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Eine Katze hinter den Kulissen

Titel: Eine Katze hinter den Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
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der Schönen von
Manhattan einzutauchen, wenn auch nur für kurze Zeit, würden
Tony und ich uns Rollen ausdenken müssen. Ich erfand zwei so
köstliche Parts, daß selbst Tony, so entsetzt er
darüber war, daß ich weiter in dem Fall ermittelte, sie
amüsant fand.
    Wir würden uns als Ehepaar aus Spokane,
Washington ausgeben, das auf seinem alljährlichen Besuch in New
York war. Wir - und besonders ich - waren Ballettfans, und der
Hauptgrund für unseren Besuch war, die verschiedensten
Tanzensembles auf der Bühne zu sehen und die faszinierende Luft
der Ballettszene zu schnuppern. Daher suchten wir verschiedene Lokale
auf, in denen auch der große Peter Dobrynin verkehrt haben
sollte. Ich war auf einer Art geheimnisvollen Pilgerreise auf den
Spuren des großen Meisters.
    Was die Kleidung betraf, so würden wir
wohlhabend und blasiert wirken müssen, damit deutlich zu erkennen
war, daß wir Geld wie Heu hatten. Allerdings durften wir auch
nicht zu dick auftragen. Also kleidete ich mich in den Farben und dem
Stil, mit der Saumlänge und den Accessoires, die Womens Wear Daily, Elle und Vogue für angebracht halten.
    Die meisten der Cafés, die wir ins Auge
gefaßt hatten, machten gegen vier Uhr nachmittags auf, aber
manche hatten auch zum Mittagessen geöffnet. Banquo zum Beispiel. Trotzdem waren keine weiteren Gäste da, als wir eintaten.
    Drinnen war es recht dunkel, aber die Dämmerung
wurde vom auf Hochglanz polierten dunklen Holz, dem Silber und den
Kristallgläsern durchbrochen. Nirgendwo Plastik. Die eigentliche
Bar war winzig. Dann gab es noch einen Bereich mit kleinen Tischchen
und im Hintergrund größere Eßtische.
    Hinter der Theke stand ein Filipino und polierte
Gläser. Er trug einen Frack, wie er in England vor hundert Jahren
vielleicht in Mode gewesen sein mochte. Er war ein jüngerer Mann
mit kräftigen Händen, und er polierte seine Gläser
ausgesprochen andächtig.
    Als er uns sah, verfiel er in hektische
Betriebsamkeit und legte vor jeden von uns zwei Servietten. Die erste
war eine quadratische Papierserviette mit dem Aufdruck Banquo auf beiden Seiten. Die zweite war eine große, gefaltete Leinenserviette.
    Tony nahm die Stoffserviette, grinste und flüsterte mir zu: »Die Reichen scheinen viel zu kleckern.«
    Wir bestellten Drinks und zuckten zusammen, als auf der Kasse ein Betrag von sechzehn Dollar erschien.
    Der Barmann fing wieder an zu polieren. Jetzt
mußte ich meine Vorstellung beginnen. »Entschuldigen
Sie!« rief ich mit rauher Stimme. Er blickte auf und kam
näher, stets zu Diensten. »Es wird Ihnen vielleicht albern
vorkommen«, sagte ich mit Selbstverachtung, »aber ich habe
gehört, daß dies eine der Bars ist, in denen der Tänzer
Peter Dobrynin zu verkehren pflegte. Wir waren große Fans von
ihm, mein Gatte und ich, wir sind aus Spokane, wissen Sie, oben in
Washington? - und, wie ich schon sagte, wir sind begeisterte Fans ...
Ja, ich weiß, ich benehme mich wie ein verliebtes
Schulmädchen, aber ... nun ... kam er wirklich öfters her?
Wie immer in der Zeitung stand?«
    Der Barmann hob schmerzlich die Augenbrauen. Da wurde
mir klar, daß sein Englisch vielleicht nicht das beste war.
Nachdem er einen Moment nachgedacht hatte, sagte er: »Was
für ein Peter?«
    Soviel zu unserer ersten Etappe.
    Aber ich konnte die Rolle ja nicht schon nach der
Generalprobe wieder aufgeben. Daher gingen wir in zwei weitere
todschicke Läden. In beiden Fällen kannten die Barkeeper den
Namen des großen Tänzers, und einer sagte, er habe
gehört, daß Dobrynin manchmal hergekommen sei, aber das sei
vor seiner Zeit gewesen.
    Die nachten Stunden entspannten Tony und ich uns im
Frick Museum. Um halb fünf gingen wir in ein weiteres Café,
das in vielen der Zeitungsartikel erwähnt worden war: Camilla’s.
    Das Café gab es immer noch, aber es hieß nicht mehr Camilla’s. Auf der Markise stand der Name Vine. Wie
die anderen war auch dieses Restaurant intim, dämmerig und sehr
aufgeräumt. Die Theke war ein bißchen größer und
ziemlich hoch. Dahinter stand ein älterer Mann in einem korrekten
Jackett, der TS. Eliot sehr ähnlich sah.
    Er wirkte dünkelhaft und unnahbar. Vielleicht
war er doch nicht Eliot, sondern Clifton Webb. Tony war der Ansicht,
Franklin Pangborn sei das Vorbild, aber dem konnte ich mich nicht
anschließen.
    Es war unglaublich, der Mann verbeugte sich, als Tony
und ich auf den unbequem hohen Barhockern Platz nahmen. Wir hatten
bereits genug Alkohol intus, deshalb bestellten wir

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