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Eine Koelner Karriere

Eine Koelner Karriere

Titel: Eine Koelner Karriere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Leitung.«
    »Der herausfand, daß Bestechung im Spiel war«, warf Markesch ein. »Der zuständige Sachbearbeiter bei der Verwaltung wurde von Bohlen geschmiert.«
    »So ist es. Die Firma mußte die Entsorgungskosten nachzahlen und machte Pleite, Bohlen wurde verhaftet und beging Selbstmord.« Zosch blies den Rauch durch die Nüstern. »Seine Witwe behauptete später, Kress habe die Sache nur deshalb hochgespielt, um sich an ihrem Mann zu rächen – es ging um irgendwelche Grundstücke, die Bohlen nicht verkaufen wollte –, aber sie konnte keine Beweise vorlegen. Unabhängig davon war ihr Mann objektiv schuldig.«
    Aber eine Witwe, dachte Markesch, wird wohl kaum objektiv denken.
    Er trat ans Fenster und sah sinnierend hinunter in den Fahrzeughof, wo mehrere türkisgrün lackierte, große Lkws und zwei Kleinlaster auf neue Fracht warteten. In der Einfahrt tauchte ein weiterer der neuen Kühltransporter auf, die Zosch erwähnt hatte, und hielt neben der langgestreckten Lagerhalle, die den westlichen Teil des Geländes abschloß. Der Fahrer, ein stämmiger, untersetzter Mann in Jeans und Lederjacke, stieg aus und inspizierte die Reifen.
    Karl-Heinz Zosch stand auf. »Tut mir leid, daß ich Ihnen nicht helfen kann«, sagte er. »Wenn das alles war …«
    Aus den Augenwinkeln sah Markesch, wie sich von der Einfahrt ein anderes Fahrzeug näherte. Kein Laster diesmal, sondern ein Pkw.
    Ein Porsche 911.
    Anthrazitfarben.
    Mit einem häßlichen nur notdürftig geflickten Loch im Verdeck.
    Der Porsche hielt neben dem Kühllaster, und eine nur allzu vertraute Gestalt stieg aus, monströs wie ein Sumo-Ringer und kahl wie ein Skinhead. Markesch starrte entgeistert auf den Kahlköpfigen hinunter. Kein Zweifel, es war Wolfgang Pankrath. Zum Teufel, was hatte der Koksdealer in der Spedition zu suchen?
    Pankrath sprach kurz mit dem stämmigen Kraftfahrer, der ebenso knapp antwortete, klopfte ihm dann auf die Schulter und zwängte sich wieder in den Porsche. Der Fahrer kletterte in seinen Laster.
    »Ich habe einen wichtigen Termin«, erklang hinter seinem Rücken Zoschs ungeduldige Stimme. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden …«
    »Sicher.« Markesch wandte sich eilig vom Fenster ab und humpelte zur Tür. Als er nach der Klinke griff, drehte er sich noch einmal um. »Nur noch eine letzte Frage – kennen Sie eine Yvonne Schmidt alias Astrid Pankrath?«
    Zoschs Miene veränderte sich nicht. Er war tatsächlich ein guter Schauspieler. Nur der Ausdruck in seinen grauen Augen verriet ihn: Überraschung, gepaart mit Besorgnis und plötzlichem Mißtrauen.
    »Nein«, sagte er gleichmütig. »Ich habe den Namen noch nie gehört. Warum?«
    Markesch winkte ab. »Nur ein Gedanke.« Er grinste. »Kein Grund zur Beunruhigung. Wirklich nicht.«
    Und während er die Tür hinter sich schloß, sah er, wie sich der besorgte Ausdruck von Zoschs Augen über sein ganzes Gesicht ausbreitete.

 
9
     
    Als Markesch humpelnd aus dem Verwaltungsgebäude stürzte, war von Wolfgang Pankrath und seinem Porsche nichts mehr zu sehen. Dafür geriet er fast unter die mächtigen Zwillingsreifen des Kühltransporters, der so rücksichtslos über den Fahrzeughof und an ihm vorbei kurvte, als würde der Mann am Steuer für eine Monstertruck-Rallye trainieren. Eine fette Wolke stinkender Dieselabgase hinter sich her ziehend, brauste er zur Ausfahrt und hielt am Pförtnerhäuschen kurz an, um den Kopf durchs Fenster zu schieben und dem Pförtner etwas zuzurufen, das im Motorenlärm unterging. Dann rollte der Truck die Straße hinunter und verschwand aus Markeschs Blickfeld.
    Zurück blieb eine Nebelwand wabernder Abgase.
    Hustend humpelte er in sie hinein und warf einen bösen Blick in das verrußte Häuschen, wo der Pförtner soeben in eine Butterstulle von der Größe einer Aktentasche biß. »Diese Luftverpestung ist einfach unglaublich!« zischte Markesch. »Aber glauben Sie ja nicht, daß Sie damit durchkommen. Wenn der Wald stirbt, sind Sie als nächster dran!«
    Der häßliche kleine Kerl schluckte und riß entsetzt die Augen auf. »Das ist doch nicht meine Schuld! Ich bin doch nur der Pförtner! Außerdem ist der Laster bereits auf dem Weg in die Werkstatt, zur Abgassonderuntersuchung, und wenn Sie …«
    Aber Markesch hörte schon nicht mehr zu. Er humpelte eilends durch die Abgaswolke zum Straßenrand, wo eine milde Frühlingsbrise die giftigen Schwaden vertrieb und für freie Sicht sorgte. Der Kühltransporter bewegte sich mit mäßiger

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