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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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machen können.
    â€žMöchtest du dir nicht etwas Bequemeres anziehen?“, hatte Zia seine Braut gefragt und mit dem Saum ihres roten Seidengewands gespielt. „Das ist mir bequem genug“, antwortete sie und riss ihm den Saum aus der Hand. Darauf kehrte sie ihm den Rücken zu und schlief ein.
    Sein unentschlossenes Verhalten in jener Nacht, das wusste er, hatte dazu geführt, dass er nie seine ganze Autorität als Ehemann durchsetzen konnte. Dreiundzwanzig Jahre später, am Morgen nach seinem mitternächtlichen Putsch, kannte er die Bedeutung des Sprichworts. Er hatte den festen Vorsatz, diesmal die Katze zu töten, zu begraben und auf ihrem Grab seine Flagge zu hissen. Er war sich nur nicht sicher, wie er es anstellen sollte. Allah wird mir beistehen, dachte er, bevor er den Konferenzsaal betrat.
    Nach dem Putsch saßen acht Generäle, einschließlich der Oberkommandierenden von Marine und Luftwaffe, um den Tisch im Konferenzsaal des Generalhauptquartiers. Eingedenk der historischen Dimension dieser Sitzung hatten die Ordonanzen großzügig Luftverbesserer mit Rosenduft versprüht und es roch wie in einem frisch versiegelten Sarg. In einer Ecke saß Generaladjutant Beg, ein Zwei-Sterne-General, der zu unvorhersehbaren Niesanfällen neigte, mit einem weißen Taschentuch über der Nase, bereit, jedes Wort zu notieren. Vor jedem der Teilnehmer lag in einer grünen Ledermappe mit dem goldenen Emblem der gekreuzten, die Mondsichel umrahmenden Säbel eine Kopie der Agenda. General Zia fiel auf, dass die acht Männer sich zwar erhoben und salutierten, sich jedoch wieder setzten, ohne zu warten, bis er Platz genommen hatte. Unruhig rutschten sie auf ihren Stühlen herum, und noch ehe er die Sitzung als eröffnet erklären konnte, sagte der Marinechef: „Ich verlange festzuhalten, dass ich über den Putsch erst informiert wurde, als er bereits im Gange war …“
    Das unterdrückte Niesen des Generaladjutanten lenkte alle für einen Moment ab, und General Zia fand zur dringend notwendigen Eröffnung. Er bedachte den Marinechef mit einem wohlwollenden Blick und verlieh seiner Stimme einen bittenden Ton. „Natürlich werden wir Ihre Proteste anhören, und natürlich brauchen wir Ihre Hilfe bei dem, was wir vorhaben. Weil wir jedoch alle zum ersten Mal zusammenkommen, nachdem es uns gelungen ist, unser Land zu retten, ohne einen einzigen Tropfen Blut zu vergießen, sollten wir da nicht mit einem Zitat aus dem Koran beginnen? Möge Allah uns in all unserem Streben leiten.“
    Unsicher, wie sie diesem Vorschlag begegnen sollten, rutschten die Generäle wieder auf ihren Stühlen herum. Alle waren Muslime und wussten, dass ihr Chef eine religiöse Ader hatte. Einige nannten ihn den „Mullah“, wenn sie über sichere Telefonleitungen sprachen. Doch eine Sitzung war eine Sitzung, und Regierungsgeschäfte mit Religion zu vermischen, war beinahe unvorstellbar für sie. Ein Vierteljahrhundert beim Militär hatte sie auf viele Aufgaben vorbereitet: Sie kannten Trinksprüche in fünf verschiedenen Sprachen, sie konnten mit den besten Armeen der Welt Manöver durchführen und im Gleichschritt marschieren. Entschied sich einer von ihnen, die Uniform abzulegen, konnte er die Diplomatenlaufbahn einschlagen oder eine Universität leiten. Doch all ihre Stabs- und Führungslehrgänge und all ihre Überlebensstrategien reichten in dieser Situation nicht aus. Wie konnten sie ablehnen, wenn ihr oberster Kriegsherr sie zu einer Lesung aus dem Koran aufforderte? Sie rutschten noch etwas mehr auf ihren Stühlen herum und atmeten noch etwas mehr Rosenduft ein.
    General Zia nahm eine schmale, magentafarbene Ausgabe aus seiner Mappe, setzte seine Brille auf und begann zu lesen. Die Oberkommandierenden aller Waffengattungen senkten ehrerbietig die Blicke und lauschten stumm; einige legten die Hände in den Schoß, während sie sich fragten, ob nun die Zeit gekommen war, die Konsequenzen ihres gottlosen Verhaltens zu tragen.
    Die Lesung dauerte nicht länger als drei Minuten. General Zia hatte eine etwas krächzende Stimme, aber lautes Lesen aus dem Koran macht auch Stimmen ohne Wohlklang erträglich. Als er fertig war, reichte er das Heilige Buch an den Mann zu seiner Linken weiter.
    â€žDa General Akhtar so ausgezeichnet Englisch spricht, würde ich ihn bitten, für diejenigen von uns, die des Arabischen

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