Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
amüsanten Gesellschafter bezeichnet hätte, und verbannte ihn dann energisch aus ihren Gedanken. Sie mochte Henry, er war sehr attraktiv, und vor allem war er noch zu haben; daher war sie fest entschlossen, noch einmal zu schauen, ob sie sich nicht doch in ihn verlieben konnte.
Sie zog ihr hübschestes Kleid an, verwandte große Sorgfalt auf Frisur und Make-up und legte die Schuhe mit der Pfingstrose in eine Tasche. Ihre Mutter, die ein Quell leicht zweifelhafter Ratschläge war, hatte ihr immer eingeschärft, Schuhe dabeizuhaben, in denen sie im Zweifelsfall weglaufen konnte. Außerdem hatte sie ihr geraten, sich stets genug Geld für ein Taxi nach Hause in den BH zu stecken, falls sie von ihrer Handtasche getrennt werden sollte.
»Also?«, fragte sie Imelda, da sie sonst niemanden hatte, die sie in Sachen Mode beraten konnte. »Sehe ich gut aus?«
Imelda schnurrte pflichtschuldigst und wandte ihre Aufmerksamkeit dann Charles' Lieblingskätzchen zu, das offensichtlich dringend gründlich gereinigt werden musste.
»Ich nehme das mal als ein Ja«, sagte Flora und besprühte sich freizügig mit Parfüm; zu spät wurde ihr bewusst, dass es ein sehr schwerer, erotischer Duft war, den man am besten sparsam auftrug. Sie zuckte die Schultern und ging die Treppe hinunter, um auf Henry zu warten. Sie hatte ihm eine Wegbeschreibung gefaxt, die Geoffrey ihr hilfsbereit, aber widerstrebend gezeichnet hatte.
Sie hätte kaum Zeit gehabt, die Kissen aufzuklopfen und die verwelkten Blumen in den Kamin zu werfen, als sie auch schon Henrys Wagen vorfahren hörte.
»Dann sind Sie mit der Wegbeschreibung also gut zurechtgekommen?«
»Sehr gut.« Er küsste sie auf die Wange. »Hm. Sie riechen himmlisch.«
»Sie riechen selbst gut. Wollen wir gehen?« Sie griff nach ihrem Pashmina-Schal und den Hausschlüsseln, verabschiedete sich von Imelda und zog dann die Haustür hinter sich zu. Henrys Wagen war ein alter Jaguar XK 120. »Hm. Schöner Wagen«, murmelte sie und dachte dabei, dass das genau die Art von Wagen war, die zu Henry passte.
»Ich fürchte, es ist ein ziemliches Klischee. Ich habe ihn in einem Anfall von Rebellion gekauft, nachdem Natascha mich verlassen und den größten Teil meiner irdischen Habe mitgenommen hatte. Das hier stellt den größten Teil dessen dar, was übrig geblieben ist. Aus fünfzehnter Hand natürlich.« Er öffnete die Beifahrertür, und Flora schob sich auf den Sitz.
Das »Grantly Manor« hielt, was sein Name und sein Ruf versprachen - ein altehrwürdiges Haus abseits der Straße, das man über eine alte Kutschenauffahrt erreichte. Kaum waren sie vorgefahren, erschien auch schon ein junger Mann, der den Wagen für sie parkte. Flora war beeindruckt. Henry investierte einen Gutteil dessen, was er für den Wagen nicht ausgegeben hatte, um sie stilvoll auszuführen.
»Es wäre besser, wenn er Sie anschließend nach Hause fahren würde«, meinte er, nachdem er dem jungen Mann seine Schlüssel übergeben hatte, »aber ich vermute, das wäre ziemlich teuer.«
»Wenn Sie wollen, könnte ich fahren. Das ist ein sehr schöner Wagen.«
»Nicht dass ich Ihnen nicht vertrauen würde, Flora, aber er ist nur versichert, wenn ich ihn persönlich fahre.« Sein Grinsen bekam etwas Verwegenes. »Außerdem kann ich Sie auf diese Weise mit Alkohol verwöhnen und selbst stocknüchtern bleiben.«
»Nicht dass ich Ihnen nicht vertrauen würde, Henry, doch ich glaube nicht, dass ich allzu viel trinken werde.«
Er lachte und geleitete sie in eine vertäfelte Bar, die mit bequemen Sofas und kleinen Tischen möbliert war. Obwohl es Sommer war und keineswegs kalt, glomm in dem riesigen Kamin ein kleines Holzfeuer.
»Das ist ja zauberhaft!«, bemerkte Flora. »Ich liebe Feuer im Sommer. Das ist irgendwie so dekadent.«
»Man legt hier großen Wert auf die Einzelheiten. Ich denke, das ist das Geheimnis eines jeden wirklich guten Hotels oder Restaurants. Also, was darf ich Ihnen anbieten? Ein Glas Champagner?«
»Hm, das wäre wunderbar.« Flora lächelte und lehnte sich in den Kissen zurück.
Henry brachte mit den Drinks auch die Speisekarten. Flora nahm ihre Karte entgegen.
»Wie wärs mit einer Portion Austern?«, schlug Henry vor.
Sie blickte ihn über den Rand ihrer Speisekarte hinweg an. »Ich glaube nicht, dass ich ein Aphrodisiakum möchte.«
Er lachte. »Ich dachte, Austern würden nur bei Männern wirken.«
»Ich nehme den geräucherten Lachs, da ich keinen Platz für Nachtisch lassen möchte.« Sie sah
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