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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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Kardiologen, einen Hautspezialisten und sogar einen Schönheitschirurgen auf der königlichen Gehaltsliste. Doch am teuersten war dem Prinzen seine sexuelle Leistungsfähigkeit, und Dr. Sarwari war auserkoren, darüber zu wachen. Hinter seinem Rücken nannte man ihn den Königlichen Schniedel-Doktor.
    Bei diesem Berufsprofil konnte man es Dr. Sarwari nicht übel nehmen, dass er, nachdem er die Tür zum Büro des Generals hinter sich geschlossen hatte, die Frage stellte: „Möchten Sie einen dickeren oder einen längeren?“
    General Zia, der den Doktor noch nie Englisch sprechen gehört hatte, war verdutzt über dessen Mischung aus arabischem und amerikanischem Akzent, nicht zu reden von der seltsamen Frage. Seine Gesten ignorierte er.
    Dr. Sarwari war angenehm überrascht, als General Zia ihm sein Problem erläuterte. Er lächelte zum ersten Mal.
    General Zia war mit einer sofortigen Untersuchung einverstanden. Er hatte so viel darüber nachgedacht, dass er dem Doktor automatisch den Rücken zukehrte, seinen Gürtel öffnete und die Hose herunterließ. Er spürte eine Bewegung hinter sich, dann eine gummibehandschuhte Hand auf seinem Gesäß.
    â€žBruder, bücken Sie sich bitte.“ General Zia staunte noch immer über den amerikanischen Akzent des Mannes. Mit dem Prinzen hatte er stets nur Arabisch gesprochen. Er legte seine Ellbogen auf den Tisch. „Tiefer“, befahl der Doktor. Zia legte seine rechte Wange auf den Tisch und versuchte an etwas anderes zu denken.
    Sein Kopf befand sich jetzt zwischen zwei Flaggen. Auf der einen Seite die grün-weiße pakistanische mit der nach rechts zeigenden Mondsichel, und auf der anderen die der pakistanischen Armee. Einmal war er beinahe entschlossen gewesen, die Mondsichel auf der Nationalflagge umzukehren, nachdem ein islamischer Gelehrter ihn darauf hingewiesen hatte, dass es sich um einen ab- statt einen zunehmenden Mond handle, aber dann hatten seine Berater ihn daran erinnert, dass es die Flagge bereits seit vierzig Jahren gab und niemand je Anstoß an der Richtung der Mondsichel genommen habe und es demnach besser sei, die Flagge zu lassen, wie sie war.
    Zu seiner Erleichterung spürte er, dass der tastende Finger des Doktors mit einem Gleitmittel bestrichen war.
    Er musterte die Armeeflagge. Unter den gekreuzten Säbeln stand das berühmte Motto, das der Gründer der Nation dem Land anlässlich seiner Geburt geschenkt hatte: Glaube. Einheit. Disziplin. Auf einmal erschien ihm das Motto nicht nur banal und sinnlos, sondern auch zu weltlich, unverbindlich, ja fast ketzerisch. Glaube? Welcher Glaube? Einheit? Disziplin? Brauchten Soldaten ein solches Motto? Gehörte es nicht zum Wesen ihrer Berufung, dass sie einig und diszipliniert zusammenstanden? Er spürte den Atem des Doktors auf seinem Hintern. Der gummiüberzogene Finger war einem kalten metallischen Rohr gewichen, das zwar keinen Schmerz, aber doch Unbehagen verursachte.
    Ihm dämmerte nun, dass der Staatsgründer, als er dieses Motto erfand, an Zivilisten gedacht hatte, aber nicht an die Streitkräfte. Dieses Motto muss weg, sagte sich General Zia. Sein Verstand raste auf der Suche nach den Worten, die den wahren Auftrag seiner Soldaten widerspiegelten. Allah musste dabei sein. Dschihad, sehr wichtig. Das würde seinem Freund Bill Casey bestimmt gefallen. Ein drittes Wort fiel ihm momentan nicht ein, aber es würde schon kommen.
    Der Arzt tätschelte ihm leicht den Hintern. „Sie können sich jetzt wieder aufrichten.“
    Der General zog seine Unterhose hoch, ehe er sich umdrehte, damit der Arzt keinen Blick auf seine Vorderseite erhaschen konnte. Er hatte die Frage vom Anfang nicht vergessen.
    Der Doktor grinste. „Essen Sie Zucker?“
    Der General schüttelte verwirrt den Kopf.
    â€žOh doch, ja, ich bin eine Naschkatze.“
    â€žDeshalb sind Sie so süß, Bruder.“ Der Doktor tätschelte ihm mit der gummibehandschuhten Hand die Wange, und General Zia errötete bei der Vorstellung, wo diese Hand sich gerade befunden hatte.
    â€žSie haben Würmer, Sir.“ Der Doktor öffnete seine linke Hand und zeigte ihm einige winzige tote Würmer.
    â€žAber warum juckt es dann so fürchterlich?“
    Der Doktor grinste noch breiter. „Sie sind wie Gefangene. Diese Würmer. Sie fressen Zucker, sie haben Energie, sie wollen raus. Sie suchen Ausgang. Das Jucken ist

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