Eine Katze hinter den Kulissen
Nach allen Regeln der Beweisführung und der
Prozeßordnung ist der Fall abgeschlossen. Nach allen Regeln der
Logik ist der Fall abgeschlossen.« Da sagte Tony: »Dieses
Geständnis war erzwungen.« »Wollen Sie damit sagen,
daß ich Basil geschlagen habe?« fragte Brodsky sarkastisch.
»Was Sie getan haben, war noch schlimmer! Basil
ist ein verunsicherter, angeschlagener, drogenabhängiger Penner.
Ich glaube nicht, daß er vierundzwanzig Stunden vorher auch nur
die leiseste Ahnung von der Sache hatte. Sie haben ihm Diamanten in die
Tasche gesteckt und behauptet, die würden aus dem Besitz eines
niedergestochenen Diamantenhändlers stammen, und er war
gestört genug, zu glauben, daß er das gewesen war. Meine
Güte, für Leute wie Basil spielt es doch gar keine Rolle, ob
sie wirklich ein Verbrechen begehen. Wenn die Polizei glaubt, daß
sie etwas verbrochen haben, dann haben sie es verbrochen. Sie haben ihn
dazu gebracht, Mr. Brodsky. Sie haben ihn benutzt! Sie haben den armen
Kerl unter Druck gesetzt. Also hat er Ihnen erzählt, was Sie
hören wollten. Und keiner von uns hat etwas dagegen gesagt, weil
wir alle auch geglaubt haben, daß Vol Teak schuldig war. Und der
Fall Vol Teak ist nur solange klar, wie Basil sein falsches
Geständnis aufrechterhält. Und das kann er schon in fünf
Minuten zurücknehmen!«
Tony machte eine Pause. Er war wütend, seine
Stimme überschlug sich. Es war offensichtlich, daß Basils
Geständnis und die Rolle, die der Anwalt dabei gespielt hatte, ihm
schon lange wie eine Last auf der Seele lag.
Frank Brodsky antwortete nicht. Er schenkte sich
Wasser ein und sah sich dann eingehend um. Er sagte auf
Französisch etwas zu Madeline, die nickte. Es dämmerte mir,
daß es wahrscheinlich Frank Brodsky gewesen war, der die
Krankenschwester aus Haiti für Lucia engagiert hatte.
»Ich glaube, Miss Nestleton«, sagte er
endlich und stieß das Glas über den Tisch wie ein
Kinderspielzeug, »ich glaube, ich muß Sie auf einige Punkte
Ihrer Vergangenheit hinweisen, von denen Sie mich in Kenntnis gesetzt
haben.« Ich hatte keinen Schimmer, was er damit meinte.
»Meine Vergangenheit ist nicht so
geheimnisvoll, wie ich sie manchmal gerne hätte«, gab ich
gut gelaunt zurück, weil er aussah, als würde er gleich
irgendeine Verzweiflungstat enthüllen, die ich einst begangen
hatte.
Aber er lächelte nicht. Er sagte: »Sie
haben mir einmal erzählt, Miss Nestleton, daß sie mit einem
gewissen Detective Rothwax von der New Yorker Polizei befreundet sind.
Und ich glaube, Sie haben mir auch erzählt, daß Sie beide
vor einiger Zeit bei einer computergestützten
Sonderermittlungseinheit namens Retro zusammengearbeitet haben, wenn
ich mich recht erinnere.«
»Ja«, antwortete ich vorsichtig, denn ich
wußte immer noch nicht, worauf er hinauswollte, »ja, das
stimmt.«
Er lächelte. »Ich hoffe, Sie nehmen mir
das nicht übel, Miss Nestleton, aber ich habe mir vor einiger Zeit
die Freiheit genommen, mich mit diesem Detective in Verbindung zu
setzen, auch wenn es nicht ganz einfach war, ihn zu finden. Ich wollte
wissen, was er von Ihnen hält. Schließlich sollte ich ja
Geld ausgeben, um Sie zu engagieren, und da fand ich es angebracht, die
Meinung eines Außenstehenden einzuholen. Mit anderen Worten, als
Sie uns miteinander bekannt gemacht haben, kurz bevor Basil gestanden
hat, hatten wir uns schon einmal heimlich getroffen.«
Er sah uns alle nacheinander an, bevor er fortfuhr.
»Detective Rothwax hat mir erzählt,
daß er Sie manchmal ›Katzenlady‹ nennt. Als ich das
hörte, war ich natürlich neugierig und wollte wissen, wieso
er für eine so schöne und intelligente Frau wie Sie, Miss
Nestleton, einen so merkwürdigen Kosenamen verwendet.«
Er schien auf die Bestätigung aller Anwesenden
zu warten, daß ich wirklich schön und intelligent sei. Dann
sprach er weiter.
»Detective Rothwax erklärte mir, daß
Sie als Detektivin zwar wirklich ein Pfundskerl sind - ja, ich erinnere
mich genau, er hat in der Tat dieses charmante alte Wort benutzt:
Pfundskerl - aber von allem, was mit Katzen zu tun hat, besessen sind.
Und zwar in einem Ausmaß, wie Detective Rothwax sagte, daß
Sie ab und an in eine Phantasiewelt geraten, die nichts mit echten
Verbrechen, die von lebendigen Menschen in der Realität begangen
werden, zu tun hat.«
Ich stand wütend auf. Ich zitterte am ganzen
Körper. Ich brüllte den Anwalt an: »Besessen?
Phantasie? Realität?«
Ich sah Tony an. »Gib mir diesen Scheck!
« Er griff
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