunen Flüssigkeit ein und stürzte sie in einem
Zug hinunter. Dann füllte er das Glas mit Wasser, nahm einen
Schluck, gurgelte gründlich und spuckte das Wasser aus. Es war
eine ebenso vornehme wie vulgäre Geste. Dieser pedantische
Barkeeper war wirklich ein bemerkenswerter Typ.
    Er schaute mich scheu an, als ob ihm ein sehr
persönlicher Witz eingefallen wäre. Dann kam er näher,
beugte sich zu uns und begann in verschwörerischem Tonfall zu
sprechen: »Um die Wahrheit zu

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