Eine königliche Affäre
um den verschwundenen echten und den gefälschten halben Stefani-Diamanten, dem Herzstück der Krone, die ausreichten, um seine Krönung zum neuen König zu gefährden.
Und deshalb musste er mit Cassie eine Vereinbarung treffen, die ihn absicherte, aber unbedingt mit äußerster Diskretion und unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt werden musste. Die Presse war wie eine Meute von Bluthunden, wenn es um die königliche Familie ging. Außerdem hatte er noch eine offene Rechnung mit Cassie zu begleichen.
Ein altes Sprichwort besagte, dass Rache am wirkungsvollsten kalt serviert wurde, aber das vertrug sich nicht mit seinem Temperament. Was Sebastian im Sinn hatte, würde heiß wie die Hölle sein … verzehrend wie ein Buschbrand, weil er den ungleichen Punktestand von damals unbedingt revidieren musste. Und wo konnte er das besser tun als auf dem Spielfeld, wo sie ihn so unfair geschlagen hatte … in seinem Bett.
Ein Palastangestellter war näher getreten und räusperte sich diskret, um die Aufmerksamkeit des Prinzregenten auf sich zu lenken. Sebastian wandte sich ihm zu, wechselte ein paar Worte mit ihm und drehte sich wieder zurück, nur um festzustellen, dass Cassie in den wenigen Sekunden wie vom Erdboden verschluckt schien.
Möglichst unauffällig ließ er seinen Blick über die Köpfe der Anwesenden schweifen, um ihr silberblondes Haar oder einen rosafarbenen Hauch ihres Kleides zu erhaschen, vergeblich.
„Suchen Sie nach jemand Bestimmtem, Eure Hoheit?“, fragte der aufmerksame Diener. „Ich könnte den Sicherheitsdienst benachrichtigen, wenn Sie es wünschen.“
Sebastian bemühte sich um eine ausdruckslose Miene. „Nein, das ist nicht nötig.“
Der Mann verneigte sich ehrerbietig und zog sich zurück. Erst in diesem Moment fiel Sebastian das schmale Armband auf, das zu seinen Füßen auf dem Marmorboden lag, wo Cassie noch vor wenigen Minuten gestanden hatte. Mit einer unauffälligen Geste nahm er es an sich und steckte es in die Hosentasche.
Da erschien auch schon ein weiterer Hofangestellter, dem Sebastian nach kurzem Gespräch folgte. Dabei lächelte er in sich hinein, während er die Hand in die Tasche schob, das Schmuckstück umfasste und Perle für Perle durch seine Finger gleiten ließ. Cinderella mochte vor ihm geflohen sein und den Ball verlassen haben, aber dieser Prinz würde sie mit etwas viel Passenderem zurücklocken als mit einem verlorenen Schuh …
„Cassie, was ist los?“, fragte Angelica ihre Mitbewohnerin, sobald die das Zimmer betreten hatte. „Du bist ja völlig aufgelöst! Alles in Ordnung mit dir?“
Cassie schlug die Tür hinter sich zu, lehnte sich zitternd dagegen und schloss die Augen, während sie die Handballen an die Schläfen presste, um den Druck in ihrem Innern zu mildern.
„Nein, nein … ich habe nur schreckliche Kopfschmerzen“, behauptete sie, öffnete die Augen und stieß sich von der Tür ab. „Ist Sam okay?“
„Aber natürlich“, versicherte ihr Angelica. „Zuerst war er ein wenig ungnädig, aber nachdem ich ihm versicherte, du würdest so bald wie möglich zurückkommen, hat er sich von mir ins Bett bringen lassen und sich seitdem nicht einmal gerührt. Ich habe eben erst nach ihm geschaut.“
„Das ist gut …“, murmelte Cassie und ließ einen erleichterten Seufzer hören, den ihre Mitbewohnerin mit einem Stirnrunzeln quittierte.
„Unbedingt“, stimmte Angelica ihr zu. „Aber um dich mache ich mir Sorgen, Sweetheart. Dein Sohn ist inzwischen fünf Jahre alt. Es wird höchste Zeit, dass er sich ein wenig von dir abnabelt.“
„Du hast ja recht, aber er ist immer noch nicht darüber hinweg, dass er im Gefängnis so lange von mir getrennt war …“ Cassie dachte an die grauenvolle Zeit zurück, als Sams verzweifelte Schreie monatelang in ihrem Kopf widerhallten, nachdem man ihren kleinen Sohn ihren Armen entrissen hatte. Sie durfte ihm zwar hinter den hohen Mauern und unüberwindbaren Gittern das Leben schenken und ihn sogar bei sich behalten, bis er drei Jahre alt war, doch dann nahm man ihn ihr weg.
Alles, was Cassie in den Jahren der Haft auszustehen hatte, war nichts, verglichen mit der Tortur, von heute auf morgen auf ihren kleinen Liebling verzichten zu müssen. Ihn nicht mehr sehen zu können … nicht berühren, liebkosen …
Noch heute quälten sie Albträume aus dieser Zeit, aus denen sie schweißgebadet aufwachte, aus Angst, jemand könne in ihre kleine Wohnung einbrechen und das Einzige stehlen, woran ihr in
Weitere Kostenlose Bücher