Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
wissen, welches Haus wir gern hätten. Aber Sie müssten hingehen und fragen, ob wir's benutzen dürfen.«
»Warum ich?«
»Abgesehen von der Tatsache, dass Sie nicht bei dem Treffen waren und Nein sagen konnten, kennen Sie den Besitzer des Hauses.«
»Wirklich?« Sie glaubte nicht, dass sie jemanden mit einem prachtvollen Haus kannte.
»Ja. Es ist Henry Burnet.«
»Oh. Oh, Geoffrey, das würde ich lieber nicht tun.« Die ganze Geschichte wurde ihr jetzt sehr peinlich.
»Warum nicht?«
»Man kann nicht irgendwo hereinplatzen und von jemandem verlangen, dass er einem sein Haus für ein Konzert zur Verfügung stellt! Es wäre mir peinlich, wenn er denken würde, ich hätte ihn nur ausgenutzt.« Verzweifelt hielt sie Ausschau nach weiteren Gründen. »Außerdem hat er vielleicht keinen geeigneten Raum.«
»James kennt das Haus. Er sagt, es gäbe dort eine Orangerie, die wie geschaffen dafür wäre und überdies eine hervorragende Akustik hat.«
»Warum geht James dann nicht zu Henry Burnet?«, fragte Flora spitz.
»Er hat im Augenblick viel zu viel um die Ohren. Wenn Burnet uns erlaubt, das Haus zu benutzen, wird James hingehen und sich die Räumlichkeiten noch einmal ansehen, aber Sie müssen erst einmal vorfühlen.«
»Ich habe auch viel um die Ohren! Sogar eine ganze Menge! Warum ausgerechnet ich? Ich bin nicht das einzige weibliche Mitglied des Chors.«
»Natürlich, das weiß ich, aber Sie sind Ihr eigener Chef, Flora. Sie können sich freinehmen, wann immer Sie wollen. Und Sie kennen den Besitzer.«
Wie sich herausstellte, konnte Flora sich jedoch nicht einfach freinehmen, wann immer sie wollte. In der Folge der Roadshow erhielt Stanza und Stanza eine unerwartete Anzahl von Anfragen, und bevor Flora es sich versah, war es sechs Uhr, und sie hatte noch keine Minute Zeit gehabt, um darüber nachzudenken, wie sie es anstellen sollte, Henry dazu zu bringen, ihr seine Orangerie zu leihen.
Erst am nächsten Morgen, nachdem sie einige Stunden mit dem Papierkram zugebracht hatte, der am vergangenen Tag liegen geblieben war, fand sie Zeit für diese Mission. Annabelle hatte Flora den Landrover am Tag nach dem Unwetter zurückgebracht - er war tatsächlich nur in dem Graben stecken geblieben, ansonsten aber vollkommen in Ordnung -, sodass Flora eigentlich nicht erwartete, Annabelle an einem Samstagvormittag in ihrem Büro zu sehen. Aber gerade als Flora gehen wollte, tauchte Annabelle plötzlich auf.
»Haben Sie Zeit, mit mir zu Mittag zu essen, Flora? Ich finde, das bin ich Ihnen schuldig, nachdem ich den Landy in den Graben gefahren habe. Charles war furchtbar wütend.«
»Oje, das wäre nicht nötig gewesen. Aber ich fürchte, wir müssen das Mittagessen auf einen anderen Tag verschieben, Annabelle. Ich muss noch etwas erledigen. Nächste Woche vielleicht?« Es schien ihr eine gute Idee zu sein, ein wenig mehr Abstand zwischen ihren gemütlichen Abend mit Annabelles Verlobten und einem zwanglosen Mittagessen zu zweit zu legen.
Annabelle wirkte ehrlich enttäuscht. »Wohin müssen Sie denn noch?«
»Geoffrey hat mich gebeten, ein großes Landhaus aufzusuchen, und ich muss mich persönlich darum kümmert.«
»Oh? Das ist ja interessant! Denken die Besitzer daran, etwas versteigern zu lassen? Nichts wäre besser für uns als eine richtige Landhausversteigerung. Das ist heutzutage natürlich etwas obsolet, aber es würde uns doch ganz gut anstehen.«
Bei dem Gedanken bekam Flora eine Gänsehaut. »Besser nicht. Es ist Henrys Haus.« Sie versuchte verzweifelt, sich auf einen guten Grund zu besinnen, warum sie allein hinfahren sollte. »Ich habe ihn seit einiger Zeit nicht mehr gesehen«, log sie. »Die Situation könnte ein wenig heikel sein.«
»Dann wäre es doch umso besser, wenn ich mitkäme, oder? Ich würde schrecklich gern einmal im Burnet House herumstöbern. Wie ich höre, soll es wunderschön sein. Ist es das?«
»Das weiß ich nicht! Ich war noch nie zuvor dort, aber wenn ich heute noch hinfahren will, sollte ich besser sofort aufbrechen. Noch mal vielen Dank, dass Sie den Landrover gerettet haben.«
»Keine Ursache. Immerhin war ich diejenige, die ihn in den Graben gefahren hat. War es in Ordnung, dass Charles vorgestern bei Ihnen übernachtet hat?«, fuhr Annabelle fort. Sie sah Flora mit einem leicht fragenden Blick an. Wollte sie wissen, ob irgendetwas »passiert« war?
Flora hatte nicht die Absicht, auf unausgesprochene Fragen zu reagieren. Außerdem würde Annabelle ihr womöglich die
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