Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
kann Ihnen nichts passieren! Und jetzt Schluss mit der Panik!«
Flora ging in den Garten, um Blumen für das Zimmer ihrer Mutter zu pflücken. Sie würde am Abend aus London ankommen, und dann sollte alles perfekt sein. Flora hatte bereits Rosen, Frauenmantel und malvenfarbene Geranien für das Wohnzimmer und das Badezimmer arrangiert. Jetzt wollte sie noch etwas besonders Filigranes für den kleinen Kaminsims im Schlafzimmer.
»Ihr könnt von Glück sagen, dass ich euch nicht alle dazu zwinge, Schleifen um den Hals zu tragen«, erklärte sie den Kätzchen, die ungeheuer gewachsen waren und ausgelassen durchs Haus sausten. Flora dachte mit einigem Unbehagen an den Tag, an dem sie Annabelle die Sache mit den Vorhängen würde erklären müssen. Die kleinen Tiere waren so oft daran hochgeklettert, dass die Vorhänge jetzt ein wenig ausgefranst und auch nicht mehr richtig in Form waren. Das Sofa hatte sie mit Überwürfen geschützt - ein wenig zu spät zwar, aber sie konnte die Überwürfe dalassen, und mit ein wenig Glück würde Annabelle sie vielleicht niemals abnehmen.
Jetzt watete sie durch das Gewusel der Kätzchen, um in den Garten zu gelangen. »Ich werde wohl bald ein Zuhause für euch finden müssen, jedenfalls für die beiden von euch, die nicht bei Onkel Geoffrey und Tante Edie leben werden. Und einen von euch werde ich vielleicht behalten.« Sie seufzte. Charles hatte zwar irgendwann einmal gesagt, dass er den kleinen Schwarzen nehmen wolle, aber in letzter Zeit hatte er kein Wort mehr darüber verloren.
Als sie über die Barrikade kletterte, die sie errichtet hatte, damit die Tiere nicht nach draußen entwischen konnten, überlegte sie, ob Gespräche mit Kätzchen auf der Skala des Wahnsinns auf den gleichen Wert kamen wie Selbstgespräche. Eindeutig nicht, befand sie, Tiere waren lebendig. Nun ja, das war sie auch.
Nachdem sie im Garten alles gepflückt hatte, was sie an winzigen Blumen finden konnte, arrangierte sie einen kleinen Strauß und stellte ihn in den Milchkrug aus einem Puppen-Teeservice. Sie hatte das Service bei einem weiteren Ausflug auf einem Flohmarkt erstanden. Es war nicht komplett, aber dafür hatte es auch nur zwei Pfund gekostet, und es war wie geschaffen für diesen Zweck. Ihre Mutter würde begeistert sein; sie hatte eine Leidenschaft für winzige Dinge.
In der Küche hatte Flora alle Zutaten für ein wunderbares Abendessen bereitstehen. Im Kühlschrank warteten zwei Flaschen Sauvignon blanc aus Neuseeland, die der nette Mann in der Weinhandlung ihr empfohlen hatte.
Nachdem es Flora mit einiger Mühe gelungen war, die Kätzchen im Haus festzusetzen, kehrte sie in den Garten zurück. Es war ein wunderbarer Abend, und sie überlegte, dass es schön wäre, an dem kleinen Tisch zu essen, den Charles ihr nach ihrer Ankunft hergebracht hatte. Dieser Tag schien ein halbes Leben zurückzuliegen, und in gewisser Weise stimmte das auch - ihr Leben hatte sich seither unwiderruflich verändert.
Endlich sah Flora einen Wagen kommen, und sie eilte hinaus, um ihre Mutter zu begrüßen.
»Entschuldige, Liebes, ich habe mich ein wenig verfahren«, sagte ihre Mutter beim Aussteigen und drückte ihre Tochter dabei so fest an sich, dass Flora kaum noch Luft bekam.
»Mummy!«, rief Flora und verfiel damit in eine Anrede, die sie seit Jahren nicht mehr benutzt hatte. »Es ist so schön, dich zu sehen!« Flora hielt ihre Mutter ein kleines Weilchen länger fest als gewöhnlich, denn sie hatte ein wenig zu weinen begonnen und wollte nicht, dass ihre Mutter es sah. Sie wollte zu hundert Prozent die erwachsene Tochter sein.
»Gib mir deine Tasche. Oh, ich freue mich so, dich hier zu haben!«
Hermione Stanza sah sich um. »Nein, wie hübsch das alles ist! Liebling, kein Wunder, dass du hier so glücklich bist.« Sie warf ihrer Tochter einen schnellen Blick zu und runzelte die Stirn.
Hoffentlich sieht sie nicht, dass ich nicht gut geschlafen habe, dachte Flora. Sie hatte sich in ihren E-Mails und am Telefon solche Mühe gegeben, uneingeschränkte Begeisterung zu verströmen, und sie wollte ihrer Mutter von Angesicht zu Angesicht nichts anderes vermitteln. Schließlich war ihr vager, unterschwelliger Kummer vollkommen unlogisch. Es wäre nicht fair gewesen, ihre Mutter damit zu belasten, die ihr doch nicht helfen konnte.
»Komm ins Haus. Ich habe eine Flasche Wein im Kühlschrank. Meine Güte, diese Tasche ist aber schwer! Was hast du denn da drin?«
»Eine Flasche Wodka, etwas Gin und
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