Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
etwas ist ihr noch nie zuvor passiert.«
»Oh, hm. Wahrscheinlich leidet sie am prämenstruellen Syndrom.«
»Was?« Charles war sichtlich entsetzt.
»Haben Sie noch nie davon gehört? Es betrifft Frauen ...«
»Ich weiß genau, was das ist. Vielen Dank. Annabelle hat damit keine Probleme!«
»Nun, wahrscheinlich war sie abgelenkt. Von einer Katze oder etwas Ähnlichem. Völlig verständlich.«
»Wie dem auch sei, der Schaden ist nur sehr geringfügig. Sie werden Ihren Wagen in wenigen Tagen zurückhaben.«
»Ich weiß. Das haben wir alles bereits besprochen.«
»Ich muss schon sagen, Sie nehmen das alles sehr gelassen auf.« Er musterte sie verwirrt.
Flora dachte bei sich, dass ihre Gelassenheit relativ war - weil andere Leute heftiger reagiert hätten -, aber sie entgegnete: »Nun, der Wagen gehört nicht mir. Warum sollte ich mir also darüber den Kopf zerbrechen?«
»Der Wagen gehört Ihnen gar nicht!« Charles war sofort wieder auf hundertachtzig. »Wem gehört er dann?«
»Meinen Eltern. Aber es ist wirklich kein Problem«, versicherte sie zum zehnten Mal. »Die beiden sind auch nicht übermäßig empfindlich, was Autos betrifft.«
»Dasselbe gilt für mich, aber Reparaturen kosten Geld!«
»Ich hoffe, Sie haben Annabelle deswegen nicht angeschrien.«
»Ich schreie nie!«, sagte er sehr laut.
»Nein, natürlich nicht«, antwortete Flora und blickte aus dem Fenster.
»Vielleicht manchmal, wenn man mich sehr herausfordert.«
»Seien Sie versichert, ich werde Sie niemals herausfordern, Charles«, erklärte sie und fragte sich, wie um alles in der Welt sie miteinander auskommen sollten. »Es ist sehr freundlich von Ihnen, mich zu fahren«, fügte sie rasch hinzu, um das Gespräch wieder auf das Niveau langweiliger Höflichkeit zu lenken. »Und vor allem ist es wirklich freundlich, dass Sie mir das Ferienhaus leihen.«
»Es ist Annabelles Cottage. Ich springe nur ein, wenn man Leitern benötigt oder schwer tragen muss.«
Flora fragte sich, in welche dieser Kategorien sie selbst fallen mochte. Alles in allem bevorzugte sie es, eine Leiter zu sein.
»Sie hätte Sie selbst hingebracht«, fuhr er fort, »aber sie hasst den Landrover. Sie ist auf eine Tasse Tee nach Hause gefahren.«
»Gute Idee«, murmelte Flora und verspürte plötzlich ihrerseits ein heftiges Verlangen nach einer solchen Stärkung.
»Das Cottage ist sehr einfach eingerichtet, aber wenn Sie wirklich bleiben wollen, wären Sie unterm Strich besser bedient mit einem Fahrzeug mit Vierradantrieb.«
»Ich werde schon klarkommen. Ich möchte nicht noch einen Wagen kaufen.«
»Die Firma könnte Ihnen womöglich einen passenden Wagen zur Verfügung stellen. Tatsächlich werden wir genau das tun, falls die Reparaturen an Ihrem Auto zu lange dauern sollten. Den Landrover würden Sie nicht fahren wollen.«
»Ach nein?«
»Er ist sehr schwer.«
Flora seufzte. Würde sie jemanden aus einem brennenden Gebäude retten müssen, um Charles davon zu überzeugen, dass sie im Leben und mit Autos ganz gut zurechtkam?
Vielleicht aus reiner Solidarität begann Imelda wieder zu miauen.
»Sie ist aber ziemlich beharrlich«, meinte Charles mit einem Blick über die Schulter zu dem Katzenkorb hinüber. »Das muss man ihr lassen.«
»Sie ist seit Stunden in diesem Ding eingepfercht, das arme kleine Schätzchen«, erinnerte Flora ihn. »Wenn es eine andere Möglichkeit gegeben hätte, hätte ich sie nicht mitgenommen, das versichere ich Ihnen.«
»Es wäre besser gewesen, wenn sie nicht trächtig wäre«, bemerkte Charles.
»Ja. Unglücklicherweise war sie aber schon trächtig, als ich sie bekam.«
»Und könnte derjenige, von dem Sie sie bekommen haben, sie nicht zurücknehmen? Unter den gegebenen Umständen ...«
»Eigentlich nicht. Es war nämlich der Grand Union Canal. Ich habe sie aus dem Wasser gefischt; sie trieb in einer Einkaufstüte den Kanal hinunter.«
»Ah.« Er hielt inne. »Tut mir leid. Das wusste ich nicht. Sie machen auf mich nicht den Eindruck eines Menschen ...« Er brach abermals ab, als wollte er es vermeiden, sie irgendwie zu kränken.
»Eines Menschen, der Katzen in Einkaufstüten rettet?«
»Oh nein.« Er runzelte die Stirn. »Sie sehen genauso aus wie jemand, der so etwas tun würde, sentimental und mit einem furchtbar weichen Herzen. Ich meinte, Sie wirken nicht wie ein Mensch, der dem Kanal freiwillig auch nur in die Nähe kommen würde.«
Trotz seines beleidigenden Benehmens erheitert, beeilte sie sich, ihn zu
Weitere Kostenlose Bücher