Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
ihn an. »Meine Mutter hat ein altes Kochbuch, in dem steht: ›Vertraue niemals einem Mann, der Apfelklöße zurückweist.««
»Das tue ich niemals. Stehen welche auf der Speisekarte?«
»Nein, deshalb kann ich Sie auch nicht auf die Probe stellen. Ich habe jemand anderen sagen hören: ›Vertraue niemals einem Mann, der eine Picknickausrüstung besitzt.‹ Haben Sie eine?«
»Ich glaube nicht.« Henry heuchelte Besorgnis. »Es könnte aber eine auf dem Dachboden stehen. Ich bin mir nicht sicher.«
»Oh, wenn es so ist, geben Sie sie zur Versteigerung. Wenn sie vollständig sind, verkaufen sie sich manchmal recht gut. Das hat Geoffrey, ein Kollege, mir erst kürzlich erzählt.«
»Ich habe Sie nicht hierhergebracht, um über Ihre Arbeit zu reden, Flora. Überlegen Sie lieber, was Sie essen wollen.«
»Perlhuhn klingt interessant.«
»Eigentlich klingen sie nicht interessant, sie geben lediglich ein ziemlich langweiliges Gackern von sich.«
»Ich meine, interessant zu essen! Aber wir sollten uns nicht ablenken lassen. Die Kellnerin wird gleich wieder da sein. Es ist grässlich, wenn Gäste sich nicht entscheiden können, weil sie miteinander plaudern. Ich habe mal als Kellnerin gearbeitet«, fügte sie hinzu, »also weiß ich Bescheid.«
Als sie schließlich gewählt hatten, fragte die Kellnerin, die so aussah, als arbeitete sie tagsüber als Fotomodell, ob sie draußen essen wollten. »Wir haben einige Tische vorbereitet. Es ist sehr hübsch dort.«
»Das klingt wunderbar«, sagte Flora. »Was meinen Sie, Henry?«
»Wenn es Ihnen gefällt, werden wir dort essen.«
Man begleitete sie zu einem Tisch nicht weit von den Terrassentüren. Es war ein herrlicher Sommerabend. Die Luft roch nach Jasmin und Pfeifenstrauch, und Pfaue stolzierten einher, deren heisere Schreie sich in das Gemurmel der Gäste mischten.
Henry hatte noch mehr Champagner bestellt. »Ich trinke nur ein Glas, also kann es geradeso gut das Beste vom Besten sein. Auf Sie.«
Als Flora ihm zuprostete, sah er sie mit funkelnden Augen an. Er war wirklich sehr attraktiv, auf eine verwegene, augenfällige Art und Weise, und da Flora immer noch fest entschlossen war, sich Mühe zu geben, schüttelte sie sich mit einem koketten Lächeln das Haar aus dem Gesicht.
Sie waren gerade bei der Vorspeise, als Charles und Annabelle direkt neben ihnen auftauchten. Flora hatte die Ellbogen auf den Tisch gestützt und erklärte Henry, wie aufregend die Arbeit für ein Auktionshaus war. Sie war sehr lebhaft, hatte leicht gerötete Wangen, und der Träger ihres Kleides war ihr über die Schulter gerutscht.
»Oh«, meinte Charles. »Hallo, Flora.«
Annabelle, die einen Schritt hinter ihm stand, rief: »Überraschung! Wir waren schrecklich neidisch bei dem Gedanken, dass Sie an diesem wunderschönen Sommerabend hier sitzen, und dachten, wir gönnen uns auch etwas. Es war Charles' Idee.«
»Ach, wirklich?«, erwiderte Flora trocken. Sie war ganz und gar nicht begeistert, die beiden zu sehen. »Sie haben einfach den plötzlichen Drang verspürt, hierherzukommen, Charles?«
»So ist es«, erklärte er ziemlich hölzern.
»Heute Abend?«
»Ja, heute Abend.« Er hatte immerhin den Anstand, ein wenig verlegen dreinzublicken; er wusste offensichtlich, dass ihr klar war, warum er hier war: um ein Auge auf seine Cousine und den Schürzenjäger zu werfen, vor dem er sie seiner Meinung nach beschützen musste. Wahrhaftig, dachte Flora gereizt, was glaubte er eigentlich, in welchem Jahrhundert er lebte?
Henry hatte sich bereits erhoben. Flora sprang nun ebenfalls von ihrem Stuhl auf und verlor dabei einen Schuh. »Schön. Was für eine ... äh ... Überraschung! Darf ich Ihnen Henry vorstellen? Henry Burnet, Charles Stanza.«
»Wir kennen einander bereits«, meinte Charles und drückte Henry so fest die Hand, dass es auf eine Kraftprobe hinauslief.
»Henry, das ist Annabelle, Charles' Verlobte«, fuhr Flora fort, die darauf vertraute, dass Annabelle sich ein wenig freundlicher zeigen würde.
»Wir kennen einander ebenfalls schon, Henry.« Annabelle war, was ihre äußere Erscheinung betraf, Floras Anweisungen gefolgt und sah beinahe glamourös aus. »Wir haben uns bei den Williams-Ellis' kennen gelernt - erinnern Sie sich?«
»Wie könnte ich das vergessen?« Henry beugte sich über Annabelles Hand. Dann blickte er zu Flora auf. »Haben Sie mir nicht vertraut?«
»Natürlich!« Wie peinlich! »Annabelle, ich habe Sie doch nicht gebeten herzukommen,
Weitere Kostenlose Bücher