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Eine Koelner Karriere

Eine Koelner Karriere

Titel: Eine Koelner Karriere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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immer versteckte.
    »Was sagst du nun?« fragte Archimedes triumphierend. »Bin ich nicht genial?«
    »Da die meisten Genies in der Klapse landen, wollen wir das nicht hoffen. Und jetzt laß mich in Ruhe telefonieren. Ich muß meine Erfolgsprämie anfordern.«
    Aber ehe er zum Wählen kam, klingelte das Telefon in seiner Hand. Er hob ab. Es war Walter Kress.
    »Markesch? Sind Sie das? Zum Teufel, wo haben Sie gesteckt?« drang es wütend aus dem Hörer. »Ich habe den ganzen Tag versucht, Sie zu erreichen!«
    »Ich war mit meinen Ermittlungen beschäftigt«, sagte er gelassen. »Aber ich habe gute Nachrichten …«
    »Hören Sie bloß auf«, fauchte Kress. »Worte, nichts als Worte, das ist alles, was ich für mein gutes Geld von Ihnen bekomme. Aber meine Geduld ist erschöpft. Sie sind gefeuert!«
    Markesch schnappte nach Luft. Vor seinem entsetzten inneren Auge sah er, wie sich seine zehntausend Mark Erfolgsprämie in eine schöne Illusion auflösten. »Aber Sie können mich nicht feuern!« protestierte er. »Nicht jetzt!«
    Ein gepreßtes Lachen verriet, daß Walter Kress in diesem Punkt ganz anders dachte. »Ich hätte Sie schon am ersten Tag feuern sollen, statt wochenlang Ihre Trunksucht zu finanzieren. Sie haben versagt, und ich habe für Versager nichts übrig.«
    »Nun hören Sie mich doch …«
    »Mich interessieren Ihre Ausflüchte nicht. Es ist zu spät, ich brauche Sie nicht mehr.« Kress atmete schnaufend. »Yvonne – Astrid Pankrath – hat sich bei mir gemeldet. Es wird keine erpresserischen Briefe mehr geben. Der Spuk ist vorbei.«
    Markesch ließ vor Verblüffung fast das Telefon fallen. »Ich glaub’ es nicht«, murmelte er.
    »Glauben Sie, was Sie wollen. Jedenfalls habe ich mich mit der Schlampe geeinigt. Keiner von uns will einen Skandal. Ich bekomme von ihr die Fotos und die Negative, und sie bekommt von mir genug Geld, um ein neues Leben zu beginnen.« Er lachte wieder: gepreßt, verächtlich. »Sie will aus dem Nuttengeschäft aussteigen, in Süddeutschland eine Boutique eröffnen. Ihr fehlte das Startkapital, also kam sie auf die Idee mit den Fotos. Es war so, wie ich schon am Anfang vermutet habe – die Fotos sollten mich nur weichklopfen, um den Preis in die Höhe zu treiben. Keine Rufmordkampagne, kein Rachefeldzug. Nur eine kleine, schmutzige Erpressung.«
    »Wieviel verlangt Sie?«
    »Dreihunderttausend. Aber wenn diese Schweinerei ein für allemal aufhört, ist es das wert. Ich habe das Geld bereits besorgt. In einer Stunde treffe ich mich mit ihr und …«
    »Allein?« unterbrach Markesch. »Mit einem Koffer voll Geld? Hören Sie, Kress, ich rate Ihnen dringend …«
    »Behalten Sie Ihre Ratschläge für sich. Ich brauche Ihre Hilfe nicht. Mit der Schlampe werde ich schon allein fertig. Ich hätte die Sache von Anfang an in die eigene Hand nehmen sollen. Man sieht ja, was herauskommt, wenn man sich auf andere verläßt.« Kress schwieg einen Moment. »Schicken Sie mir Ihre Spesenrechnung, und vergessen Sie die Angelegenheit. Und wenn ich vergessen sage, meine ich auch vergessen, haben wir uns verstanden?«
    »Hören Sie, Kress«, sagte Markesch eindringlich, »Sie machen einen schrecklichen Fehler. Sie wissen offenbar nicht, daß …«
    Klick.
    Walter Kress hatte aufgelegt.
    Fluchend schmetterte er den Hörer auf die Gabel und griff nach der Flasche Scotch.
    »Probleme?« fragte Archimedes mitfühlend. »Oder mehr eine Katastrophe?«
    »Eine Katastrophe. Kress hat mich soeben gefeuert. Es ist unglaublich! Ich bin noch nie von einem Klienten gefeuert worden.«
    Der Grieche zupfte an seinem Bart. »Zur Not kannst du immer noch bei mir anfangen. Als Hilfssteineklopfer. Oder als Sperrstundenschreckgespenst, wenn der Laden endlich renoviert ist.«
    Doch Markesch hörte nicht mehr zu. Blicklos starrte er vor sich hin, in den Grundfesten seines Selbstverständnisses erschüttert, schockiert über die haarsträubende Ungerechtigkeit des Schicksals. Gefeuert – ich, dachte er, sich an die Scotchflasche wie an einen Rettungsanker klammernd. Unfaßbar! Wenn so etwas möglich ist, dann ist auch alles andere möglich: Wahnsinn, Tod, unverschuldeter Bankrott …
    Aber warum? fragte er sich.
    Warum meldet sich die Pankrath jetzt mit einer Geldforderung?
    Verdammt, Corinne von Bohlen war Millionärin, sie brauchte das Geld nicht. Und der letzte Brief, die Drohung, halb Köln mit den kompromittierenden Fotos einzudecken – diente sie wirklich nur dazu, Kress unter Druck zu setzen, um den Preis

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